Eigenkapital

Großprojekt mit Landesbürgschaft

LUEB+WOLTERS hat eine komplette Standortverlagerung realisiert. (Von Daniel Boss)
Johannes Baier hätte niemals gedacht, dass er eines Tages auf eine Landesbürgschaft zurückgreifen würde. „Ich habe unser Finanzierungsvorhaben nicht als typischen Fall für dieses Instrument eingeschätzt“, sagt der Geschäftsführer der LUEB+WOLTERS GmbH & Co. KG in Borken. Der Baufachhandel versorgt seit vielen Jahrzehnten sämtliche Gewerke des Handwerks in der Region. Ein Drittel des Umsatz wird zudem mit dem Projektgeschäft mit Türen generiert: Bundesweit statten die Borkener unter anderem Hotels, öffentliche Gebäude und Wohnkomplexe aus. Es ist ein klassisches Familienunternehmen. Johannes Baier und seine Frau Nina als Gesellschafterin bilden die vierte Generation. Ihr Vater Ortwin Wolters ist vor rund zwölf Jahren in den Ruhestand gegangen. 
Johannes Baier
Johannes Baier, Geschäftsführer der LUEB+WOLTERS GmbH & Co. KG in Borken, fand in der Bürgschaft die beste Lösung für sein Vorhaben. © IHK
2016 fasste das Ehepaar den finalen Entschluss, das Geschäft auf eine neue Ebene zu heben. „Wir hatten uns vorgenommen, das Baufachzentrum im Münsterland zu werden“, sagt der Geschäftsführer. Am alten Standort schien das jedoch unmöglich. „Der Platz reichte nicht. Außerdem waren Bausubstanz und Technik in die Jahre gekommen.“ Also fiel die Wahl auf einen Neustart auf der grünen Wiese. LUEB+WOLTERS erwarb eine Fläche an der Landwehr. Mit fast 50.000 Quadratmetern bedeutete es eine Verdopplung gegenüber dem Status quo. Für den „Sprung ins 21. Jahrhundert“, wie Johannes Baier es nennt, waren 15 Millionen Euro eingeplant. Vorgesehen war ein Neubau mit Lager, Logistikzentrum und modernen Ausstellung. 
Elf Millionen Euro sollten über eine Finanzierung laufen. „Das ist natürlich eine Hausnummer“, sagt der Unternehmer. Um ein Projekt in dieser Höhe zu stemmen, schlug die Hausbank die Landesbürgschaft in Höhe von fünf Millionen Euro vor. Davon wurde Johannes Baier, wie er zugibt, „eiskalt erwischt“. Denn die Rahmenbedingungen passten: „Wir hatten keine Bankschulden, klare Eigentumsverhältnisse und dauerhaft stabile Ergebnisse.“ Weitere Sicherheiten hielt er zunächst nicht für erforderlich. Nachdem er sich eine Weile mit der Materie befasst hatte, kam er allerdings zu dem Schluss, dass die Bürgschaft sicherlich die beste Lösung sei. „Die Finanzierung sollte so schnell wie möglich stehen. Wir wollten die Neueröffnung durch die Suche nach Alternativen keinesfalls um Jahre hinauszögern.“ Also brachte das Team in einem Rekord-Tempo alle erforderlichen Unterlagen zusammen, um sie in Düsseldorf einzureichen. Die IHK Nord Westfalen gab, wie in solchen Fällen üblich, eine Stellungnahme ab. 
Der Hintergrund: Bei kleineren Bürgschaften ist die Bürgschaftsbank Nordrhein-Westfalen erste Ansprechpartnerin. Hier geht es um abzusichernde Ausfälle von bis zu 80 Prozent, maximal jedoch 1,25 Millionen Euro. Bei höheren Summen bürgt NRW direkt mit Landesbürgschaften. Auch hier sind bis zu 80 Prozent des Ausfallrisikos abgedeckt. Die Beantragung läuft über die kreditgebende Bank. Das weitere Procedere liegt - im Auftrag des Landes - in den Händen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). In Düsseldorf trug Johannes Baier das Projekt vor und überzeugte das ausschlagende Gremium. Das war kurz vor Heiligabend 2018. Der erste Spatenstich war zu diesem Zeitpunkt bereits gesetzt. „Dieses Risiko sind wir eingegangen“, sagt Johannes Baier. „Schließlich sind wir ein kerngesundes Unternehmen.“ Im April danach erfolgte die Freigabe der Landesbürgschaft. 
Inzwischen steht der Neubau seit gut zwei Jahren. Johannes Baier ist sehr zufrieden. „Wir entwickeln uns dank der verbesserten Rahmenbedingungen noch besser als erhofft.“ Er geht davon aus, dass er die Landesbürgschaft bald zurückgeben kann.