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Nachhaltige Verunsicherung
Nach dem Motto „machen statt meckern“ hat sich die mittelständische Pergan GmbH seit 1,5 Jahren vorbereitet auf die große Herausforderung CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive / Richtlinie der EU zur Berichterstattung von Nachhaltigkeit in Unternehmen). Schließlich konnte zu Beginn niemand wissen, dass Deutschland die Frist zur Umsetzung verfehlt und die Europäische Kommission zwei Jahre nach Inkrafttreten die Kriterien der Berichtspflicht ändern will. | Text: Dominik Dopheide
Dr. Petra Schlüsener, Geschäftsführerin der Pergan GmbH in Bocholt.

„Hochkomplex und zeitaufwendig“
Grundsätzlich kann Schlüsener nachvollziehen, dass für die Nachhaltigkeitsberichtserstattung Standards definiert werden, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen. „Die großen Konzerne haben sich ja gern Themen herauspickt, das will der Gesetzgeber nicht mehr“, erklärt sie. Doch bürde die EU-Kommission den berichtspflichtigen Unternehmen mit der „Doppelten Wesentlichkeitsanalyse“ eine immense Belastung auf: Die Firmen sollen sowohl die Auswirkungen des eigenen Geschäftsbetriebs auf Mensch und Umwelt als auch die Einflüsse von Nachhaltigkeitsaspekten auf das Unternehmen analysieren. Auf Basis der Ergebnisse werden die wesentlichen Themen bestimmt, zu denen berichtet werden muss. In einem weiteren Schritt sind Chancen und Risiken zu definieren. „Das Verfahren ist hochkomplex und enorm zeitaufwändig“, sagt Schlüsener. Umso wichtiger seien Angebote wie DiNaOpt4KMU (Digitales Nachhaltigkeitsreporting optimieren für kleine und mittlere Unternehmen), in das auch die IHK als Projektpartner eingebunden ist. Mit systematischem Feedback aus der Praxis trägt Pergan zur Softwareentwicklung bei. „Somit helfen wir uns selbst und zugleich auch anderen mittelständischen Unternehmen, die mit der digitalen Lösung künftig Kosten reduzieren können“, sagt Schlüsener und verweist auf die Stellungnahme des Nationalen Normenkontrollrats Nr. 6847, nach der die Nachhaltigkeitsberichterstattung eine finanzielle Dauerbelastung von durchschnittlich jährlich ca. 108.000 Euro pro Unternehmen verursache – Einführungskosten nicht mitgerechnet. Schlüsener begrüßt, dass möglicherweise für viele Unternehmen die Verfahren vereinfacht und Redundanzen aus dem System genommen werden. Doch kann sie zugleich nachvollziehen, dass sich angesichts der aktuellen Planungsunsicherheit einige am liebsten ganz abwenden würden vom Thema CSRD. Die Geschäftsführerin der Pergan GmbH sieht es anders: Die Projektarbeit am Nachhaltigkeits-Reporting werde wie geplant fortgesetzt.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel