Erfolgsgeschichten in der Wirtschaft

Wirtschaftscocktail Harz ist gemixt

Wirtschaftscocktail Harz ist gemixt: Geht es um Erfolgsgeschichten in der Wirtschaft, richtet man den Blick längst auch auf den Harz. Seit langem als klassische Tourismusregion etabliert, hat sich der Landkreis Harz auch zu einem starken Wirtschaftsgebilde entwickelt. Zwar sind hier traditionell wichtige Industriestandorte schon lange vertreten, aber erst mit dem Mauerfall hat die Harzer Wirtschaft Jahr für Jahr mehr an Fahrt aufgenommen. Und zwar rasant.
Globalplayer, die vom Harz aus weltweit agieren. Innovative Unternehmer und ein Landkreis, der sich als Partner der Wirtschaft versteht. Garniert mit einer Geschäftsstelle der IHK als verlässlicher Partner der Region in Wernigerode, die als Netzwerker der Wirtschaft fungiert und alle zusammen an einen Tisch bringt. Fertig ist der Harzer Erfolgscocktail. Der Harz ist bei Touristen sozusagen in, natürlich. Die Harzer Wirtschaft aber auch. Dank hervorragend vernetzter Strukturen ist diese an einem doch relativ provinziellen Industriestandort längst erwachsen geworden und gilt mittlerweile als wirtschaftliches Schwergewicht, das mehr und mehr Beachtung findet. So deutlich, dass kaum eine wichtige Veranstaltung auf Wirtschaftsebene nicht auch nach außen über die Kreis- oder Landesgrenzen hinaus reflektiert. Dafür wird am Fuße des nördlichsten deutschen Mittelgebirges aber auch so einiges getan. Und manchmal auch noch ein bisschen mehr. Basis für diese Erfolgsgeschichte ist hier ein funktionierendes Miteinander von Institutionen, Landkreis, Unternehmen und nicht zuletzt der IHK. Diese steht mit einer lokalen Repräsentanz hier seit 1992 vielen Institutionen und Unternehmen als Erfolgsgarant zur Seite.
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Erfolgsgeschichte Wirtschaftsforum Harz

