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Energiewende-Barometer: Hohe Energiepreise gefährden den Produktionsstandort Niederbayern

Eine aktuelle Vorabauswertung der Unternehmerumfrage „Energiewendebarometer“ des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags belegt, in welche Zwangslage besonders die energieintensiven Branchen durch die stark gestiegenen Energiepreise bereits geraten sind. „Die Energiekrise trifft den Industriestandort Niederbayern mit über 120.000 Beschäftigten ganz besonders.
Wegen der extremen Preissteigerungen bei Öl, Erdgas und Strom sowie der fehlenden Versorgungssicherheit planen immer mehr Industriebestriebe Produktionseinschränkungen oder erwägen sogar die Verlagerung ins Ausland. Einige Unternehmen in der Region haben ihre Produktion bereits zurückgefahren. Das darf seitens der Politik nicht unbeantwortet bleiben, denn es geht nun sehr konkret darum, Niederbayern als Produktionsstandort zu erhalten – mitsamt den Arbeitsplätzen, der Wertschöpfung und dem Wohlstand, für die die Industrie gerade in unserer Region bisher der Garant ist“, verdeutlicht der Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, Alexander Schreiner.

63 Prozent der bayerischen Industriebetriebe fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit

Mit 63 Prozent befürchten fast zwei Drittel der bayerischen Industriebetriebe wegen der hohen Energiekosten den Verlust ihrer Wettbewerbsfähigkeit. 14 Prozent der Industriebetriebe sehen sich gezwungen, auf die aktuelle Energielage mit einem Zurückfahren der Produktion oder einer zumindest teilweisen Aufgabe von Geschäftsbereichen zu reagieren. Jeder fünfte Industriebetrieb (21 Prozent) plant die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland oder hat dies bereits umgesetzt. „Die bayerischen Ergebnisse lassen sich 1:1 auf Niederbayern übertragen – und die Zahlen sind absolut alarmierend“, sagt Schreiner.
Auch die Vorbereitungen für einen Energie-Notfall gestalten sich offenbar schwierig: Drei Viertel der befragten Betriebe aller Branchen sind noch nicht gegen einen möglichen Gas-Lieferstopp abgesichert. Selbst in der energieintensiven Industrie, in der ein Lieferstopp besonders kritisch wäre, haben über die Hälfte (55 Prozent) der Befragten angegeben, noch keine Maßnahmen zur Absicherung umgesetzt zu haben.
„Umso wichtiger ist es, alle bürokratischen Hürden für den Brennstoffwechsel, etwa von Erdgas auf Öl, aus dem Weg zu räumen. Hier sind die Politik und die Ämter gefordert, den Unternehmen schnell unter die Arme zu greifen. Die Vorgaben dazu müssen vom Bund kommen, deswegen hat die IHK-Organisation auf dieser Ebene bereits konkrete Beschleunigungsvorschläge unterbreitet, die etwa darauf abzielen, ältere, bereits genehmigte Anlagen wieder und neue Anlagen schneller in Betrieb zu bekommen oder wo möglich die Genehmigungsfreiheit für solche Anlagen zu verlängern. In unserer Region stehen wir als IHK dazu in Kontakt mit den zuständigen Landräten und Oberbürgermeistern. Um die Abhängigkeiten zu reduzieren und die Versorgungssicherheit zu verbessern, muss außerdem die Energiewende und der Ausbau der Netzinfrastruktur massiv beschleunigt werden. Notwendig dafür sind einfachere und schnellere Genehmigungsverfahren sowie ein Abbau der damit verbundenen Bürokratie“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiner. Die BIHK-Auswertung zeigt außerdem: Erst die Hälfte der Industriebetriebe hat ihren Gasbedarf bereits über Verträge gedeckt. Viele Unternehmen müssen auch Mitte des Jahres noch erhebliche Mengen Gas für 2022 beschaffen, was zwangsläufig zu einem erheblichen Kostenrisiko in den kommenden Monaten führt. Dazu kommt noch die Unsicherheit, ob gekaufte Mengen überhaupt vollständig geliefert werden.