Gründungszuschuss

Gründungszuschuss für den Spiele-Traum

Von "Malefiz" bis "Siedler": Helge Coenen hat sich erfolgreich selbständig gemacht. (von Daniel Boss)
Helge Coenen ist eine Spielernatur. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass er risikoreich „zockt“, sondern dass er Gesellschaftsspiele aller Art seit Kindertagen liebt. Für den Besuch der Essener Spielemesse nahm er sich jedes Jahr einige Tage Urlaub. So groß ist die Leidenschaft für Würfel, Karten und Figuren, dass der 49-Jährige sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Vor drei Jahren eröffnete er in Gelsenkirchen-Buer das „Brettspiel-Kontor“, einen Spiele-Laden auf rund 70 Quadratmetern. „Das hatte ich schon lange vorgehabt“, erzählt er im Rückblick. Als sein Arbeitsplatz als Chemielaborant durch Standortschließung wegfällt, sieht er darin eher eine Chance als ein Unglück. Zwar bietet ihm das Arbeitsamt einige Stellen in seinem erlernten Beruf an, doch Helge Coenen lehnt dankend ab. Stattdessen präsentiert er sein spielerisches Geschäftsmodell und beantragt einen Gründungszuschuss.  

6 Monate Förderung

Mit diesem Werkzeug unterstützt die Arbeitsagentur Arbeitslose auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Der Zuschuss wird sechs Monate lang in Höhe des letzten Arbeitslosengeldes gezahlt. Zusätzlich bekommt der Arbeitslose für diesen Zeitraum 300 Euro monatlich. Sie sollen der sozialen Absicherung dienen. Eine zweite Förderphase (von dann neun Monaten) mit dem gleichen Betrag ist möglich. Zu den Voraussetzungen gehört, dass ein Restanspruch auf Arbeitslosengeld von mindestens 150 Tagen besteht. „Man darf also nicht trödeln“, warnt Helge Coenen. Eine gute Vorbereitung sei das A und O. „Die wesentlichen Infos hatte ich mir schon vor meinem ersten Termin beim Arbeitsamt zusammengestellt.“ 
Tragfähigkeit nachweisen
Für den Gründungszuschuss musste Helge Coenen - nach 30 Jahren im Angestelltenverhältnis - die Tragfähigkeit der Existenzgründung nachweisen und über entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten zur Ausübung der selbstständigen Tätigkeit verfügen. Der Neugründer aus Buer besuchte unter anderem einen Kurs zum Thema Steuern. Bei der Erstellung des Businessplans half ihm ein Berater. Ob das jeweilige Projekt Hand und Fuß hat, entscheidet die Agentur für Arbeit auch auf Basis einer Stellungnahme von fachkundiger Stelle. Dazu gehört die IHK Nord Westfalen. Sie unterstützte Helge Coenen bei der Antragstellung. Sein Antrag auf Gründungszuschuss wurde bewilligt. Auch die Bank war von seinem Businessplan überzeugt. Kredit plus Erspartes ergab das nötige Startkapital. 

Spieletrend im Lockdown

Das Brettspiel-Kontor hat sich etabliert. Mittlerweile bietet Helge Coenen rund 2.200 verschiedene Artikel in seinem Laden an. Die Auswahl hat er immer weiter vergrößert. Einen Online-Shop betreibt er ebenfalls. „Der Großteil der Ware geht aber nach wie vor über den Ladentisch“, sagt er. Die Altersspanne der Kundenklientel könnte auf einem Spiele-Karton stehen: „von 0 bis 99 Jahre“. Das Gros der Stammkunden ist jenseits der 18. Ihre Treue habe ihm durch die Lockdown-Zeit geholfen, erzählt der Einzelhändler. Grundsätzlich habe die Pandemie den Spiele-Trend noch einmal verstärkt; „er war aber bereits in den Vorjahren deutlich spürbar“.  
Die Bandbreite reicht von sogenannten Partyspielen bis hin zu vertrackten Aufgaben, die Spezialisten mehrere Stunden lang beschäftigen. Klassiker wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Malefiz“ erfreuen sich laut Coenen ebenfalls einer beständigen Beliebtheit. Für ältere Menschen gibt es seniorengerechte Versionen von Rommé und Co. - „mit extra großen Steinen“. So muss er stets das Neue im Blick haben, ohne das Bewährte zu vernachlässigen. Das gilt auch für den Jargon der Spiele-Fans. So kürzen beispielsweise ältere Jahrgänge eine Brettspiel-Legende nach wie vor mit „Siedler“ ab. „Die Jüngeren aber sagen ,Catan’“, erzählt Helge Coenen.