06.04.2023

Preissteigerungen beim Strom

IHK vergleicht Stromnetzentgelte in Lippe
Unternehmen müssen deutlich mehr zahlen

„Die Netzentgelte der sieben lippischen Stromnetzbetreiber im Jahr 2023 sind im Durchschnitt um über 10 Prozent gestiegen“, stellt Matthias Carl, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) fest. „Nur zwei Verteilnetzbetreiber bleiben unter der 10 Prozent-Marke“, ergänzt Carl. Das ist das Ergebnis des aktuellen Vergleichs der Stromnetzentgelte. Dabei hat die IHK Lippe verschiedene Abnahmefälle von Sondervertragskunden auf Niederspannungs- bzw. Mittelspannungsebene in Lippe und benachbarten Verteilnetzgebieten betrachtet.
Unternehmen in Lippe, die Strom auf der Mittelspannungsebene beziehen, müssen mit durchschnittlich 4,91 Cent pro Kilowattstunde 11,8 Prozent mehr zahlen als 2022. Das Netzentgelt auf der Niederspannungsebene ist in Lippe im Schnitt um 10 Prozent auf 7,8 Cent/kWh gestiegen.
Auf der Niederspannungsebene beziehen vor allem kleinere Gewerbebetriebe ihren Strom. Hier schneiden die Stadtwerke Bad Salzuflen durch die vergleichsweise moderate Erhöhung um knapp 2,6 Prozent mit durchschnittlich 7,05 Cent/kWh in Lippe am besten ab. „Im Vergleich dazu zahlen Stromkunden beim teuersten lippischen Netzbetreiber mit durchschnittlich 8,68 Cent/kWh 23 Prozent mehr“, vergleicht Carl.
Viele größere Betriebe beziehen Strom auf der Mittelspannungsebene. „Im Durchschnitt der vier betrachteten Abnahmefälle verlangen wiederum die Stadtwerke Bad Salzuflen mit 4,41 Cent/kWh trotz einer Erhöhung von 8,9 Prozent die geringsten Netzentgelte“, sagt Carl. Das seien 1,38 Cent/kWh oder 31 Prozent weniger als beim teuersten Netzbetreiber.
Im Vergleich der umliegenden Netzgebiete sind die Stadtwerke Bielefeld auf der Niederspannungsebene (6,75 Cent/kWh) bzw. die Stadtwerke Lippstadt GmbH auf der Mittelspannungsebene (3,72 Cent/kWh) am günstigsten. Die teuersten betrachteten Netzbetreiber aus Ostwestfalen-Lippe liegen 47 bzw. 56 Prozent darüber.
„Die Netzentgelte bleiben – auch bei den derzeit hohen Stromeinkaufspreisen - ein wesentlicher Kostenfaktor“, betont Carl. Und er rechnet damit, dass die Netzentgelte mittelfristig wegen des Ausbaubedarfs auf Ebene des Verteilnetzes und des Übertragungsnetzes weiter steigen werden. Die Netzentgelte beinhalten i.d.R. neben dem Arbeits- und Leistungspreis für die Netznutzung die Kosten für Messstellenbetrieb, Messung und Abrechnung. Auch die vorgelagerten Kosten für das Übertragungsnetz fließen hier ein. Sie fallen erstmals im Jahr 2023 überall in Deutschland gleich hoch aus und sind dadurch gegenüber 2022 im Netzgebiet des für Lippe verantwortlichen Übertragungsnetzbetreibers Tennet um etwa 5,5 Prozent gesunken.
Die Netznutzungsentgelte können von den Netzbetreibern nicht frei festgelegt werden. Sie werden in einem komplexen Verfahren durch die Bundesnetzagentur genehmigt. Die Höhe der Netzentgelte ist ortsgebunden und hängt von vielen Faktoren wie Anschlussdichte, Erneuerungsbedarf des Stromnetzes, Versorgungsqualität und Effizienz des Netzbetreibers ab.
Dem Vergleich der IHK Lippe liegen die Durchschnittswerte von vier Verbrauchsfällen auf Mittelspannungsebene und für drei Abnahmefälle auf Niederspannungsebene zugrunde. Die einzelnen Verbrauchsfälle unterscheiden sich in Leistung, Strommenge und Benutzungsstunden. Mittelspannungsnetze werden üblicherweise mit elektrischen Spannungen von 10 bis 30 Kilovolt und Niederspannungsnetze bei 250 bis 1000 Volt betrieben.