IHK-Jahresbericht 2024

Branchenbericht Industrie

Im Jahr 2024 lag der Fokus im Bereich Energie und Umwelt auf den Themen Wasserstoff, Batterieforschung und Kreislaufwirtschaft. Diese wurden begleitet durch umfassende Aktivitäten im Bereich Interessenvertretung auf regionaler, sowie Landes-, Bundes- und EU-Ebene, neue Projekte und die strategische Zusammenarbeit mit den Niederlanden.

Energie

Der Themenbereich Energie umfasst die Themen Wasserstoff und Batterieforschung, befasst sich aber auch auf politischer Ebene mit den Themen Strompreise und Strompreisgestaltung sowie Energieversorgung, Energieinfrastruktur und Energiesicherheit. Durch den weiterhin anhaltenden Krieg in der Ukraine befasst sich IHK bereits seit geraumer Zeit vor allem auch mit dem Thema der wettbewerbsfähigen Energiepreise.

Wasserstoff

Die Schwerpunktarbeit beim Thema Wasserstoff lag vor allem auf der H2-Working-Group und die damit verbundene Entwicklung eines regionsweiten Positionspapiers.
Die H2-Working Group des Regierungsbezirks Münster hat (unter der Leitung der Hausspitzen der Bezirksregierung Münster und der IHK Nord Westfalen) am 02.10.2024 ein mit allen relevanten Stakeholdern der Region abgestimmtes Positionspapier verabschiedet, das die Prioritäten und Herausforderungen des Wasserstoffhochlaufs in der Region beschreibt. Die Region spielt eine Schlüsselrolle in der Transformation zu einer klimaneutralen Energieversorgung und profitiert von einem starken Netzwerk aus Industrie, Forschung und politischen Initiativen. Der Ausbau des Wasserstoff-Kernnetzes, die Anbindung von Speichern und Großelektrolyseuren sowie die internationale Zusammenarbeit sind entscheidend für den Erfolg.
Trotz der positiven Entwicklungen rund um das Thema Wasserstoff gibt es weiterhin Herausforderungen. Der fristgerechte Ausbau der Infrastruktur, die Sicherstellung der Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff sowie die Integration in bestehende Systeme stellen große Aufgaben dar.
Die H2-Working Group setzt sich dafür ein, diese Herausforderungen zu meistern und die Klimaziele auf regionaler, NRW-, Bundes- und EU-Ebene zu erreichen, gleichzeitig aber auch für die betroffenen Wirtschaftsakteure einen bestreitbaren Transformationspfad zu ermitteln. Hierfür sind sämtliche Zielmarken entlang technischer und wirtschaftlicher Realitäten zu überprüfen. Machbarkeit und Realitätscheck sind zum Schutz der Unternehmen stets zu berücksichtigen.
Neben dem Positionspapier der H2-Working-Group auf Deutsch und Englisch, wurde regionale und internationale Austausch weiter vorangetrieben: Regional vor allem über das Projekt Klimahafen Gelsenkirchen, international vor allem durch Delegationen, z.B. aus Estland, den Niederlanden, Finnland oder Singapur.
Außerdem vertrat die IHK Nord Westfalen, gemeinsam mit ihren Partnern die Region Nord-Westfalen auf dem World Hydrogen Summit in Rotterdam, baute ein grenzüberschreitendes Wasserstoff-Cluster mit den Niederlanden auf und bewirbt sich, zusammen mit den östlichen Niederlanden, der WIN Emscher-Lippe und den Wirtschaftsförderern aus dem Münsterland um eine „HyValley“ Förderung der EU.