Zu deren absoluten Erfolgsgeschichten gehört neben vielfältigen Aktivitäten zweifelsfrei das Wirtschaftsforum Harz. Als gemeinsame Plattform zum Gedankenaustausch mit der Roland-Initiative Halberstadt, dem Industrieklub Quedlinburg, dem Wirtschafts-Club Wernigerode, dem Landkreis Harz und den Wirtschaftsjunioren Harzkreis 2015 aus der Taufe gehoben, findet es in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Diskutierten zur Premiere über 250 geladene Gäste in der Villa Heine in Halberstadt noch zum Thema Tourismus, Wirtschaft und Bildung, stand ein Jahr später in Wernigerode ausschließlich die Bildung im Fokus. Beim Wirtschaftsforum in Quedlinburg letztes Jahr dann Wirtschaft und Wissenschaft. Dieses Jahr ist »Tourismus und Lebensraum« das Motto. Ziel ist es, dem Wirtschaftsraum Harz als Region gegenüber der Öffentlichkeit eine Stimme zu geben, ihn aber auch gegenüber der Landesregierung zu präsentieren. »Daher wird am 16. Oktober neben Gastrednern natürlich auch ein Vertreter der Landesregierung zu Wort kommen. In Magdeburg hat man längst erkannt, dass hier in Sachen Wirtschaft so einiges aufs Parkett gestellt wird«, erklärte dazu Nils Appelt, Unternehmer und IHK-Vizepräsident, am Rande eines Arbeitstreffens des Organisationsteams.
Erörtert werden soll im Rahmen des Wirtschaftsforums dieses Mal auch, welche Projekte auf den Weg gebracht, dauerhaft installiert und begleitet werden sollen. Der Fokus des Abends wird auf der Entwicklung des ganzen Harzes liegen. Als Tourismusregion, aber auch als Lebensraum. Der sei im Landkreis Harz ein entscheidender Wirtschaftsfaktor, spiele sich aber auch in einer Region ab, die für 221.000 Menschen wichtiger Lebensraum sei«, betonte Ralf Grimpe, Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Wernigerode. Das auf dem Wirtschaftsforum Harz auch zahlreiche Aussteller unterschiedlichster Bereiche den Unternehmern Angebote rund um Aus- und Weiterbildung unterbreiten sowie viele Produkte und Dienstleistungen präsentieren, hat sich herumgesprochen. »Das ist auch zu einer schönen Tradition geworden«, so IHK-Vizepräsident Appelt. Jahr für Jahr seien die Teilnehmerzahlen des Forums nämlich deutlich gestiegen. Dieses Jahr wird mit gut 400 Teilnehmern gerechnet. Veranstaltungsort ist das Seminarhotel K6 in Halberstadt.
Das Forum sei gewachsen und werde mittlerweile über die Region hinaus längst als wirtschaftliches Schwergewicht wahrgenommen. Davon profitiert in erheblichem Maße auch die junge Wirtschaft des Landkreises Harz: »Wir finden hier eine ideale Plattform zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch. So können junge Unternehmen sich und somit die ganze Region voranbringen«, argumentiert Kristin Dormann, Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren. Für Thomas Kowalski von der Roland- Initiative ist es wichtig, dass man sehr deutlich über Landkreis- und Landesgrenzen wahrgenommen werde. »Das ist gut so«, betonte er. Einmal mehr hat sich dabei gezeigt, dass eine IHK-Geschäftsstelle Wernigerode als funktionierender Netzwerker direkt vor Ort mehr als wichtig ist. Hier laufen nicht nur die allermeisten Fäden zusammen. Hier wird der Weg für ein funktionierendes Miteinander in der Wirtschaft geebnet. Und hier wird auch das Wirtschaftsforum vorbereitet. Das seinem Namen übrigens bald noch gerechter werden könnte: »Vor dem Hintergrund vieler Aktivitäten wie beispielsweise der Initiative Ein-Harz ist es durchaus möglich, dass wir schon in zwei oder drei Jahren ein Wirtschaftsforum für den ganzen Harz anbieten können«, betont Ralf Grimpe. Was auch dem Landrat des Landkreises Harz, Martin Skiebe, gerade recht kommt. Für ihn stellt das Wirtschaftsforum Harz ein einmaliges Projekt dar. Es leiste einen herausragenden Beitrag zur weiteren Entwicklung des Landkreises Harz und unterstütze die wirtschaftlichen so wie kulturellen Bindungen des Landkreises zur Partnerregion Belfort in Frankreich. Er freue sich, dass die Franzosen beim alljährlichen Wirtschaftsforum auch ein Grußwort übermitteln. Die französische Region sei schließlich seit vielen Jahren mit dem Harz freundschaftlich verbunden, betonte der oberste Verwaltungschef.

Kooperation zwischen dem Landkreis Harz und dem Departement Territoire de Belfort

