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Gute Aussichten für den Automobilstandort – wenn die Kompetenz stimmt

In Bayern hängt jeder 15. Arbeitsplatz direkt oder indirekt an der Automobilindustrie – in Niederbayern ist es jeder dritte. Deutlich über die Hälfte aller niederbayerischen Betriebe sieht einer IHK-Umfrage zufolge in den konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen der Automobilbranche ein Risiko für das eigene Geschäft. Angesichts dieser Lage hat sich die IHK-Vollversammlung, das „Parlament der Wirtschaft“, das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. „Aktuell ist eine regelrechte Transformation in der Automobilindustrie im Gange“, sagte IHK-Präsident Thomas Leebmann bei der Sitzung in Passau. Um diese Transformation und ihre Auswirkungen besser zu verstehen, hatten die Unternehmer Dr. Stefan Kasperowski eingeladen, den Leiter des BMW-Werks Landshut.

Die beiden Megatrends Digitalisierung und Dekarbonisierung

Zusammen mit dem größeren Werk in Dingolfing steht BMW in Niederbayern für rund 22.000 Beschäftigte. Kasperowski verwies auf das Zusammentreffen zweier Megatrends: die Digitalisierung und die Dekarbonisierung, also das gezielte Zurückdrängen insbesondere des CO2-Ausstoßes. Letzteres werde insbesondere durch immer schärfere EU-Vorgaben vorangetrieben. So dürfen Fahrzeuge bis 2030 nur noch 59 Gramm CO2 pro 100 Kilometer ausstoßen, das entspräche einem Verbrauch von 2,2 Litern Diesel. „Deswegen ist für uns ganz klar: Ohne Elektromobilität wird man nicht vorankommen“, bekräftigte Kasperowski. Vor dieser Entwicklung ist dem BMW-Werkleiter nicht bange – weltweit gesehen wollen ihm zufolge immer mehr Menschen mobil sein und gleichzeitig sei gerade im Premiumbereich die Elektrifizierung ein Wachstumsfaktor. „Wenn wir unser Geschäft richtig machen, sind das gute Aussichten.“ Dabei machte Kasperowski klar, dass für die Akzeptanz der E-Mobilität und den Ausbau der Ladeinfrastruktur auch Unterstützung von Seiten der Politik notwendig sei: „Unsere Kunden benötigen ein attraktives Angebot für den Einstieg in die E-Mobilität.“

Technologiewandel erfordert Kompetenzaufbau und -umbau.

Mit Blick auf die eigenen Beschäftigten sowie allgemein auf das Fachkräftethema lautete Kasperowskis Botschaft: „Der Technologiewandel erfordert Kompetenzaufbau und -umbau.“ Hier traf sich der BMW-Vertreter mit IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner, der zuvor eine ifo-Studie im Auftrag der bayerischen IHKs vorgestellt hatte, in der allgemein die Auswirkungen der Mobilitätswende untersucht wurden. „Die Jahrhundertaufgabe liegt in der Aus- und Fortbildung“, formulierte es Schreiner. Die Mitarbeiter müssten um- und weiterqualifiziert werden, um für die Megatrends E-Mobilität, autonomes Fahren und Vernetzung von Fahrzeugen gerüstet zu sein.

Die Zukunft der E-Mobilität

Viel drehte sich in der anschließenden Diskussion um die E-Mobilität, was zu der Frage führt: Woher kommt der Strom und haben wir in Zukunft genug davon? Die Mitglieder der Vollversammlung erhielten dafür einen Einblick in die Ergebnisse eines Gutachtens zur Frage der Versorgungssicherheit, das die IHK in Auftrag gegeben hat. Die endgültigen Ergebnisse werden erst Anfang kommenden Jahres veröffentlicht, aber schon jetzt steht fest: Trotz des Ausstiegs aus Atom- und Kohlestrom werden auch 2030 im Industriestandort Niederbayern nicht die Lichter ausgehen. Der Austausch mit den Nachbarländern wird aber mehr werden und der Ausbau des Stromnetzes ist dafür eine unabdingbare Voraussetzung. Das bestätigte Otmar Zisler, Geschäftsführer der E.ON Deutschland und Mitglied der Vollversammlung. In Verbindung mit Digitalisierung ließen sich in einem dichten und leistungsfähigen Netz Produktion und Verbrauch intelligenter steuern, erklärte er.

Haushaltsentscheidungen der Vollversammlung

Ebenso wichtig wie die Fachthemen waren die Haushaltsentscheidungen der Vollversammlung. Die gewählten Unternehmensvertreter hatten über ein Haushaltsvolumen von gut 20 Millionen Euro zu entscheiden. Schreiner stellte Projekte und Maßnahmen für das kommende Jahr vor, die mit diesem Haushalt finanziert werden. Darunter sind beispielsweise eine neue Stelle zur Fördermittelberatung, ein digitales Business Plan-Modul für Gründer und Betriebe oder die Fortführung der Workshop-Reihe „Forum Personal“, in der Strategien gegen den Fachkräftemangel im Mittelpunkt stehen. Die Höhe der IHK-Beiträge wird dabei trotz gestiegener Aufgaben insgesamt stabil bleiben. Die Vollversammlung verabschiedete den Haushalt und erteilte Präsidium und Hauptgeschäftsführer der IHK einstimmig die Entlastung.