Batterieforschung

Der Ausbau der Batterieforschung, vor allem in Münster, wurde durch politische und internationale Aktivitäten unterstützt. So wurde vor allem über politische Stellungnahmen und in bilateralen Gesprächen mit politischen Interessensvertretern die Relevanz der Batterieforschung für den Standort Münster unterstützt.
Zusätzlich zu den nationalen Aktivitäten vertrat die IHK Nord Westfalen die Batterieforschung auch im Rahmen internationaler Delegationen und Projekte, zum Beispiel in Singapur, den USA oder im Rahmen von geplanten Interreg-Projekten im Bereich des mobilen Ladens.

Energiewendebarometer 2024

Eine Transformation der Energieversorgung und deren Bezahlbarkeit sind weiter von großer Bedeutung für die Unternehmen in Deutschland. Das unterstreichen die Ergebnisse des Energiewendebarometers 2024 der IHK-Organisation, an dem sich Unternehmen aus allen Branchen und Regionen beteiligt haben. Die IHK Nord Westfalen hat die Auswertung der regionalen Daten vorgenommen und die Ergebnisse über die verschiedenen Informationskanäle veröffentlicht. Im Rahmen der Interessenvertretung gegenüber dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz setzt sich die IHK Nord Westfalen für die konkreten Interessen der Unternehmen in der Region ein und bringt sich bei Konsultationen der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Berlin regelmäßig ein.

Energie Scouts Nord-Westfalen

Energie- und Ressourceneffizienz sind für viele Betriebe entscheidende Themen. Die IHK Nord Westfalen hat daher das Programm Energie Scouts Nord-Westfalen mit Unterstützung der Initiative In|du|strie und des Unternehmensnetzwerk Klimaschutz - Eine IHK-Plattform in diesem Jahr wieder gestartet.

30 Auszubildende aus zwölf Betrieben nahmen an den Workshops teil, die von September bis November 2024 stattfanden. Dort haben die jungen Erwachsenen, die ihre Ausbildung in Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen im Bezirk der IHK Nord Westfalen machen, Grundlagen aus den Bereichen Energie- und Ressourceneffizienz, sowie Kommunikation und Präsentation gelernt. In der Praxisphase werden die Effizienzprojekte in den Unternehmen identifiziert, geplant und umgesetzt. Neben der zu erwartenden Energie- oder Ressourcenersparnis werden unter anderem auch die CO2-Einsparung in Tonnen, die Investitionskosten, die Amortisationsdauer und die Präsentation der Projekte bewertet.

Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung Anfang 2025 stellen die Gruppen die Projektergebnisse einer Fachjury und VertreterInnen aus den Betrieben vor. Das Siegerteam nimmt an einem bundesweiten Wettbewerb der DIHK und des Unternehmensnetzwerk Klimaschutz - Eine IHK-Plattform in Berlin teil.

Umwelt & Kreislaufwirtschaft

Die IHK Nord Westfalen befasst sich bereits seit einigen Jahren mit dem Thema Kreislaufwirtschaft bzw. Circular Economy. Zum Engagement gehören die Unterstützung der Unternehmerinitiative „Transform to Zero“, die Aktivitäten rund um den Circular Economy Hotspot und digitalen Produktpass sowie die Projekte und Programme Circular Performer Emscher-Lippe, Kreislaufwirtschaftsregion Münsterland und das TECH.LAND-Cluster Circular Economy. Zusätzlich zu den Projekten wurde für Auszubildende ein Fortbildungsprogramm „Circularity Scouts“ entwickelt, welches im Jahr 2025 starten wird.

Circular Performer Emscher-Lippe

Das Projekt Circular Performer Emscher-Lippe hat es sich zum Ziel gesetzt, die zirkuläre Transformation der Emscher-Lippe-Region zu fördern. Als Grundlage dient dabei der “Triple Zero”-Ansatz des European Green Deal aus „Zero Carbon“, „Zero Waste“ und „Zero Pollution“. Unternehmerische Aktionspläne und Leitprojekte werden in spezifischen Stoffströmen (Metalle, Kunststoffe und Bioökonomie) sowie in Querschnittsthemen wie Bauwirtschaft oder "Digitaler Produktpass" eng begleitet. Die IHK Nord Westfalen betreut dabei die Fachgruppen „Kunststoffe“ und „Indikatorik & digitaler Produktpass“. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung Anfang September und der ersten Netzwerktreffen der Fachgruppen wurden Herausforderungen und Potenziale der Kreislaufwirtschaft herausgestellt und Kontakte geknüpft, sowohl zwischen den Unternehmen untereinander als auch zwischen Unternehmen und Wissenschaft.