Erst vor kurzem war die Fortführung der Kooperation zwischen dem Landkreis Harz und dem Departement Territoire de Belfort für weitere drei Jahre beschlossen worden. Landrat Martin Skiebe und Florian Bouqet, Präsident der französischen Gebietskörperschaft, unterzeichneten die Vereinbarung anlässlich eines Besuches in Belfort, an dem auch Vertreter der Industrie- und Handelskammern teilnahmen. Organisiert werden die Austausche, Treffen, Besuche und gegenseitigen Begegnungen in der Stabsstelle Standortförderung des Fachbereiches Strategie und Steuerung beim Landkreis Harz. Hier laufen alle Fäden zusammen, von hier aus halten Jennifer Heinrich und Anja Ulrich engen Kontakt zu den französischen Ansprechpartnern des Departements. »Wir wollen die Aktivitäten in den folgenden Jahren auf den wechselseitigen Austausch von jungen Menschen auf kultureller, sportlicher und touristischer Ebene konzentrieren. Darüber hinaus gibt es schon länger auch ernsthafte Bestrebungen, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Gebietskörperschaften zu stärken«, betonte Jennifer Heinrich. Dass das generell gut funktioniert, haben bereits erste Höhepunkte der neuen Partnerschaftsperiode gezeigt. So habe sich nicht nur der Landkreis Harz Ende 2017 sehr erfolgreich in Frankreich präsentiert. Auch der Kinderchor des Landesgymnasiums für Musik wurde bei zwei Konzerten in der örtlichen Kathedrale gefeiert. Des Weiteren wurden auf dem Weihnachtsmarkt in Belfort zahlreiche Harzer Produkte vorgestellt, die bei den Franzosen ganz hervorragend ankamen. Eine tolle Aktion!
In diesem Jahr soll an diese Aktivitäten angeknüpft werden. So ist unter anderem die Fortsetzung des Jugendaustauschs zwischen dem VHS-Bildungswerk und der französischen Organisation EPIDE vorgesehen. Die Franzosen werden im Sommer wieder als Gäste im Harz erwartet.
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Aber auch auf wirtschaftlicher Ebene ist ein Austausch von Jungunternehmern aus dem Harz und dem Territoire de Belfort denkbar. »Wir hoffen, dass es dabei für die Unternehmen wirtschaftliche Berührungspunkte gibt, aus denen sich für den einen oder anderen auch eine mögliche Zusammenarbeit entwickeln könnte«, so Heinrich dazu weiter. Was man bisher noch nicht geschafft habe, sei eine echte Schulpartnerschaft umzusetzen. Das Landesgymnasium für Musik habe aber bereits Interesse bekundet. Der Landkreis Harz werde alle nötigen Bestrebungen in diese Richtung begleiten und unterstützen, hieß es dazu weiter.
Mit der Region Belfort pflegen die Harzer übrigens schon länger enge Kontakte. Das Departement Territoire de Belfort ist seit 1995 ein befreundeter Partner des Landkreises Harz. Die Idee zur Gründung einer kommunalen Partnerschaft geht auf das couragierte Wirken Louis Bertrands zurück. Bertrand war Häftling im Konzentrationslager Langenstein- Zwieberge und hat sich zeitlebens der Aufarbeitung der historischen Ereignisse und dem Dialog mit den nachfolgenden Generationen gewidmet. 2007 ist die Partnerschaft im Zuge der Kreisreform im Land Sachsen-Anhalt auf den neugegründeten Landkreis Harz übergegangen. Das Territoire de Belfort liegt im Osten des Landes in der Region Franche-Comté, Hauptort ist Belfort. Das Departement zählt rund 143.000 Einwohner.
Die Wirtschaftsstruktur ist der im Harz durchaus ähnlich: Sie wird durch Kraftwerksanlagenbau, Elektro- und Elektronikindustrie, Automotive-Industrie, Maschinenbau und Tourismus bestimmt. Soziale Kinder- und Jugendarbeit, Kultur- und Denkmalpflege, Geschichtsaufarbeitung, Tourismus, Wirtschaft sowie die Erfahrungen in der Regionalvermarktung sind Hauptthemen der Partnerschaft, die insbesondere durch den Austausch von jungen Menschen im Rahmen von Jugendbegegnungen lebt. Im September 2014 wurde erstmals ein junger Mann im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes für ein Jahr als »Harzer Botschafter« nach Belfort entsandt.

Firmengruppe Rundfunk GmbH & Co. KG Gernrode blickt auf halbes Jahrhundert zurück

