Jahresbericht 2020

Weiterbildung

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Weiterbildung ist in 2020 ins virtuelle Klassenzimmer verlegt worden. Auf Präsenzunterricht wird in Zukunft aber nicht verzichtet.
„Stay at home. But keep on learning.“ So lautet die Devise der IHK-Weiterbildung im Corona-Jahr 2020. Zu Beginn der Pandemie wurden darum sämtliche Präsenzveranstaltungen in Münster, Gelsenkirchen und Bocholt abgesagt und das Programm innerhalb von nur zehn Tagen auf Online-Lernen umgestellt. Ein echter Kraftakt mit dem Ziel, die Lernkontinuität für die Teilnehmer der Bachelor-Studiengänge, der Aufstiegsausbildungen zum Fachwirt, Meister und Operativen Professional sowie der öffentlich-geförderten Lehrgänge und Zertifikatslehrgänge zu garantieren. Lediglich die geplanten Tagesseminare wurden abgesagt. „Das Bildungszentrum ist geschlossen, aber die Klassen sind voll!“, konnte die IHK Nord Westfalen Anfang Mai melden. In kurzer Zeit wurden 80 virtuelle Lernräume geschaffen und 1650 Teilnehmer mit Links, Logins und Online-Lernkonzepten versorgt.
Die Reaktionen der Weiterbildungsteilnehmer, Unternehmen und Trainer auf die Online-Umstellung haben deutlich gezeigt: Der Fachkräftemangel ist trotz Corona präsent in den Unternehmen. Und die Pandemie kann den Karrierewillen von jungen Fachkräften nicht stoppen, die mit einer Aufstiegsfortbildung die Bachelor- oder sogar Masterstufe erreichen wollen. Gleichwohl ging die Krise nicht spurlos an der beruflichen Weiterbildung vorbei. Viele Teilnehmer waren unsicher, wie es weitergehen wird in 2021. Wie groß wird der Online-Anteil in Zukunft sein? Wie viele Teilnehmer dürfen in einen Seminarraum? Wie kann der Abstand eingehalten werden? Sind fünf Quadratmeter Platz pro Teilnehmer ausreichend? Präsenz nur noch mit Impfung?
Bei der Umstellung in die digitale Bildungswelt musste die IHK zum Glück nicht bei null starten. In der höheren Berufsbildung, also den Lehrgängen für Industriemeister und Fachwirte beispielsweise, mischt die IHK schon seit vielen Jahren Präsenzveranstaltungen mit Lerneinheiten im Internet. Das hat geholfen, sämtliche Weiterbildungsangebote sehr schnell umzustellen und komplett online anzubieten. Das sogenannte Blended-Learning-Konzept erwies sich als Glücksfall in der Krise. Wichtig war der möglichst einfache und schwellenfreie Übergang vom echten zum virtuellen Klassenraum. Aus dem Seminarraum ist ein Link geworden. Anklicken ist das neue Aufzeigen. Online ist vieles möglich, aber der Mensch ist pädagogisch und didaktisch sinnvoll am Besten in analoger und fachmoderierter Präsenz aufgehoben.

Azubis: Vorbereitung auf die Abschlussprüfung

Auch für 2572 Auszubildende in der Vorbereitung auf die IHK-Abschlussprüfung im Sommer ist der Klassenraum virtualisiert worden, im Herbst haben sich nochmal rund 1.000 Azubis online auf die Winterprüfung vorbereitet. Denn die Berufsschulen mussten ebenso wie die IHK-Bildungszentren schließen. Hier die ermutigenden Feedbacks aus einem Lehrgang für angehende Kaufleute für Büromanagement aus dem Pandemiejahr 2020:
  • „Wir waren 14 Azubis und Umschüler, die online teilgenommen haben. Die Zeit verging wie im Flug. Ich würde bei Bedarf immer wieder gerne an einem Online-Kurs teilnehmen. Danke für die Möglichkeit.“
  • „Ich finde den Kurs sehr gut, da es von Zuhause aus entspannter ist als sonst und man in den Pausen seinen Alltag erledigen kann. Wäre eine super Sache, so einen Kurs für Schüler, die von weiter wegkommen, generell anzubieten.“
  • „Ich fand es super angenehm, da man in seinem gewohnten Umfeld arbeiten konnte. Die Situation, dass man das Kind aufgrund der Schulschließungen Zuhause hat, macht es natürlich etwas schwieriger.“
  • „Es ist vor allem gut, da man den hohen Zeitaufwand durch die Fahrerei nicht hat. Das ist ein Riesenvorteil mit Kind!“
  • „Ich fand den Onlinekurs bei Frau Sardini echt super. Das hat mir echt meine Angst etwas genommen. Danke, dass der Kurs trotz Corona stattfinden konnte.“