Kreislaufwirtschaftsregion Münsterland

Die Projektinitiative „Kreislaufwirtschaftsregion Münsterland“ will die Kreislaufwirtschaft in der Region vorantreiben und sichtbar machen. Das Verbundprojekt bringt Akteure zusammen, bündelt vorhandene Stärken und baut ein umfassendes Kompetenznetzwerk auf und aus. Unternehmen, die das Thema Kreislaufwirtschaft umsetzen möchten, sollen durch das Kompetenznetzwerk unterstützt und befähigt werden. Auch Verantwortliche in Unternehmen werden in den Blick genommen. Ihnen soll die Fähigkeit für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft vermittelt werden. Daneben macht die Initiative für Bürgerinnen und Bürger Unternehmen sichtbar, die ihre Geschäftsmodelle und Produkte zur Kreislaufwirtschaft hin umstellen. Ziel ist es, regionale Kreisläufe zu schließen und für das Thema zu sensibilisieren.

Abfallberatung und Erfahrungsaustausch Umwelt

Als hoheitliche Aufgabe bietet die IHK Nord Westfalen Abfallberatung für ihre Mitgliedsunternehmen an. Themen sind hier unter anderem das Verpackungsgesetz, das Elektro- und Elektronikgerätegesetz oder die Einwegkunststoffverordnung.
Im Arbeitskreis Erfahrungsaustausch Umwelt, der von der IHK Nord Westfalen organisiert wird, tauschen sich Verantwortliche aus den Bereichen Umwelt, Entsorgung und Arbeitssicherheit über aktuelle Themen aus. Ein Betriebsbesuch in einem Mitgliedsunternehmen ist fester Bestandteil der Erfa-Umwelt Gruppe. Interessierte Umwelt- und Entsorgungsbeauftragte sind herzlich willkommen.

TECH.LAND Cluster Wasserstoff

Die östlichen Niederlande und die Region Nord-Westfalen kooperieren im Rahmen des TECH.LAND-Programms grenzüberschreitend in verschiedenen Clustern. Ziel ist ein transnationales Technologie-Ökosystem aufzubauen, das deutsche und niederländische Unternehmen bei Technologiefragen unterstützt und vereinfachtem Zugang zu EU-Fördermitteln, internationalen Fachkräften und Start-Ups sowie neuen Wirtschafts- und Wissenschaftskontakten. Im Energiebereich engagiert sich die die IHK Nord Westfalen in der Arbeitsgruppe Wasserstoff. Auftakt war die gemeinsame Teilnahme als Aussteller auf der Wasserstoffmesse World Hydrogen Summit in Rotterdam.

Webinarreihe #ihkindustrieimpulse

In der 2024 neu gestarteten Webinarreihe #ihkindustrieimpulse wurden einmal im Monat innovative Projekte und Ideen aus den Bereichen Industrie, Energie, Umwelt, und Technologie von VordenkerInnen aus Wirtschaft und Forschung präsentiert. In Interviewform werden die Themen näher beleuchtet und anschließend mit dem Publikum diskutiert - der regionale Bezug steht im Vordergrund. 2024 wurden folgende Inhalte behandelt:
  • Spielerisch Talente gewinnen: Das Recruiting Game AKEYIWORLDS
  • Ammoniak – welche Rolle kann der Energieträger im Wasserstoffhochlauf in der Region Nord-Westfalen spielen?
  • IoT im Produzierenden Gewerbe: Chancen nutzen, Zukunft gestalten
  • DIN im Wandel – wie entstehen Normen heute und in der Zukunft?
  • Augmented Reality & Virtual Reality: Synergien zwischen Kultur- und Industriewelt
Die aufgezeichneten Videos finden Sie auf dem Youtube-Kanal der IHK Nord Westfalen:

