Unternehmen & Märkte

Die Wurzeln der Obstbäume

Steffen Lodder sorgt im Münsterland dafür, dass Obstbauern in vielen Ländern der Welt genau die passenden Obstbäume produzieren können. (Von Britta Zurstraßen)
Steffen Lodder
Steffen Lodder prüfte Anfang Mai die noch zarten Sämlinge auf den rund 60 Hektar Quartieren. In der Hand hält er die ausgewachsenen Unterlagen vom Vorjahr. © Grundmann/IHK
Rund 4,5 Millionen kleine Obstunterlagen wachsen jährlich auf den Feldern der Lodder Unterlagen GmbH in Hiddingsel. Jede von ihnen ist die Wurzel, die sogenannte Unterlage, für einen zukünftigen, ganz speziellen Obstbaum. Die vor gut 65 Jahren gegründete Baumschule bewirtschaftet Steffen Lodder, Enkel des Gründers, heute als einen spezialisierten Produktionsbetrieb von Veredlungsunterlagen für Obst und Rosen. Die Bezeichnung „Unterlage“ ist für einen Laien schnell missverständlich. „Die englische Bezeichnung 'Fruit-Tree-Rootstock' - Obstbaum-Wurzelstock - trifft es etwas deutlicher“, erklärt der Geschäftsführer des international ausgerichteten Unternehmens. „In den Wurzeln unserer jedes Jahr neu gezogenen Unterlagen stecken die Informationen, wie hoch oder groß der Obstbaum später wird, ja sogar wieviel Früchte er mal tragen wird.“
Lodders Kunden sind die Inhaber von Sortiments- und Obstbaumschulen, die seine Unterlagen veredeln und damit den für ihre Kunden passenden Baum bilden. „Wenn zum Beispiel ein Obstbaumproduzent für den Wiederverkauf an einen Apfelbauern die Unterlagensorte Sorte „Bittenfelder“ mit einer Stammhöhe von bis zu zwei Metern und einem hohen Ertrag haben möchte, bekommt er sie bei uns in der gewünschten Menge“, erklärt Lodder seinen Part zu Beginn des Obstanbaus. „Unterlagen für den industriell produzierenden Obstbauern haben ein schwaches Wachstum, da dieser niedrige Bäume bevorzugt, um sie ohne Leiter ernten zu können“, erläutert der Obstbaumspezialist.

Export in alle Klimazonen

Das Unternehmen in Nord-Westfalen hat die „Wurzeln“ von verschiedenen Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Pfirsichen und Aprikosen im Programm. Von großen Baumschulen würden schon mal ausschließlich 100.000 Apfel-Unterlagen bestellt. Seine Kunden müssten genau wissen, für welche Endkunden sie welche Bäume produzieren wollen. „Wenn sie 3000 junge Obstbäume an eine Plantage liefern, die sie aus unseren Unterlagen gezogen haben, müssen die Bäume schon im ersten Jahr Ertrag liefern“, beschreibt er das Geschäft. Zu jeder Obstart gibt es an die unterschiedlichen Regionen angepasste Unterlagen. Steffen Lodder exportiert weltweit in Klimazonen, die der westfälischen Region gleichen. Rund 50 Prozent gehen ins Ausland, vor allem in die EU, nach Südosteuropa, Kanada und in die USA. „Auch Russland und die Ukraine waren große Absatzmärkte“, sagt er.

50 Kilo Apfelkerne gesät

Lodders Vorlieferanten für die Saat, aus denen er die Unterlagen zieht, sind unter anderem professionelle Betreiber von Streuobstwiesen. „Im Mai haben wir rund 50 kg vorbehandelte Apfelkerne in den Boden gesät“, beschreibt der Geschäftsführer die Arbeit im Betrieb. Die Sämlinge sind dann mit 60 bis 100 Zentimetern kräftig genug, um veredelt zu werden. Die Ernte geht dann für die 45 festangestellten Mitarbeiter, darunter fünf Gärtner sowie angelernte Kräfte, wieder ab Oktober los.