IHK-Veranstaltung: Beschäftigtenwohnen hat Zukunft
Vortragende und Organisatoren der IHK-Veranstaltung „Zukunft Beschäftigtenwohnen“: Nicola Müller, Referentin im Referat Sozialer Wohnungsbau und Wohnungsgenossenschaften im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Sascha Golnik, Geschäftsführer Aufbaugemeinschaft Espelkamp GmbH, Arnt von Bodelschwingh, Geschäftsführer Regio-Kontext GmbH, Denis Rauhut, Geschäftsführer Möller Real Estate GmbH, Anna-Luise Götze, Projektreferentin Zukunft Beschäftigtenwohnen in der DIHK Service GmbH, Thomas Lammering, Technischer Beigeordneter der Stadt Detmold, Michael Kirchner, Geschäftsführender Gesellschafter der Kirchner Gruppe, Sofie Geisel, Geschäftsführerin der DIHK Service GmbH und Mitglied der Hauptgeschäftsführung DIHK, Jenny Krumov, Referentin für Planung und Verkehr in der IHK Lippe zu Detmold, Andreas Henkel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Lippe zu Detmold und Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld (v. l.).
IHK-Veranstaltung:
Beschäftigtenwohnen hat Zukunft
„Beschäftigtenwohnen ist bereits ein wichtiger Standortfaktor – und hat Zukunft“, lautet das klare Fazit der Veranstaltung „Zukunft Beschäftigtenwohnen“, die jetzt in der IHK in Bielefeld stattfand. Mit gut 70 interessierten Teilnehmenden aus Wirtschaft und Verwaltung, denen diverse Praxisbeispiele vorgestellt wurden, war die Veranstaltung der beiden Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen zu Bielefeld sowie Lippe zu Detmold sehr gut besucht. Eine weitere Erkenntnis: Damit dringend benötigter Wohnraum für Beschäftigte zukünftig noch einfacher geschaffen werden kann, braucht es verlässliche Förderrichtlinien, Bürokratieabbau, die Unterstützung durch Arbeitgeber und einen „Kümmerer“ für jedes Projekt.
„Modernes Beschäftigtenwohnen steht für flexible, zukunftsweisende Wohnkonzepte, die Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnen: zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften, zur Stärkung ihrer Arbeitgeberattraktivität und zur nachhaltigen Positionierung in der Region und darüber hinaus“, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke in ihrer Begrüßung. Beispielhaft ging sie dabei auf die Unterbringung von internationalen Mitarbeitenden ein. Zudem wies sie angesichts des knappen verfügbaren Raums auf die Konkurrenzsituation zwischen Wohnen einerseits und Gewerbeflächen andererseits hin und verstärkte den Wunsch aus der Unternehmerschaft nach gezielter Förderung fürs Beschäftigtenwohnen.
Nicola Müller vom Bundesbauministerium betonte, die neue Bundesregierung tue alles, um den angekündigten „Bau-Turbo“ schnellstmöglich zu zünden: „Vorfahrt für Investitionen in den Wohnungsbau-Turbo“, nannte sie es wörtlich. „Es ist ein Supergau, wenn Unternehmen Beschäftigte aufgrund des Wohnungsmarktes verlieren.“ Deshalb erleichtere die neue Regierung Abschreibungen bei Neubauten, durchforste den Förder-Dschungel und fördere den sozialen Wohnungsbau massiv, etwa durch entsprechende KfW-Programme.
Arnt von Bodelschwingh vom Projektplaner RegioKontext aus Berlin berichtete, dass er und sein Unternehmen sich seit zehn Jahren mit dem Beschäftigtenwohnen befassen. Bereits damals habe es angespannte Wohnungsmärkte gegeben, wobei sich die Lage immer mehr verschärfe. „Das bedarfsgerechte Bauen ist in diesem Zusammenhang das Wichtigste“, unterstrich der gebürtige Herforder, der nach Worten der Moderatorin Sofie Geisel, Geschäftsführerin der DIHK Service GmbH aus Berlin, „einer der führenden Fachleute fürs Beschäftigtenwohnen in Deutschland ist“. Wenn es um ein Kleinunternehmen gehe, könne etwa schon der Bau beziehungsweise die Bereitstellung von zwei Wohneinheiten für Angestellte bedarfsgerecht sein. „Auf der Internet-Plattform ‚NetzwerkMitarbeitendenWohnen‘ finden Interessierte entsprechende Beispiele“, nannte er eine Quelle.
