Handel

E-Commerce Trends: Einblicke von den Besten ihrer Branche

Wohin entwickelt sich die digitale Welt und was bedeutet das für das Geschäft? Welche neuen Möglichkeiten bieten sich zwischen Themen wie Datenexzellenz und Künstlicher Intelligenz? Was hat sich dabei bewährt – und was nicht? Antworten auf all diese Fragen erhielten 170 Gäste bei der Veranstaltung „E-Commerce Trends 2023“ der IHK Niederbayern. Die Antworten lieferten Experten ihres Fachs, erfolgreiche Online-Händler aus der Region.

Stationärer Handel und Onlinehandel schließen sich nicht aus
Wie setzt man datenbasiertes Marketing am besten ein?
D2C-Erfolg made in Niederbayern
Aktuelle Trends im E-Commerce-Bereich

Bei einer Veranstaltung der IHK Niederbayern wurden die aktuellen e-Commerce-Trends beleuchtet: (v.l.) IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner, stv. Hauptgeschäftsführer Klaus Jaschke, Moderator Martin Himmel, die Referenten Nico Hummel, Heinrich Reitmeier, Marco Golshani und Richard Reidl sowie IHK-Handelsbetreuer Thomas Breinfalk.

170 Gäste verfolgten die Veranstaltung.

Die Teilnehmer bekamen wertvollen Input von Experten ihres Fachs.

„Das Thema E-Commerce wird immer wichtiger, die Zahl der Online-Shops steigt von Jahr zu Jahr. Wir möchten aktuelle Trends aufzeigen, Orientierung geben und auch Sie als Online-Händler zusammenbringen“, erklärte Klaus Jaschke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, zu Beginn die Intention der Veranstaltung.

Lesen Sie nachfolgend Auszüge aus den Präsentationen der Referenten:

Stationärer Handel und Onlinehandel schließen sich nicht aus

Diskutierten über das Zusammenspiel von Onlinehandel und stationärem Handel: (v.l.) Richard Reidl, Martin Himmel und Marco Golshani.

Referenten: Richard Reidl, Reidl GmbH und Co. KG, – Marco Golshani, GoTools

Sowohl Richard Reidl als auch Marco Golshani kommen aus dem stationären Handel. Sie erkannten schon früh, welch großes Potenzial im Onlinehandel liegt. Heute zählen sie zu den großen Onlinehändlern der Region. Das Omnichannel-Unternehmen Reidl GmbH und Co. KG mit Sitz in Hutthurm hat heute 90 Angestellte, in dem Online-Baumarkt sind rund 1,2 Millionen Artikel erhältlich. Das Unternehmen GoTools ist ebenfalls im Bauhandel aktiv, man hat sich auf den Verkauf von Elektro-Werkzeugen spezialisiert. Das oberbayerische Unternehmen, das 2021 eine Logistikhalle in Aicha vorm Wald gebaut hat, setzt stark auf Social Media Marketing. Besonders auf YouTube ist das Unternehmen aktiv, knapp 170.000 Abonnenten verfolgen regelmäßig, wie Werkzeuge getestet werden.

Das gaben Reidl und Golshani den Teilnehmern mit auf den Weg:

Der stationäre Handel ist für beide noch immer eine wichtige zusätzliche Stütze. Der Stammkunde sei stationär besser zu betreuen als online
Fokus auf eigenen Webshop legen, Marketing über eigene Kanäle wird immer wichtiger
Innovationen gegenüber aufgeschlossen sein, ständige Anpassungen sind nötig
Sich auf Veränderungen im B2B-Bereich einstellen, hier wird die Digitalisierung in den nächsten Jahren rasant voranschreiten
Das Wichtigste ist die Expertise bei dem eigenen Produkt. Nur wenn diese gegeben ist, ist online ein Erfolg möglich

Wie setzt man datenbasiertes Marketing am besten ein?

Heinrich Reitmeier erklärte, wie man gesammelte Daten am effektivsten nutzt.

Referent: Heinrich Reitmeier, Sense4Business

Heinrich Reitmeier verhalf mit seine E-Commerce-Expertise schon einigen Unternehmen zum Online-Erfolg. Am Beispiel von Transportsysteme 24 zeigte er den Teilnehmern, wie dieser Erfolg gelingt. Ganz entscheidend sei der Einsatz von datenbasiertem Marketing. Man müsse wissen, was der Kunde sucht und dann präsent sein. Es gehe darum, die Produktexpertise zum Kunden zu transportieren.

