Leitfaden für deutsche Exporteure bei der aktuellen US-Handelspolitik
Effiziente Vertragsgestaltung und Lieferbedingungen
Incoterms
Im Verhandlungsstadium mit US-amerikanischen Geschäftspartnern sollten deutsche Exporteure den Incoterm DDP (Delivered Duty Paid) vermeiden. Grund: Bei Anwendung von DDP trägt der Exporteur sämtliche Zollbelastungen sowie das Risiko möglicher Zollerhöhungen in den USA. Dadurch können unvorhersehbare Mehrkosten entstehen, die besser beim US-Importeur verbleiben sollten.
Trennung von Software und Hardware
- sinnvoll zu optimieren, um Zollzahlungen zu senken
- Software selbst ist zollfrei, während der Datenträger oder das Gerät verzollt wird.
- Wird Software auf einem Datenträger oder in einer Maschine versendet, wird die gesamte Sendung als Ware behandelt.
- Um die Zollkosten zu minimieren, sollten die Werte für Software und Trägermedium auf der Handelsrechnung getrennt ausgewiesen werden.
- Dadurch wird nur der Datenträger verzollt, sofern die Zollbestimmungen des Ziellandes dies zulassen.
Beschaffung von Vorprodukten
- Ursprung der Ware ist zu ermitteln, da sich die Höhe der Zollsätze nach dem Ursprungsland richtet, nicht nach dem Lieferland wie zum Beispiel: EU 15 %, China 30 %, Vietnam 20 %.
- Beim Einkauf von Stahl- und Aluminiumwaren ist zu beachten, dass der Ort des Schmelzens und des Gießens nachweisbar ist (z. B. über Mill-Test-Zertifikate).
- Fehlen diese Nachweise, können die Waren als russische Vorprodukte eingestuft werden, wodurch von Strafzöllen bis 200% anfallen würden.
- Bereits beim Einkauf Ursprungsnachweise anfordern, da diese für die Ausstellung von Ursprungszeugnissen durch die IHK benötigt werden.
Vorerwerberpreise (First Sale)
- Anders als in der EU kann in den USA ein früherer Transaktionswert für die Zollbemessung angesetzt werden.
- Normalerweise wird der Zollwert auf Basis des Transaktionswerts berechnet (Preis, den der Importeur tatsächlich zahlt).
- Wenn jedoch bereits frühere Transaktionen mit der Wareerfolgt sind, kann ein niedrigerer Preis als Bemessungsgrundlage verwendet werden
- Dadurch reduziert sich der Zollwert, als auch die Zollabgabe, ohne dass Änderungen an der Lieferkette erforderlich sind
Befreiung von Zöllen bei Ware mit US-Anteilen
- Enthält eine Ware US-Vorprodukte mit einem Wertanteil von mehr als 20 %, kann der Zellwert entsprechend gesenkt werden.
- Dadurch reduzieren sich die zu zahlenden Zollabgaben.
- Wichtig: Die genaue Kenntnis und Dokumentation der Ursprungsanteile ist entscheidend, um diese Regelung nutzen zu können.
Einfuhr in die USA
Bemessungsgrundlage FOB
- In den meisten Ländern wird der Zollsatz auf den Grenzübergangspreis berechnet.
- Die USA hingegen berechnen Zölle in der Regel auf Basis des FOB-Werts (Free on Board), maßgeblich ist der Warenwert beim Verladen im Exporthafen, wobei die Transportkosten über den Atlantik nicht zollpflichtig sind.
- Vorteil: Reduzierung der Zollbelastung, da Übersee-Transportkosten unberücksichtigt bleiben.
Zolltarifnummer ermitteln
- EU: 8-stellige KN-Nummer (Kombinierte Nomenklatur)
- USA: 10-stelliger HTS-Code (entscheidend für Zollsätze und Einfuhrregeln)
- Tipp: HTS-Codes über die USITC-Datenbank recherchieren
- Besonderheit: Produkte mit Stahl- oder Aluminiumanteilen können als Derivate eingestuft werden, sodass für den Materialanteil ein 50 % Strafzoll anfällt; ohne separate Ausweisung kann sogar das gesamte Produkt mit 50 % Zoll belegt werden.
Ansprechpartner
Industrie- und Handelskammern (IHK)
- Unterstützung bei Ursprungszeugnissen und Exportdokumentation
- IHK Nord Westfalen, Abteilung „International, Zoll und Dokumente“ als Ansprechpartner
Deutsche Auslandshandelskammern (AHK)
- Praxisnahe Unterstützung beim Markteintritt
- Speziell: AHK USA als wichtige Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
Speditionen und Customs Broker
- Unterstützung bei der operativen Abwicklung
- Erfahrung im Umgang mit US-Zollverfahren
Allgemeine Tipps für Unternehmen im Hinblick auf die US-Handelspolitik
- Regelmäßige Aktualisierung: US-Zoll- und Handelspolitik kann sich kurzfristig ändern (z. B. Strafzölle, Sanktionslisten), somit die aktuelle Entwicklungen laufend verfolgen.
- Flexibilität einplanen: Liefer- und Vertragsgestaltung so aufsetzen, dass Anpassungen bei Zöllen oder Handelsbeschränkungen möglich bleiben.
- Enge Abstimmung mit Partnern: Frühzeitig mit US-Importeuren oder Spediteuren und kommunizieren, um auf Änderungen schnell reagieren zu können.
- Ursprungsnachweise sichern: Exakte Dokumentation der Lieferketten erleichtert die Reaktion auf neue Zollregelungen; Ursprungsnachweise bereits beim Einkauf anfordern, da diese für die Ausstellung von Ursprungszeugnissen durch die IHK benötigt werden.
- Kosten regelmäßig kalkulieren: „Landed Cost“-Berechnungen in Szenarien durchführen, um Auswirkungen möglicher Zollerhöhungen oder Änderungen beim Ursprung abschätzen zu können.