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Passantenfrequenz

Für viele Einzelhändler ist die Passantenfrequenz eine der wichtigsten Kriterien bei der Beurteilung eines Standortes und somit einer der wichtigsten Indikatoren für die Attraktivität einer Innenstadt. Die Passantenfrequenz gibt an, wie viele Personen in einem festgelegten Zeitraum als Fußgänger einen bestimmten Bereich in einer bestimmten Einkaufslage überschritten haben.
Durch die starken Umsatzzuwächse im Online-Handel geraten die Innenstädte spürbar unter Druck. Um diesen Trend langfristig zu beobachten zählt die IHK Nord Westfalen seit 2014 regelmäßig die Passanten in den Mittelzentren im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region. Die Ergebnisse helfen den Entscheidern vor Ort Ihren Standort besser einzuschätzen.
Die Ergebnisse aus der Entwicklung seit 2014 sowie aus der letzten Erhebung 2022 lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Seit 2014 stagnieren die Passantenfrequenzen in vielen Mittelzentren oder sind rückläufig. Nur wenige Innenstädte haben an Frequenz zulegen können. Dies ist auch Folge des Strukturwandels im Einzelhandel mit einem wachsenden Anteil des Online-Handels. Demografischer Wandel, Veränderungen im Einkaufs- und Konsumverhalten sowie Digitalisierung und Online-Handel stellen Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister vor immensen Herausforderungen. Der Wandel im Handel ist im vollen Gange und ist durch die Corona-Pandemie im Jahre 2020 noch beschleunigt worden.
Die letzte Passantenfrequenzmessung im ersten Halbjahr 2022 zeigt hierbei, dass die Corona-Delle noch nicht überall überwunden ist. Ohne strenge Abstandsregeln und Maskenpflicht kehren die Menschen langsam wieder in die Innenstädte zurück. So konnten im Münsterland im ersten Halbjahr knapp 40 % der Zählstandorte gegenüber der Erhebung 2020 eine stabile bis positive Entwicklung verzeichnen. In der Emscher-Lippe-Region weisen sogar mehr als die Hälfte der Standorte gegenüber der Erhebung 2020 eine positive Entwicklung auf.
Ein positiver Trend im ersten Halbjahr 2022 ist damit erkennbar, dennoch sind die Besucherzahlen vielerorts weiterhin unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Dabei stagnieren einige Innenstadtlagen selbst gegenüber dem Pandemie-Jahr oder müssen einen weiteren Rückgang der Frequenzen hinnehmen, wobei bei den Städten, in denen am 19. Mai gemessen wurde, Starkregen und Gewitter die Bilanz buchstäblich verhagelt haben dürften. Noch nicht berücksichtigt sind zudem die aktuellen Folgen des Ukraine-Krieges und der Inflation. Ein erneutes Eintrüben der Konsumlaune zeichnet sich bereits ab.
Jede Zählung ist nur eine Momentaufnahme, deren Ergebnisse durch das Wetter, Anlässe oder örtliche Besonderheiten beeinflusst werden. Mehrere Momentaufnahmen geben aber Aufschluss über die Veränderungen in den Innenstädten. Will man dies auf eine breite Basis stellen, ist allerdings eine kontinuierliche Erfassung mittels technischer Unterstützung, wie sie bereits in einigen Städten des Münsterlandes und der Emscher-Lippe-Region durchgeführt wird, notwendig.