Jahresbericht 2020

Bildung und Fachkräftesicherung

Prüfungen 2020

Rund 11.000 Prüfungen in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung wurden 2020 trotz der Einschränkungen und Auflagen der Corona-Schutzmaßnahmen durchgeführt. Die IHK-Prüfungsteams koordinierten die doppelte Raumkapazität von mehr als 800 Prüfungsräumen und 62 Prüfungsorten. An einem Tag haben in der Sommerprüfung über 960 Azubis gleichzeitig in der Halle Münsterland pandemiekonform die Prüfung geschrieben mit einem reibungslosen Ablauf, von der Bestuhlung mit Abstandsregeln bis zu den Wegekonzepten. Auch mehreren Tausend Fortbildungsprüfungen wurden durchgeführt, an zwei Tagen legten rund 150 Teilnehmende gleichzeitig ihre Meisterprüfungen ab. Das IHK-Fortbildungsteam führte regulär 2.500 Prüfungen durch. Rund 3.200 Unternehmer/innen und Fachkräfte, Lehrkräfte von Berufskollegs sowie Gewerkschaftsvertretungen waren in den 350 Prüfungsausschüssen tätig und bewerteten 22.000 schriftliche und praktische Prüfungen.

Ausbildungsberatung – Überwachen und Fördern

Das Pandemiejahr forderte ein anderes Vorgehen beim gesetzlichen Auftrag der IHK-Ausbildungsberatung, für alle an der Ausbildung Beteiligten: Betriebe, Berufsschulen und auch Auszubildende. Die zehn IHK-Ausbildungsberater/innen haben bei den rund 6.500 aktiven Ausbildungsbetrieben – neben mind. ebenso vielen passiven ausbildungsberechtigte n Betrieben - 3074 Betriebsbesuche nach AHA-Regeln absolviert. Darunter 323 erstmalige Betriebsbesuche, bei denen die Eignung festgestellt werden sollte, um ausbilden zu dürfen. Daneben hatte die Ausbildungsberatung 922 intensive digitale Beratungsgespräche als pandemiebedingte Ersatztermine. Mit den 3996 Betriebskontakte 2020 konnte die Ausbildungsberatung fast 85% ihres üblichen Betriebsbesuchspensum trotz Lockdown durchführen. Die wichtigste Unterstützung der Ausbildungsberatung lag im Umbau der Ausbildung und Anpassung auf Pandemiebedingungen. In Kenntnis geeigneter Maßnahmen vieler ihrer hunderter Ausbildungsbetriebe pro Ausbildungsberater/in konnten sie wichtige Impulse geben. Die  Neuordnungen von Berufen 2020, darunter IT-Berufe, Bankkaufleute, Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement, Mediengestalter/in sowie die Laborberufe wurden mittels digitaler Einzelberatung, Webinar und Podcast begleitet und Betriebe informiert..

Prüferschulung

An den IHK-Seminaren zu Fragen rund um die Prüfung haben 127 Prüferinnen und Prüfer in ihrer Freizeit teilgenommen. Viele Prüferschulung mussten abgesagt werden, 13 Seminare konnten umgewandelt werden und fanden digital statt. Prüferinnen und Prüfer schätzten in den Schulungen die prüfungsrechtliche und prüfungspädagogische Unterstützung für ihr Ehrenamt. Die Seminare trugen auch zu fairen, effektiven und rechtssicheren Prüfungen bei.

Prüferehrung

Für ihre Prüfungstätigkeit ausgezeichnet wurden rund 380 Personen, die 20 oder 30 Jahre Prüfungen für die IHK Nord Westfalen abgenommen haben. Neben einer Urkunde mit einem Schreiben des Präsidenten erhielten 49 Prüferinnen eine Silberbrosche, 224 Prüfer eine Silbernadel sowie 31 Prüferinnen eine Goldbrosche und 76 Prüfer eine Goldnadel für ihr ehrenamtliches Engagement.
Zum Ende des Prüfungsjahres 2020 am Tag des Ehrenamts bedankte sich die IHK bei den rund 3.200 Ehrenamtlichen medienwirksam sowie in einem persönlichen Brief. Ohne das Engagement der Prüferinnen und Prüfer ist diese Prüfungsleistung undenkbar.

Regionale Bestenehrungen

Aufgrund der Pandemie mussten die traditionellen regionalen Bestenehrungen für die 541 Sehr-gut-Absolvent/innen der IHK Nord Westfalen, darunter 41 Landesbeste und davon 9 Bundesbeste abgesagt werden. Geehrt wurden sie aber dennoch öffentlich mittels einer freiwilligen Fotoaktion, bei der sich die Besten mit Bild in einer IHK Foto-Galerie zeigen, und ihren Erfolg so mitteilen konnten. Alle bekamen eine Urkunde mit Begleitbrief. Die Presse hat die Aktion der Fotogalerien positiv begleitet.

