Thesenpapier für einen erfolgreichen Industriestandort

Die 10 Thesen für einen erfolgreichen Industriestandort geben nachfolgend einen Überblick über die Positionen der Industrieunternehmen in Nord-Westfalen. Die Vollversammlung der IHK Nord Westfalen hat auf Empfehlung des Industrieausschusses die Thesen beschlossen.

1. Funktionierende Rahmenbedingungen entwickeln

Das “Netzwerk Industrie” als enge Verflechtung von Produzenten, Zulieferern und Dienstleistern ist Grundlage von Innovation, Wachstum, Produktivität und Beschäftigung in Deutschland. Für seinen Erfolg ist es auf funktionierende Rahmenbedingungen angewiesen – für den Handel mit der Welt und für das Wirtschaften vor Ort. Die Industrie ist Grundlage unseres Wohlstands.

2. Standortfaktoren verbessern

Vor Ort zählen zu den relevanten Standortfaktoren insbesondere eine gut ausgebaute Infrastruktur, d.h. Verkehrsanbindung, Versorgung mit digitalen Netzen sowie die Verfügbarkeit von erschlossenen Industrie- und Gewerbeflächen, Baurohstoffen und von gut ausgebildeten Fachkräften. Darüber hinaus braucht ein wettbewerbsfähiger Industriestandort eine bezahlbare, sichere und belastbar prognostizierbare Energieversorgung, ein modernes Steuersystem sowie bürokratische Entlastungen.

3. Schnellere und rechtssichere Genehmigungsverfahren optimieren

Schnelle und rechtssichere Genehmigungsverfahren für Infrastrukturvorhaben, Gewerbe- und Industrieansiedlungen sowie für Industrieanlagen und den Rohstoffabbau sind ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes. Hier besteht erheblicher Nachholbedarf in Deutschland.

4. Gesellschaftliche Akzeptanz von Industrie stärken

Eine hohe gesellschaftliche Aufgeschlossenheit gegenüber technologischen Neuheiten ist ein Vorteil im weltweiten Wettlauf um Innovationen. Denn ein Bewusstsein für technologische Potenziale schafft Akzeptanz und Vertrauen und diese sind wesentlich für den Erfolg. Deshalb müssen Berührungsängste mit neuen Technologien in der Bevölkerung weiter abgebaut werden.

5. Stellenwert der Industrie hervorheben

Damit die Industrieunternehmen vor Ort erhalten bleiben, sich etablieren und entwickeln können, ist die gesellschaftliche Akzeptanz von Industrie eine wichtige Voraussetzung. Mehr Sensibilisierung ist notwendig, damit die Industrie als maßgebliches Element von Wertschöpfungsketten, als Treiber von Forschung und Entwicklung, als Vorreiter von Klima- und Umwelttechnologien, als Basis der Circular Economy sowie als bedeutender Arbeitgeber wahrgenommen wird. Die Industrie ist in all diesen Fällen nicht das Problem, sondern ein wichtiger Teil der Lösung.

6. Eine technologieoffene Forschungsförderung vorantreiben

Das „Netzwerk Industrie“ ist der Kern der hiesigen Wertschöpfungsketten, die ständigen Veränderungen ausgesetzt sind, wie z.B. der Digitalisierung, dem demografischen Wandel und der Globalisierung. Statt einer staatlichen Intervention in einzelne Glieder der Wertschöpfungsketten sollte der Staat vielmehr ein innovatives Umfeld für alle Teile der Wertschöpfungskette bereitstellen – mit nicht mehr Regulierung als nötig, einer erstklassigen Forschung an Hochschulen und Instituten sowie einem verbesserten Technologietransfer in die Wirtschaft.

7. Ein innovatives Umfeld ausbauen

Bei der Benennung förderwürdiger Zukunftstechnologien läuft der Staat Gefahr, den Blick auf künftige technologische Entwicklungen zu verengen und dabei zu übersehen, dass auch andere Branchen oder Technologien hoch innovativ sind. Daher sollte er eine technologieoffene Forschungsförderung vorantreiben – und damit die Entwicklung zukünftiger Technologien und Trends unterstützen. Hierbei kann die steuerliche Forschungsförderung einen wesentlichen Beitrag leisten.

8. Stärkeres Engagement für die Bildung initiieren

Anstelle einer lenkenden Industriepolitik ist eine Politik für die Industrie notwendig. Dazu zählt vor allem ein stärkeres Engagement für die Bildung. Denn um innovative Ideen in Produkte und Dienstleistungen „Made-in-Germany“ umsetzen zu können, benötigt der Standort Deutschland gut ausgebildete Fachkräfte.

9. Faire Wettbewerbsbedingungen entwickeln

Der Fokus auf europäische Champions und das Vorhaben, sie vor Wettbewerb oder Übernahmen zu schützen, lässt den für Deutschland so relevanten Mittelstand außen vor. Größe bedeutet nicht automatisch mehr Wettbewerbsfähigkeit! Notwendig ist allerdings, das Wettbewerbsrecht so zu gestalten, dass gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen hergestellt werden.

10. Den Zugang zu den internationalen Märkten stärken

Die exportorientierte Industrie in Deutschland ist auf offene Grenzen angewiesen. Der multilaterale Ansatz im Rahmen der WTO ist der beste Weg zur weltweiten Öffnung von Märkten. Gerade der industrielle Mittelstand profitiert in der Breite von der internationalen Arbeitsteilung mit einem regelbasierten internationalen Handel.