Power durch Poller

Ein gutes Thekengespräch zwischen zwei Ingenieuren: Das kann schon mal in einer Unternehmensgründung enden. Umso besser, wenn die Welt danach etwas sicherer wird.
Andreas Rosery und Jürgen Weitkamp, Geschäftsführer der in Heek ansässigen PollerMax GmbH, kommen aus dem Sondermaschinenbau. Kein Wunder also, dass die beiden Freunde auch am Tresen schnell zu technischen Themen finden. Ein Gespräch vor rund acht Jahren bezog sich auf ein Ereignis, das nicht nur die beiden Familienväter, sondern das ganze Land erschüttert hat: das Attentat auf dem Breitscheidplatz in Berlin. Wie können wir mit technischen Mitteln die Menschen vor solchen Überfahr-Angriffen schützen? Warum gibt es keine Poller-Anlage, die sich einfach und schnell einbauen lässt? Um diese Fragen, erzählt Rosery, kreisten damals die Gedanken. „Es gab zwar schon erste Betonpoller, die den normierten Anforderungen des Durchfahrtschutzes entsprachen, aber die waren unflexibel und nur mit hohem Aufwand installierbar“, erklärt der Ingenieur und ergänzt: „Wir waren uns sicher, dass das auch effizienter geht und haben deshalb kurzerhand PollerMax gegründet.“ Ganz so einfach, wie zunächst gedacht, war der Quereinstieg in die Branche allerdings nicht. „Wir mussten schnell lernen, dass die Aufgabenstellungen komplex und die Details entscheidend sind, und dass es bei sicherheitsrelevanten Produkten keine Abkürzungen gibt“, berichtet Rosery. Zur Zertifizierung der Poller aus Heek war der Weg allerdings ohnehin nicht weit. „Es gibt dafür zurzeit nur eine Prüfstelle in Europa, und die ist in Münster“, freut sich Rosery. Nicht etwa virtuell werde Leistungsfähigkeit der Überfahr-Sperre dort analysiert, erklärt er weiter. Die Poller müssen einem echten Lkw trotzen, der mit vorgegebener Geschwindigkeit auf Crash-Kurs geschickt wird. Dann werde gemessen, in welcher Entfernung er hinter der Barriere zum Stehen kommt. Die zertifizierten Poller aus Heek haben die Power, einen solchen Anschlag auszubremsen.

Bedarf noch nicht gestillt

Das Ziel der Produktentwicklung – eine Kombination aus Stabilität, Modularität und optischer Zurückhaltung – haben Weitkamp und Rosery inzwischen längst erreicht. Das markanteste Merkmal der PollerMax-Produkte ist Rosery zufolge die komplett vormontierte Lieferung – inklusive Betonfundament mit integrierter Bewehrung. „Somit können die Anlagen ohne spezielles Fachwissen direkt vor Ort eingebaut werden“, erklärt er. Vor allem kleinere Kommunen haben er und Weitkamp in der Startphase des Unternehmens von dem Konzept überzeugt. „Heute zählen wir auch Großstädte, Veranstalter, Betreiber von Sportstätten, die Industrie sowie private Bauherren zu unseren Kunden“, sagt Rosery. Zwar verzeichnet PollerMax infolge vielerorts verhängter Hauhaltsperren zurzeit einen Umsatzrückgang im Kundensegment Kommunalverwaltung. Doch hat er keinen Zweifel, dass sich diese Seiten des Auftragsbuches bald wieder füllen: Der Bedarf sei ja immer noch da. „Die Sicherheit der Mitbürger muss gewährleistet sein, es kann nicht sein, dass wir zu keiner Veranstaltung mehr gehen können“, begründet Rosery. Dass auch für PollerMax-Produkte keine Mini-Preise aufgerufen werden, ist ihm bewusst. „Die Kosten ergeben sich unter anderem aus dem Produkttyp – versenkbar oder feststehend – der Schutzklasse und der Steuerungstechnik“, erklärt Rosery. Es gebe aber auch zertifizierte Poller, die unter Einsatz eines Akkuschraubers manuell aus- und eingefahren werden können und entsprechend günstig in Anschaffung und Unterhalt seien. In einigen Fällen mache es auch Sinn, eine bestehende Anlage auf den Stand der Technik zu bringen und in ein topmodernes System zu integrieren. Als Objekt der Digitalisierung nämlich macht der Poller eine gute Figur:
„Die Zukunft liegt aus unserer Sicht in smarten, adaptiven Sicherheitssystemen, die flexibel auf neue Bedrohungslagen reagieren können“, erläutert Rosery. Genau deshalb entwickelt sein Unternehmen gerade modulare mobile Poller mit integrierter Sensorik, etwa zur Personenzählung oder zur Anbindung an städtische Leitsysteme. Parallel entwickelt es die cloudbasierte Verwaltung der Anlagen weiter – mit dem Ziel, eine zentrale digitale Plattform zu schaffen, über die sich sämtliche Systeme standortübergreifend und in Echtzeit steuern, überwachen und auswerten lassen. „Dabei denken wir auch an Schnittstellen zu bestehenden Smart-City-Infrastrukturen, um unsere Produkte noch besser in kommunale Gesamtkonzepte einzubinden“, sagt der Unternehmer und fügt an: „In den Niederlanden wird dieser Weg bereits versuchsweise beschritten.“