Zu den wirtschaftlichen Schwergewichten, die aus dem Harz heraus europaweit agieren, gehört auch die Firmengruppe Rundfunk GmbH & Co. KG Gernrode. Dort gibt es in diesem Jahr gleich doppelt Grund zum Feiern: Zum einen steht mit der Errichtung einer neuen Produktionshalle eine Millioneninvestition an, zum anderen blickt das Traditionsunternehmen auf sein 50-jähriges Bestehen zurück. Das Jubiläum soll groß im Sommer gefeiert werden, der Spatenstich für die neue Produktionshalle sei für Mitte September geplant, erklärte Firmenchef Klaus-Dieter Weber. Die RG Elektrotechnologie GmbH errichtet im Quedlinburger Ortsteil Gernrode eine neue Produktionshalle und schafft zusätzliche Maschinen und Anlagen an. »Wir haben die Kapazitätsgrenze längst erreicht, platzen sprichwörtlich aus allen Nähten. Daher nehmen wir nun drei Millionen Euro für eine neue Produktionshalle mit Maschinenpark sowie für dringend benötigte Ingenieurbüros in die Hand. Damit können wir unsere Produktionsfläche von zurzeit 3.000 um weitere 1.200 Quadratmeter erweitern. Und werden mit dem Neubau dann auch den gewachsenen Anforderungen gerecht«, betont Geschäftsführer Klaus-Dieter Weber. Das Land unterstützt das Vorhaben der Gernröder Firmengruppe aus der Gemeinschaftsaufgabe »Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur« (GRW) heraus. Vor wenigen Tagen überbrachte Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann dem in der Elektronikproduktion und dem Spezialmaschinenbau angesiedelten Harzer Spezialisten einen Förderbescheid in Höhe von 500.000 Euro. Die RG Elektrotechnologie GmbH gehört zum Firmenverbund Rundfunk Gernrode und beschäftigt derzeit rund 132 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Firmengruppe entwickelt und produziert vor allem Komplettlösungen für die Industrie in den Bereichen Elektronik und Spezialmaschinenbau. Für ihre Kunden integrieren die Harzer ganze Fertigungslinien zu inline oder outline geführten Prozessen. Dabei werden mit Transportund Puffer-Bändern, Weichen sowie Ein- und Ausgabestationen, Dreh- und Wendestationen mit verschiedenen Modulen Leiterplatten zwischen den Fertigungszellen kontrolliert ans Ziel gebracht. Bei Sondermaschinen werden meist ganze Fertigungszellen nach Wunsch gebaut. Einzelne zu bearbeitende Baugruppen können einem Redesign unterzogen werden oder komplett neue Funktionszellen in Maschinen integriert werden. Die Harzer, die sich seit Jahren auf Wachstumskurs befinden, sind sehr gefragt: In allen Ländern Europas stehen Gernröder Maschinen, insgesamt seien bisher über 2.000 Spezialmaschinen verkauft worden, erklärte Weber. Gegründet wurde das Unternehmen 1968 als Produktionsgenossenschaft des Handwerks – kurz PGH. Der Schwerpunkt habe damals vor allem im Bereich der Reparatur von Rundfunk- und Fernsehgeräten gelegen. Mit der politischen Wende waren plötzlich ganz neue Strategien gefragt. Zwar seien in Gernrode schon zu DDR-Zeiten Leiterplatten für das Fernsehgerätewerk in Staßfurt oder Sternradio Berlin produziert worden, die aber mit den heutigen nicht mehr vergleichbar seien. Heute könne eine Maschine bis zu 100.000 Elemente pro Stunde auf Leiterplatten verbauen, so Weber. Der Firmenchef hat hier im Betrieb nicht nur seine Lehre zum Rundfunk- und Fernsehmechaniker erfolgreich absolviert, sondern längst auch den Meisterbrief sowie ein abgeschlossenes Hochschul-Studium in der Tasche.

Mit Bau einer Kabelanlage durchgestartet

Durchgestartet sind die Gernröder nach der politischen Wende zunächst mit dem Bau einer Kabelanlage, die 5.000 Haushalte in Thale, später auch in Neinstedt, mit Fernsehen versorgte. Es folgten diverse Elektroaufträge. Den Durchbruch schafften die Harzer 1995 mit geschäftlichen Beziehungen zum Garagentorhersteller Hörmann. Der Firmengründer selbst war während einer Stippvisite in Quedlinburg durch einen Mitarbeiter auf die Gernröder aufmerksam gemacht worden.
Mittlerweile haben sie viele innovative Produkte auf dem Weg gebracht, die unter anderem bei Seenotrettungsgeräten, die mit einer neuen Technologie gezündet werden, Autoantennen für Nobelkarossen, in der Fahrstuhltechnik, aber auch bei der Spektralanalysetechnik für Metalle und Inspektionseinheiten für den japanischen Markt zu finden sind. Jüngstes Erfolgsprojekt ist die Entwicklung einer Anlage, mit der durch Ionisierung kleinste Schmutzpartikel, die sich unter dem Mikroskop kaum von Bauteilen unterscheiden, berührungslos von Leiterplatten abgesaugt werden können.
Autor: Frank Drechsler aus "Der Markt in Mitteldeutschland", 02/2018