Neues Impulsprogramm: EU will Start-ups im Rüstungsbereich stärken

Die Europäische Kommission hat Mitte November 2025 ihre "EU Defence Industry Transformation Roadmap" veröffentlicht. Ziel ist es, disruptive Innovationen im Verteidigungsbereich zu beschleunigen und die europäische Verteidigungsindustrie widerstandsfähiger und technologisch führender aufzustellen.
Im Mittelpunkt der Mitteilung stehen die von der EU-Kommission sogenannten "New Defence"-Akteure, also Start-ups, Scale-ups und technologieorientierte KMU, die künftig deutlich besseren Zugang zu europäischen Förderinstrumenten, Testumgebungen und Beschaffungsstrukturen erhalten sollen.
Die Roadmap setzt auf eine deutliche Öffnung der Verteidigungsindustrie für junge, innovationsorientierte Unternehmen. Sie sollen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuer sicherheitsrelevanter Technologien spielen – insbesondere in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, autonome Systeme, Quantentechnologien, Cyberabwehr oder Anwendungen sowohl zum zivilen als auch militärischen Gebrauch (Dual-Use). Auch soll die öffentliche Beschaffung risikofreundlicher werden, disruptive Innovationen durch gezielte Nachfrage stärken und Unternehmen mit einbeziehen, die nicht traditionell dem Verteidigungssektor angehören. Für Unternehmen in Deutschland ergeben sich daraus zusätzliche Kooperations- und Finanzierungsmöglichkeiten, gerade an der Schnittstelle zwischen ziviler Hochtechnologie und sicherheitsrelevanter Innovation.

Zentrale Handlungsbereiche

  1. Finanzierung: Ein europäischer "Fund-of-Funds" mit einem geplanten Volumen von rund einer Milliarde Euro soll Start-ups und Wachstumsunternehmen im Verteidigungs- und Dual-Use-Bereich besser mit Risikokapital versorgen. Auch sollen Verbindungen zwischen ziviler Innovationsförderung und dem Verteidigungsbereich gestärkt werden, in dem zum Beispiel verteidigungsrelevante Deep Tech Entwicklungen zukünftig auch durch 1. Horizon Europe gefördert werden.
  2. Zeit bis zum Markteintritt verkürzen: Neue EU-Instrumente sollen dafür sorgen, dass Technologien innerhalb weniger Monate getestet und zur Einsatzreife weiterentwickelt werden können.
  3. Zugang zu Aufträgen: Innovationsallianzen zwischen Technologieunternehmen und militärischen Bedarfsträgern sollen den Markteintritt erleichtern. Zudem sollen EU-Mittel stärker in Unternehmen fließen, die neu in den Verteidigungsmarkt eintreten.
  4. Fachkräfteaufbau: Ab 2026 will die Kommission spezialisierte Defence-Skills-Programme starten und ab 2028 eigene Ausbildungsstrukturen schaffen, um den Bedarf an Fachkräften für Hochtechnologien zu decken. Laut Roadmap sollen bis 2030 ungefähr 600.000 europäische Fachkräfte in verteidigungsrelevanten Sektoren Fähigkeiten erlernen.
Die Roadmap sieht zudem eine Modernisierung der industriellen Produktionskapazitäten vor, etwa durch flexible, digital unterstützte Fertigungsmodelle. Mitgliedstaaten sollen dazu ermutigt werden, mindestens zehn Prozent ihres Verteidigungsbudgets für hochinnovative Technologien bereitzustellen.
Für deutsche Unternehmen, besonders im Technologie- und Start-up-Ökosystem, eröffnen sich dadurch neue Chancen auf Beteiligung an sicherheitsrelevanten EU-Innovationsprojekten. Gleichzeitig ermöglicht der verstärkte europäische Fokus auf Dual-Use-Technologien neue Kooperationspotenziale zwischen etablierten Industrieakteuren und jungen Technologieunternehmen.
(Quelle DIHK)