Initiative „In|du|strie – Gemeinsam. Zukunft. Leben.“

Azubi Tech Weeks

Unser mittlerweile etabliertes Format wurde dieses Jahr erstmalig sehr erfolgreich in Bottrop im HRW FAB Lab durchgeführt. Hauptthema der Projekte war Robotik. Themen wie Digitalisierung, Robotik und KI erlangen in den Unternehmen zunehmend größere Bedeutung. Auf dem Workshop-Plan der Auszubildenden standen unter anderem 3-D-Druck, Programmierung, Lasercutting und professionelle Projektpräsentation. Das überzeugende Format wird 2025 auch um den Kreis Steinfurt erweitert.

Digitaler Industrie-Campus

Der digitaler Industrie-Campus ist fertiggestellt, welcher gemeinsam mit dem IT Unternehmen Lean Ocean gebaut wurde. Drei Unternehmen haben mittlerweile ein fertiges Spiel und sind auch mit dem Industrie-Campus verknüpft. Das Ziel hierbei ist, dass mögliche Azubi AnwärterInnen durch leichten Zugang die Möglichkeit bekommen, Industrieberufe und/oder auch einzelne Industrieunternehmen spielerisch kennenzulernen. Auf eine sehr innovative und auf die jeweilige Zielgruppe angepasste Art und Weise soll die Industrie den jungen Menschen nähergebracht werden, denn auch hierbei ist der Grundgedanke die Fachkräftegewinnung.

Social Days der Industrie

Wie bereits in den vergangenen Jahren konnte die Initiative In|du|strie auch in diesem Jahr wieder ihr soziales Engagement für das Gemeinwohl im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region zeigen. An sieben Social Days haben über 300 Auszubildende aus ganz Nord-Westfalen bewiesen, welchen positiven Beitrag die Industrie leisten kann. Projekte wie z.B. Waldbaden mit Senioren, Renovierung eines Toberaums, Neugestaltung der Außenanlagen von Kitas oder das Anlegen von Sternenkindgräbern auf einem Friedhof zeigen die Vielfältigkeit der Tätigkeiten. Und sie verdeutlichen, dass die Industrie als Teil der Gesellschaft soziale und regionale Verantwortung übernimmt. Zudem ist dieses Format auch eine gute Gelegenheit für Unternehmen, um für neue Fachkräfte oder Azubis auf sich aufmerksam zu machen.

Meet and Match

Unser Online Format Meet the Boss haben wir nun in ein Präsenzformat umgewandelt. Meet and Match fand im Juni 2024 im Mövenpick Hotel statt, in Kooperation mit FH Münster und dem Münsterland e.V. Auch hier wurden wieder Studierende mit unterschiedlichsten Unternehmensvertreter zusammengeführt. Die Teilnehmer zeigten großes Interesse und der direkte Austausch war intensiv und führte zu vielversprechenden neuen Kontakten und potenziellen Kooperationsmöglichkeiten.

Weitere Aktivitäten

  • Umfangreiche Sponsorings waren ein Teil des Jahres 2024 zu den Themen MINT, Kreislaufwirtschaft, lokale Industriethemen und Robotik.
  • Auf dem Digital Summit Euregio wurden junge Gründerinnen und Gründer ausgezeichnet und erhielten das von der Initiative gestiftete Preisgeld für das beste Smart-Industry-Start-up 2024.
  • Einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten erhalten Sie auf unserem Industrie-Portal, auf unserem LinkedIn-Kanal sowie innerhalb der Youtube-Playlist.