Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Frühjahr 2016

Stabile Konjunktur

Geschäftslage positiv
Handel auf hohem Niveau stagnieren
Auslastungsgrad der Kapazitäten konstant
 Der von der IHK Hochrhein-Bodensee errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region ist gegenüber der Befragung zu Jahresbeginn von 138 auf 132 Punkte zurückgegangen und liegt damit nun auf Landesniveau. Während die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur unter den Industriebetrieben zunehmen, gehen diese im Handel zurück. Die Absatzmärkte, Fachkräfte und Arbeitskosten sind die meistgenannten Risikofaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen in der Region. 
Geschäftslage gut
Trotz des gesunkenen Indexwertes bleibt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage durch die Unternehmen der Region gut. Mit einem Wert von 148 Punkten hält sich dieser „Lage-Indikator“ einmal mehr auf einem sehr hohen Niveau. So beurteilen 53 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, weitere 43 Prozent als befriedigend und gerade einmal vier Prozent als schlecht. 
Industrie verbessert
Die aktuelle Geschäftslage der Industrieunternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee hat sich seit Jahresbeginn gefestigt und zeigt sich auf einem ähnlich guten Niveau wie im Frühjahr des vergangenen Jahres. So sank der Anteil der Unternehmen, die die Geschäftslage mit „schlecht“ bezeichnen auf nur noch vier Prozent. Bei knapp über der Hälfte der Betriebe ist die Lage befriedigend und bei 44 Prozent ist die aktuelle Geschäftslage gut. Auch mit der Ertragslage sind die Unternehmen großteils zufrieden. Hier sprechen 34 Prozent der Industrieunternehmen von einer guten und 54 Prozent von einer befriedigenden Ertragslage. Zwölf Prozent stufen die Ertragslage dagegen mit schlecht ein. Der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie mit aktuell rund 87 Prozent liegt auf Vorjahresniveau.
 
Wesentlich verbessert zeigt sich die derzeitige Tendenz bei den Auftragseingängen. So berichtet ein Drittel der produzierenden Unternehmen von einem steigenden Auftragseingang. Bei der Hälfte zeichnet sich aktuell ein gleichbleibender Eingang ab, während dieser bei 14 Prozent der Betriebe zurückgeht. Dabei haben sich der Auftragseingang aus dem Inland leicht und aus dem Ausland deutlich verbessert. So geben rund 26 Prozent der Betriebe eine Steigerung beim Eingang von Inlandsaufträgen an und 38 Prozent bei den Aufträgen aus dem Ausland. Damit bleibt die Binnennachfrage eine zentrale Stütze des produzierenden Gewerbes, auch wenn sich andeutet, dass die Auslandsmärkte sich wieder zu erholen scheinen.
Handel auf hohem Niveau stagnierend
Im Handel und Dienstleistungsbereich herrscht gute Stimmung. So berichten insgesamt 56 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage, 39 Prozent sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden und lediglich fünf Prozent sprechen von einer schlechten Geschäftslage. Betrachtet man die beiden Sektoren separat, so zeigen sich jedoch unterschiedliche Tendenzen. Denn 71 Prozent der Dienstleistungsunternehmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage als gut und 22 Prozent als befriedigend. Unter den Händlern sind es dagegen nur rund 28 Prozent mit einer guten und 70 Prozent mit einer befriedigenden Geschäftslage. Dies zeigt sich im Handel auch beim Umsatz, der bei rund einem Drittel der Betriebe gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal gefallen und bei lediglich 13 Prozent gestiegen ist. Damit scheinen sich im Handel die Wachstumszuwächse abzuschwächen. Dagegen verzeichnen rund ein Drittel der Dienstleistungsbetriebe eine Steigerung gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal und nur zehn Prozent einen gefallenen Umsatz.
 
Erwartungen für die kommenden zwölf Monate
Die meisten Unternehmen im Kammerbezirk sehen für die kommenden zwölf Monate weiterhin positive Geschäftsverläufe voraus. Insgesamt erwarten rund 94 Prozent aller Unternehmen eine gleichbleibende oder bessere Entwicklung für die kommenden Monate. Dabei ist jedoch die Anzahl der Unternehmen, die von einer besseren Entwicklung ausgehen, seit Jahresbeginn von rund 30 Prozent auf aktuell 22 Prozent zurückgegangen. Drei Viertel der Unternehmen gehen von einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf für die kommenden Monate aus. Rund fünf Prozent rechnen mit einem schlechteren Verlauf. Dies gilt in der Tendenz auch für Betriebe des Handels und des Dienstleistungsbereichs. Im produzierenden Gewerbe erwarten dagegen etwas mehr Betriebe, nämlich rund ein Drittel, eine bessere Entwicklung. Der Anteil der Unternehmen, die von gleich bleibenden Geschäften ausgehen beträgt hier 62 Prozent. 
Investitionsabsichten
Keine wesentlichen Veränderungen zeichnen sich bei den Investitionsabsichten der Unternehmen im Inland ab. Etwa rund 84 Prozent aller Betriebe rechnen mit gleichbleibenden oder steigenden Investitionen. Die Zahl der Unternehmen, die dagegen keine Investitionen in den kommenden zwölf Monaten planen, liegt bei rund fünf Prozent. Ein positives Verhalten, welches etwas über dem Niveau von Baden-Württemberg liegt. Verwendet werden sollen die Mittel in erster Linie zur Beschaffung von Ersatzbedarfen sowie der Einführung von Innovationen.
Die Finanzierung der Investitionen stellt hierbei kein Problem dar. So bewerten 54 Prozent aller befragten Betriebe in der Region den Zugang zu einer externen Finanzierung als gut und rund 16 Prozent als befriedigend. Weitere 26 Prozent haben aktuell keinen Bedarf an einer externen Finanzierung, so dass die Zahl der Betriebe, die über keine externe Finanzierung klagen, mit weniger als drei Prozent in der Region äußerst gering ist.
Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung
Der überwiegende Teil der Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee – mehr als 70 Prozent – möchte die Beschäftigtenzahl in den kommenden zwölf Monaten konstant halten. 17 Prozent gehen gar von einer tendenziell steigenden Belegschaft aus, aber auch rund zwölf Prozent schätzen, dass die Beschäftigtenzahl vor Ort fallen wird. Dennoch oder auch gerade deshalb beschäftigt der Fachkräftebedarf die Betriebe in der Region, insbesondere die Betriebe aus Handel und Dienstleistung. So bleibt der Fachkräftebedarf auch im Frühjahr das von den Betrieben insgesamt, aber von den Handels- und Dienstleistungsunternehmen im Besonderen am häufigsten genannte Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Wie in der Befragung zu Jahresbeginn, folgen die Nennungen Inlandsnachfrage, Arbeitskosten und Auslandsnachfrage in der Häufigkeit. Die Binnenkonjunktur bleibt weiterhin eine wichtige Nachfragestütze, genau so wie die ungelösten Krisen in der Ukraine und in Nahost, die schwächelnden Volkswirtschaften in Südamerika und China sowie die politischen und wirtschaftlichen Probleme in einigen europäischen Staaten die Exportmöglichkeiten vieler Produktionsunternehmen der Region einschränken. Steigende Arbeitskosten dürften auch vor dem Hintergrund aktuell laufender Tarifverhandlungen ein sehr reales Szenario sein.
 
IHK Hochrhein-Bodensee
Dr. Alexander Graf
Geschäftsführer, Leiter Geschäftsfeld Standortpolitik
 
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