Karl Holstein Preis

Mit der Verleihung des Karl-Holstein-Preises konnten im März 2020 die 25 Personen für herausragende Leistungen bei den Abschluss- und Fortbildungsprüfungen geehrt werden, darunter auch die 5 besten Fortbildungsabsolvent/innen.

Digitales Azubi-Speed-Dating

Das erste Online-Azubi-Speed-Dating war mit mehr als 500 Bewerbungsgespräche bei 105 Unternehmen, die im IHK-Onlinekalender Termine anboten erfolgreich. Junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchten, konnten sich einen Termin reservieren und sich bei Betrieben vorstellen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen wurde das Azubi-Speed-Dating ins Internet verlagert. Während der Pandemie haben sich Betriebe im Bewerbungsprozess umgestellt. Die Zahl der Bewerber/innen ist stärker gesunken, als die der Ausbildungsplätze. Eine tägliche Ausbildungshotline half von Montag bis Freitag Ausbildungsplatzsuchenden.

Ausbildungsjahrgang 2020

Mit rund 8500 Verträge, die 2020 abgeschlossen wurden, sind es knapp zwölf Prozent weniger als im Jahr zuvor. Es meldeten sich weniger Bewerberinnen und Bewerber und das Matching war schwierig: Kandidat/innen und Unternehmen fanden während der Pandemie nicht zusammen. Der erste Lockdown behinderte u.a. die Auswahlverfahren. Praktika, die nicht selten in Ausbildungsverträge münden, entfielen, Bewerbungsgespräche wurden ausgesetzt. Nach wie vor entschieden sich viele der Schulabgänger/innen nach der Schule für ein Studium, andere sind buchstäblich abgetaucht. Trotz aller Bemühungen von IHK und Arbeitsagentur ist es schwierig junge Menschen zu erreichen. Daneben hatte die wirtschaftliche Lage bei einigen Betrieben zu einem verringerten Ausbildungsangebot geführt. Die Ausbildungsbereitschaft von Unternehmen aber blieb auch während der Pandemie 2020 hoch. Während der Pandemie haben sich Betriebe auch immer häufiger bei ihrem Bewerbungsprozess umgestellt. Die Zahl der Bewerber/innen ist stärker gesunken, als die der Ausbildungsplätze.

Virtuelle Messe der Ruhr-IHKs

Die erste virtuelle Messe der sechs Ruhr-IHKs im November 2020 war mit ausgesuchten 80 Unternehmen und rund 1.800 Besucher/innen gut besucht. Die Aussteller waren grundsätzlich zufrieden. Alle hatten Kontakte mit jungen Menschen woraus sich auch Bewerbungen ergaben; rund 80 Prozent der Unternehmen luden zu Vorstellungsgesprächen ein.

Digitale Ausbildungsbotschafter Azubimojis

Die Azubimojis, digitale Ausbildungsbotschafter, haben 16 Instagram-Tage angeboten. Jede der Azubimojis-Story hatte im Schnitt 900 Abrufe und bis zu 145 Interaktionen pro Story. Hatte ein Betrieb die Azubimoji-Stories mit dem eigenen Instagram-Profil verlinkt, haben rund 50 Nutzer/innen den Link zum Profil angeklickt. Mit über 3.030 Abonnent/innen hat die IHK Nord Westfalen den bundesweit stärksten IHK-Kanal auf Instagram.

Betriebliche Ausbildungsbotschafter/-innen

Für die Vorstellung ihrer betrieblichen Ausbildung standen 646 Ausbildungsbotschafter/-innen zur Auswahl (-26% zum Vorjahr) aus rund 136 Unternehmen (im Vorjahr 151). Rund 200 Ausbildungsbotschafter wurden neu geschult für ihren Einsatz, rund 40 von ihnen digital. Von rund 350 geplanten Präsenzeinsätzen wurden 170 abgesagt, 155 konnten in Schulen stattfinden, 27 Einsätze fanden digital statt. Demgegenüber standen rund 1.135 Schul-Einsätzen in Präsenz 2019. Rund ein Viertel der Schulen haben die digitalen Angebote genutzt. Erreicht werden konnten Berufsorientierung rund 1.800 Schüler/innen (7.000 im Vorjahr). Seit Projektbeginn wurden 1.800 Ausbildungsbotschafter/innen geschult

Partnerschaft Schule-Betrieb

Die Zahl der vertraglich vereinbarten Partnerschaften Schule Betrieb ging um 46 Prozent zurück auf 26 Schulpartnerschaften, die in Präsenz, zwei, die digital geschlossen wurden. Da die Partnerschaft auf intensivem Austausch beruht, war das Jahr 2020 für das Projekt schwer. Dennoch bestand weiter Interesse an Partnerschaften wie 36 Auftaktgespräche, davon 15 digital gezeigt haben. Kontakteinschränkungen z. B. bei Praktika machen feste Partnerschaften attraktiv, da sie z. B. bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen helfen. Die Beteiligung von Schulen ist mit 70 Prozent (Vorjahr 93%) im Pandemiejahr hoch geblieben. Es sind 222 Schulen und 367 Unternehmen durch Partnerschaften miteinander verbunden.