Dass es häufig um diese Kleinteiligkeit geht, bestätigte auch Sascha Golnik, Geschäftsführer der Aufbaugemeinschaft Espelkamp GmbH. Er stellte das Beispiel „Welcome Haus“ vor. Zwar seien in Espelkamp Wohnungen nicht so knapp wie in Großstädten und die Mieten deutlich niedriger, trotzdem habe wegen des Fachkräftemangels seine Wohnungsgesellschaft mit zwei örtlichen Unternehmen (Harting Technologiergruppe und Mittwald CM Service GmbH) dieses Wohnhaus gebaut und im Dezember 2021 eröffnet. „Damit neue Beschäftigte nach Espelkamp kommen und nicht in Metropolen ziehen, muss man ihnen etwas bieten“, sagte Golnik. Die neu erschaffenen 15 Apartments seien nach modernsten Erkenntnissen erstellt und mit einer Lounge und einem Fitnessraum für alle Mieterinnen und Mieter ausgestattet. Gerade Neuankömmlinge hätten es so leichter, miteinander in Kontakt zu treten und am neuen Arbeitsort anzukommen. Das habe bisher sehr gut funktioniert. „Die Kosten einer unbesetzten Stelle sind für Unternehmen ungleich höher als ein derartiges Angebot“, so Golnik.
Thomas Lammering, Technischer Beigeordneter der Stadt Detmold, und Michael Kirchner, Vorstand der Kommunalen Wohnungsgenossenschaft Briten-siedlung eG in Detmold, stellten dieses Beschäftigtenwohnen-Projekt mit 44 Wohneinheiten vor sowie das genossenschaftliche Wohnprojekt Breitenfeld in Detmold (105 Wohneinheiten). „Günstiger Wohnraum allein reicht nicht“, meinte Lammering und hob hervor: „Auch das Umfeld muss stimmen“. Deshalb habe man jeweils zusätzlich eine Kindertagesstätte sowie ein Kunst- und Kulturhaus erstellt. „Durch die Nutzung von Genossenschaftsmodellen entlasten wir nicht nur die Kommune, sondern können schneller bauen und beispielsweise auch mehr Ressourcen nutzen“, nannte Kirchner seiner Meinung nach weitere Vorteile für ihr so genanntes „Detmolder Modell“. Weitere Vorhaben seien in Planung.
Von der Vermietung von aktuell 20 Wohnungen im Bestand auf dem Gelände der MöllerGroup in Brackwede und dem dortigen Bau und der Nutzung einer Kindertagesstätte berichtete Denis Rauhut, Geschäftsführer der Möller Real Estate. „Wir vermieten an jeden, wobei Beschäftigte der MöllerGroup Vorrang haben und einen Rabatt von 10 Prozent auf die Miete erhalten.“ Grundsätzlich sei der Wohnraum in Bielefeld knapp und teuer. Wenn ein Unternehmen für einen zukünftigen Beschäftigten eine günstige Wohnung habe, könne das ein wichtiges Argument sein, dass sich eine auswärtige Fachkraft für eine Stelle in Bielefeld und gegen eine andere Großstadt entscheide. Der Geschäftsführer hat vor, weitere 150 bis 200 Beschäftigtenwohnungen auf dem Werksgelände zu bauen. Ob das allerdings realisiert werde, hänge in erster Linie vom Bebauungsplanverfahren ab. „Außerdem sind die Baukosten aktuell hoch und es gibt keine stabile Förderkulisse“, bemängelt Rauhut. Hoffnung mache ihm hingegen der angekündigte Bau-Turbo sowie der Gebäudetyp E, bei dem auf bestimmte Komfortstandards verzichtet werde, um schneller und kostengünstiger zu bauen.
Claudia Warnecke, Technische Beigeordnete der Stadt Paderborn, erläuterte, dass in der Paderstadt insbesondere durch die zahlreichen dortigen Studenten hoher Druck auf dem Wohnungsmarkt herrsche. Und auch für Auszubildende sei günstiger Wohnraum dringend erforderlich. Deshalb sei die Stadt aktuell dabei, die durch den Abzug der britischen Streitkräfte vorhandenen 300 Hektar für Wohnraum zu verplanen.