Das gab Reitmeier mit auf den Weg:

Achten Sie auf Produktbeschreibungen, detaillierte Bilder, automatisierte Produktivdeos, vollständige Produktattribute je Absatzweg
Sorgen Sie für Reichweite. Sichtbarkeit generieren über Produktbundles und Angebotsvielfalt
Automatisieren Sie interne Prozesse für Angebotserstellung – ideal, um auch am Wochenende reagieren zu können
Kunden(support) neu beleuchten (Markt-/Produktdaten nutzen, KI, Chat, WhatsApp…)
Schaffen Sie für sich Markttransparenz: Die Preise Verfügbarkeiten, Abverkäufe etc. der Mitbewerber im Blick haben

D2C-Erfolg made in Niederbayern

Nico Hummel hat gemeinsam mit Partnern "Wahuboard" innerhalb kürzester Zeit zu einer erfolgreichen Marke aufgebaut.

Referent: Nico Hummel, WAHU GmbH

Nico Hummel hat gemeinsam mit Mitstreitern und Partner die Wahu GmbH innerhalb von nur zwei Jahren von Null auf zu einer erfolgreichen Marke mit Millionenumsatz aufgebaut. Der Hersteller von Balance-Boards mit Sitz in Waldkirchen setzt dabei auf eine konsequente D2C-Strategie. Damit liegt Wahu Board im Trend, wie Moderator Martin Himmel sagte.

Was ist wichtig, um im D2C-Bereich erfolgreich zu sein?

Positionierung und Nischen-Zielgruppenverständnis zu Beginn. Erst später eine Zielgruppen-Erweiterung angehen
Gutes Produkt
Online-Shop: Diesen kann man inzwischen mit einfachen Mitteln schnell umsetzen.
Branding & Content
Skalierung über Performance Marketing. Wichtig zu beachten: Performance Marketing ist nicht organisches Social Media, sondern bezahlte Werbung

Wichtigste Learnings bei Aufbau und Skalierung

Performance Marketing ist Herzstück, Fokus auf einen Marketingkanal
Aktionsbezogenes Marketing und Community Aufbau
Fokus auf Customer Lifetime Value: Ziel muss sein, Kunden langfristig an dich zu binden. Gelingen kann dies beispielsweise mittels E-Mail-Marketing
Trotz Fokus auf eigenen Store Marktplätze nicht vergessen
Partner suchen, beispielsweise im Logistikbereich

Aktuelle Trends im E-Commerce-Bereich

Martin Himmel führte als Moderator durch die Veranstaltung und blickte auch auf aktuelle Trends im e-Commerce.

Referent: Martin Himmel, D2C Advisors

Martin Himmel, Mitgründer und Geschäftsführer der „D2C Advisors, zeigte den Gästen aktuelle Trends im E-Commerce-Bereich auf. So sei im vergangenen Jahr der Onlinehandel in Deutschland zum ersten Mal seit Jahren geschrumpft, diese Entwicklung setzt sich im ersten Quartal 2023 fort. Dies liege laut Himmel aber an Sondereffekten wie der vorhergegangen Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Online-Boom, der Inflation und einem Kaufkraftverlust. Dieser Trend werde sich so aber nicht fortsetzen, ist sich Himmel sicher. „An E-Commerce führt kein Weg vorbei“, so der Referent.

Immer wichtiger werden digitale Werkzeuge zur Kundenbindung – nicht zuletzt deshalb, weil es immer teurer wird, über Marketing neue Kunden zu gewinnen. Himmel legt den Händlern deshalb ans Herz, Kundendaten stärker digital zu bespielen. Himmel machte den Unternehmern auch Mut, eigene Online-Shops zu gründen, dies sei nämlich heute deutlich einfacher und günstiger als noch vor ein paar Jahren.

Ein weiterer Trend: D2C-Brands, also Hersteller, die ihre Produkte direkt an die Kunden vermarkten, erzielen immer höhere Marktanteile. Kern dieser D2C-Brands ist häufig eine genaue Kenntnis ihrer Kundenklientel und eine sehr gute Umsetzung des Kundendialogs. Eine weitere Entwicklung der letzten Jahre: Die Zahl der Marktplätze sei explodiert, es werde immer schwieriger den Überblick zu behalten und die Plätze gezielt zu bespielen.

Himmel ging in seinem Vortrag auch auf Marketingmöglichkeiten auf neuen sozialen Medien wie TikTok, Twitch oder Discord ein und erklärte, warum KI-Tools wie Chat GPT für die Unternehmen große Chancen bieten.

Am Ende der Veranstaltung gab Himmel den Gästen mit auf den Weg: „Haben Sie Mut. Starten Sie mit E-Commerce. Probieren Sie sich aus, sammeln Sie Daten und nutzen Sie diese, skalieren und optimieren Sie ihr Geschäft, binden Sie die Kunden an sich und denken Sie in kurzen Zyklen. Dann sind die Chancen für einen Online-Erfolg hoch.“