Wasserstoff von der Ostsee in die Region
Baltische Delegation informiert sich in Nord-Westfalen
Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Wasserstoff ist unverzichtbar, wenn die Energiewende und die Transformation zu einer klimaneutralen Produktion gelingen sollen. Den Energieträger der Zukunft könnten die Industrieunternehmen in Nord-Westfalen auch aus dem Baltikum beziehen. Eine zwölfköpfige Delegation aus Litauen, Lettland und Estland besuchte jetzt Unternehmen unter anderem in Münster, Gelsenkirchen, Herten und Marl, um sich über den aktuellen Stand des Wasserstoffhochlaufs zu informieren und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu diskutieren. Begleitet wurden die Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen und Universitäten von der IHK Nord Westfalen, von der Deutsch-Baltischen Handelskammer und von der WiN Emscher-Lippe GmbH.
Das Thema Kreislaufwirtschaft und die Produktion von Wasserstoff sprachen die Delegation aus dem Baltikum sowie die Vertreterinnen und Vertreter von IHK Nord Westfalen und WiN Emscher-Lippe bei ihrem Besuch bei ZINQ in Gelsenkirchen an.
„Wasserstoff ist für das Baltikum ein strategisches Zukunftsthema“, erklärt Sebastian van Deel, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Digitalisierung, Industrie und International. Litauen, Lettland und Estland sehen sich als zukünftige Exportregion für grünen Wasserstoff aus Windenergie. Erste Infrastrukturprojekte sind bereits in Planung, für den Export sollen große Elektrolysekapazitäten aufgebaut werden. Wie der Wasserstoff, der zum Beispiel von den Ostseeanrainern über die Nordseehäfen nach Deutschland gelangt, weiter ins Münsterland und in die Emscher-Lippe-Region transportiert wird, ist ein Thema für die Nowega GmbH. Das Unternehmen aus Münster, das 1.500 Kilometer Gashochdruckleitungen vermarktet, baut bereits die Infrastruktur für Wasserstoff auf. Ein erster, 55 Kilometer langer Abschnitt des Wasserstoffnetzes zwischen Lingen und Bad Bentheim ist bereits in Betrieb. Als nächstes soll auch Nord-Westfalen angebunden werden. Für die künftigen baltischen Exporteure ist Nowega damit eine wichtige Schnittstelle auf dem Weg zu industriellen Abnehmern.
Über den weiteren Ausbau des Wasserstoffnetzes in Richtung Münsterland und Emscher-Lippe-Region informierte sich die baltische Delegation bei Nowega in Münster.
Diese Abnehmer finden sich zum Beispiel im Klimahafen in Gelsenkirchen mit seinen sehr energieintensiven Unternehmen. Die WiN Emscher-Lippe GmbH, das Gelsenkirchener Unternehmen ZINQ GmbH & Co. KG sowie VoltH2, ein niederländischer Entwickler von grünem Wasserstoffanlagen, stellten der Delegation laufende und geplante Projekte vor. Dazu gehört der Bau eines Elektrolyseurs, mit dem im Klimahafen grüner Wasserstoff hergestellt werden soll. Ein praktisches Anwendungsbeispiel besichtigte die Besucher aus dem Baltikum in Herten. Dort betreibt die AGR Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet mbH seit mehr als einem Jahr eine Wasserstofftankstelle mit vier Zapfsäulen – die Leistung reicht für mehr als 40 Millionen emissionsfreie Pkw- oder vier Millionen Lkw-Kilometer. Vor allem H2-Busse und Fahrzeuge der umliegenden städtischen Verkehrsunternehmen und Abfallentsorger werden hier umweltfreundlich betankt. Betrieben wird die Tankstelle mit Windenergie, die direkt vor Ort produziert wird. Auch der Chemiepark Marl konzentriert sich darauf, verstärkt Wasserstoff vor Ort zu produzieren und zu nutzen. Über die aktuellen Entwicklungen berichteten Vertreter von Evonik.
Bei Themen wie Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft setzen Münsterland und Emscher-Lippe-Region verstärkt auf internationale Kooperation. Dies zeigt sich an Delegationsreisen wie dem aktuellen Besuch aus dem Baltikum ebenso wie an der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den Niederlanden im Projekt TECH.LAND.