Praxis & Ratgeber

Auf Umwegen zum Unternehmer

Dirk Kuper hat zwar mit der Übernahme des Unternehmens Neuland betreten, doch das Geschäftsfeld war ihm immerhin vertraut. Denn nach seiner Schulzeit hatte er eine dreijährige Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe absolviert und 1996 die Meisterprüfung im Bereich der Wasseraufbereitung abgelegt. „Drei Jahre habe ich meinen erlernten Beruf ausgeübt und umfassende praktische Erfahrungen rund um Wasseraufbereitung, Hygiene, Reinigung und Desinfektion gesammelt“, erzählt Kuper. ​​​​​​​Dennoch schlug er im Jahr 2000 eine völlig andere Richtung ein und ließ sich bei der Stadt Ibbenbüren als Vollziehungsbeamter ausbilden. 13 Jahre lang war er in der Zwangsvollstreckung zur Durchsetzung öffentlich-rechtlicher Ansprüche wie Abgaben, Gebühren, Beiträge und Steuern tätig. „Man steht zwischen Gläubiger und Schuldner und lernt viele bewegende Einzelschicksale kennen“, berichtet Kuper.
Ulrich Goldbeck, den Gründer und Inhaber der gleichnamigen Firma, traf Kuper zufällig. Und als dieser ihm eine neue berufliche Perspektive als Betriebsleiter anbot, zeigte Kuper sich sehr aufgeschlossen. Dem Firmengründer Ulrich Goldbeck wiederum war es wichtig, frühzeitig die Weichen für einen reibungslosen Führungswechsel zu stellen und seine Nachfolge bereits einige Jahre vor seinem Renteneintritt sorgfältig zu planen.
Seit über 40 Jahren entwickelt die Firma Goldbeck Lösungen im Bereich der Wasseraufbereitung und Hygiene für Schwimmbäder, Wasserwerke, Kläranlagen, Industriebetriebe, Hotels oder Altenheime. Für Dirk Kuper ein durchaus vertrautes Terrain.
Kuper konnte sich, da im öffentlichen Dienst beschäftigt, beurlauben lassen und im September 2012 in das Unternehmen eintreten. „Das war für mich eine einmalige Chance, aus dem Arbeitsprozess auszusteigen und den Arbeitsalltag im Unternehmen Goldbeck kennenzulernen. Es war eine tolle Erfahrung, Verantwortung zu übernehmen und eigenständig Entscheidungen zu treffen. So habe ich mich während meiner Tätigkeit als Betriebsleiter mit der möglichen Übernahme des Unternehmens angefreundet“, blickt Kuper zurück.
Und dennoch ein Schritt, den Kuper nicht ohne professionelle Begleitung hätte gehen wollen, denn er kannte die andere Seite der Medaille zur Genüge: „In meiner Zeit als Vollziehungsbeamter habe ich nur Unternehmen kennengelernt, die gescheitert sind. Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man Beiträge nicht bezahlen kann oder Ärger mit der Kommune hat.“ Für Kuper stand von Anfang an fest, dass er in diese Situation gar nicht erst geraten will.
Deshalb hat Dirk Kuper seine Unternehmensübernahme mit fachmännischer Unterstützung durch die IHK, die Kreissparkasse Steinfurt und die Steuerberaterkanzlei ImplusPartner vorbereitet. „Alle haben mir ganz klar die unternehmerischen Risiken aufgezeigt und sehr offen kommuniziert. Die beste Beteiligung fange bei 100 Prozent an, hat mich mein IHK-Fachberater schließlich überzeugt“, erinnert sich Kuper. Aufgrund der fachlichen Stellungnahme seitens der IHK zur geplanten Firmenübernahme hat Dirk Kuper einen Beratungskostenzuschuss und öffentliche Fördermittel erhalten. „Von Finanzierung und Steuerrecht hatte ich anfangs überhaupt keine Ahnung. Dank der engmaschigen Betreuung konnten diese Lücken schnell geschlossen werden. Ich habe mich immer ausgezeichnet beraten und über vielfältige Fördermöglichkeiten sehr gut aufgeklärt gefühlt.  Das war eine tolle Unterstützung“, resümiert Dirk Kuper.
Vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten – inzwischen hat sich Dirk Kuper in seiner Chef-Rolle gut eingelebt. In den ersten Monaten hat der neue Inhaber in die Modernisierung des Empfangsbereichs und in neue Firmenschilder investiert. „Die Firma Goldbeck soll meine Handschrift tragen und ein neues Gesicht bekommen. Wir wollen weiterhin kompetenter Ansprechpartner für die öffentlichen Bäder und zunehmend auch für Privatkunden sein und uns gleichzeitig mit der Abwasseraufbereitung ein zweites Standbein schaffen“, blickt der Neuunternehmer Dirk Kuper nach vorn. Wenn auch für seine Leidenschaft Feuerwehr derzeit zu wenig Zeit bleibt, steht Kuper voll und ganz hinter seiner Entscheidung: „Es war ein wohlüberlegter Schritt, den ich dank der kompetenten Beratung und professionellen Begleitung durch die IHK Nord Westfalen detailliert planen und schließlich zuversichtlich gehen konnte.“