Duale Studiengänge: Ab in den digitalen Hörsaal

Das duale und berufsbegleitende IHK-Studium absolvieren jährlich rund 120 Studierende in Unternehmen in Nord-Westfalen. Kooperationspartner der IHK Nord Westfalen sind zum einen die Fachhochschule Münster für den Bereich der Betriebswirtschaftslehre und die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen - Recklinghausen - Bocholt im Bereich Wirtschaftsinformatik.
Onlinevorlesungen, MOOCs (Massive Open Online Courses) oder auch Video-Tutorials sind schön länger in der Hochschulbildung präsent. Die IHK hat ihr Studienangebot innerhalb von zehn Tagen mit 81 Dozenten erfolgreich im ersten Lockdown 2020 digitalisiert. In virtuellen Meetings, über Telefongespräche bis hin zur persönlichen Einweisung der Dozenten (unter Einhaltung des Abstands) durch die Mitarbeiter der IHK wurde der Schritt in den virtuellen Klassenraum möglich gemacht. Fazit: Es hat funktioniert.

Qualifizierung für Trainer

Trainer, Dozenten, Lehrer - sie bestimmen die Qualität der Weiterbildung – ob virtuell oder vor Ort. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass ein zeitlich begrenzter Unterricht im virtuellen Klassenraum möglich ist – notwendig bleibt das didaktische Konzept. Schnell wurden in der Weiterbildung Maßnahmen als Quick-Launch-Konzept zur Qualifizierung der Trainer entwickelt und eine Reihe von Tutorials zur Anwendung verschiedener virtueller Klassenräume (Adobe Connect, Saba Centra und GoToMeeting) zur Verfügung gestellt.
Das „Online Training Mentoring“ unterstützt Trainer in technischen Fragestellungen, angefangen von „Wie teile ich meinen Bildschirm?“ bis hin zur Feststellung der Anwesenheit. Das „Online Trainer Mentoring“ als Support für die Trainer im aktuellen Unterricht besteht bereits seit 2017 und wurde in 2020 äußerst stark intensiviert.
Fazit: Die Corona-Krise hat die Aus- und Weiterbildung der Trainer extrem gepusht. Wer vorher die Tafel noch gewischt hat, der ist spätestens jetzt mit dem IHK-Learning-Management-System vertraut.

Teamassistentin: Kooperation mit Arbeitsagentur

Homeoffice mit Kindern, ist wie Zelt aufbauen bei Sturm. Anja Herweg hat trotzdem den IHK-Lehrgang zur Teamassistentinin 2020 online meistern können. Wie Anja Herweg haben auch die meisten Teilnehmerinnen Kinder, die durch das Online-Meeting fegen und hier und da nach frisch geschälten Äpfeln, Pfannkuchen oder der Fernbedienung für die tägliche Ration „Sendung mit der Maus“ verlangen.
Die Trainer nahmen es gelassen und zeigten sich verständnisvoll. Diese Solidarität war auch bei den offiziellen Partnern der IHK in den geförderten Lehrgängen anzutreffen, nachdem klar geworden war, dass der Lehrgang nur im virtuellen Klassenraum fortgesetzt werden kann. In engen Abstimmungsgesprächen mit der Förderbehörde, der Arbeitsagentur in Münster, wurde die Finanzierung gesichert. Mit dem AZAV-Zertifzierer CertEuropA wurde die Qualität sichergestellt.

IHK Nord Westfalen vergab rund 130 Stipendien

Insgesamt rund 130 Weiterbildungsstipendien konnte die IHK im vergangenen Jahr vergeben. Die Weiterbildungsstipendien stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung über die „Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung“ (SSB) zur Verfügung. Das Förderprogramm wird unter anderem von der Industrie- und Handelskammer betreut, bei der das Berufsausbildungsverhältnis des Antragstellenden eingetragen war. Sie übernimmt die Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten, entscheidet nach Maßgabe der Förderrichtlinien über die Förderfähigkeit von Weiterbildungsmaßnahmen, berechnet die förderfähigen Maßnahmenkosten und zahlt die Förderbeiträge aus. Gefördert werden können unter anderem die Weiterbildung zum Industriemeister, Fachwirt, Betriebswirt wie auch IT-Seminare, Fremdsprachenlehrgänge oder Ausbilderlehrgänge bis hin zum berufsbegleitenden Bachelor-Studium. Ein Weiterbildungsstipendium erhalten kann, wer unter 25 Jahre alt ist und einen anerkannten Ausbildungsberuf mit der Note 1,9 oder besser abgeschlossen hat.