Mobilitätsberatung: Ab ins Ausland

Mit der u. a. Aufhebung der weltweiten Reisewarnung waren ab Herbst 2020 Aufenthalte wieder teilweise möglich. Für das Jahr 2020 waren bereits 61 Aufenthalte geplant, 17 Aufenthalte haben tatsächlich mit Unterstützung der IHK stattgefunden. Aufenthalte in den beliebtesten Zeiträumen, Ostern und Sommerferien, konnten nicht durchgeführt werden. Zwei Azubis wurden aus dem Ausland zurückgeholt. Zwei Drittel der Aufenthalte wurden verschoben, die restlichen abgesagt. Das Interesse an Auslandsaufenthalten blieb groß. Mehr als 800 Unternehmensvertreter/innen, Nachwuchskräfte und Lehrkräfte wurden beraten, davon 101 Betriebe und Nachwuchskräfte individuell auf konkrete Aufenthalte hin (188 im Vorjahr). Etwa 716 Personen wurden durch Vorträge, Info-Veranstaltungen und Webinare informiert; im Vorjahr waren es rund 80 Personen mehr.

Willkommenslotsin: Geflüchtete in Arbeit integrieren

Das Logo der Passgenauen Besetzung - Willkommenslotsen mit Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Die ESF-geförderte IHK-Willkommenslotsin hat 116 Betriebe zur Integration von Geflüchteten beraten. Es wurden 30 Ausbildungsplätze für Geflüchtete akquiriert, davon wurden 27 besetzt. Die Zahl der Einstiegsqualifizierungen (Langzeitpraktikum) ist auf 5 zurückgegangen. Mehr als 40 Geflüchtete wurden individuell beraten; davon waren 53 Prozent zwischen 18 und 24 Jahren alt, 41 Prozent von ihnen syrischer Herkunft. Deutlich mehr als die Hälfte von ihnen hatte eine mind. neunjährige Schullaufbahn hinter sich; 23,5 Prozent haben ein Studium abgeschlossen. Ein Beratungsschwerpunkt war die Nachhaltigkeit von Ausbildungsverhältnissen, insbesondere mit Blick auf nicht bestandene Prüfungen.

Passgenaue Besetzung

Die Beraterinnen der ESF-geförderten passgenauen Besetzung haben 87 junge Menschen in einen passenden Ausbildungsbetrieb vermittelt, das sind 13 Prozent weniger als im sehr guten Vorjahr. Der Rückgang entspricht dem Rückgang der neu eingetragenen Ausbildungsverträge insgesamt. Die Zahl der Betriebe, die eine/n Auszubildenden suchen hat um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen, auf 252 Betriebe. Die Zahl der projektbeteiligten Bewerber/innen ist hingegen um 1,5 Prozent zurückgegangen, auf 584 Ausbildungssuchende.

Ausbildung nach dem Studienausstieg


Die Zufriedenheit mit dem Studium schwand 2020. Die IHK-Online-Veranstaltung Kantine statt Mensa hat Studierende erreicht, die das erlebten und in Ausbildung wechseln wollten. Die Zahl der Studienaussteiger/innen, die eine Ausbildung wählen, wächst auf fast 40 Prozent an. Mehr als ein Fünftel fanden aus der erfolgreichen Matchingveranstaltung Kantine statt Mensa auf direktem Wege in eine passende Ausbildung. Die Landesprojekte NRW zum Studienausstieg wurden 2020 verlängert und werden von der IHK Nord Westfalen begleitet. 

Chance zur Fachkräftesicherung durch Teilqualifizierung

Der regionale Ausbildungskonsens unter Leitung der IHK hat ein Konzept zur Teilqualifizierung beschlossen, bei dem Inhalte eines anerkannten Ausbildungsberufes in Bausteinen absolviert werden. Damit werden Menschen über 25 Jahre ohne Berufsabschluss zum Berufsabschluss geführt. Arbeitsagenturen und Jobcenter übernehmen Profiling und Coaching, die IHK macht Kompetenzfeststellungen und am Ende die Externenprüfung. Vier IHK-Berufe sind möglich. Der Berufsabschluss kann auch begleitend zur Beschäftigung absolviert werden. Die Finanzierung erfolgt über das Sozialgesetzbuch (SGB).