Konjunkturumfrage zum Jahreswechsel 2024 / 2025
Schwierige Rahmenbedingungen
Die regionale Konjunktur ist zum Jahreswechsel besser gelaufen, als die Unternehmen im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee dies im Herbst erwartet hatten. Die Aussichten auf die kommenden Monate bleiben dennoch weiter verhalten. „An Hochrhein und Bodensee besteht weiterhin noch viel Unsicherheit über den weiteren Konjunkturverlauf“, so Dr. Alexander Graf, bei der IHK zuständig für die Konjunkturumfrage. „Die geopolitischen Konflikte, die Zurückhaltung von Konsumenten und Unternehmen bei Konsum- und Investitionsausgaben im Inland bereiten den Unternehmen ungebrochen Sorgen.“ Positive Impulse für eine nachhaltige Belebung fehlen aktuell. Zunehmend mehr Unternehmen blicken mit Skepsis auf die aktuelle Wirtschaftspolitik des Bundes.
Geschäftslage
Die Geschäftslage der Unternehmen ist zum Jahreswechsel gegenüber der Herbstumfrage wieder gestiegen. Insgesamt beurteilen 32 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, 49 Prozent als befriedigend und 19 Prozent als schlecht.
Industrie mit weiter sinkender Auslastung
Die Einschätzungen der Industrie zur Lage haben sich gegenüber der Herbstbefragung verbessert und es zeichnet sich zum Jahresende eine momentane Erholung nach dem starken Rückgang im letzten vergangenen Jahr ab. Aktuell sprechen rund 19 Prozent der Unternehmen von einer guten und weitere 56 Prozent von einer befriedigenden Geschäftslage, während ein Viertel der Produktionsbetriebe eine schlechte Geschäftslage attestieren. Dennoch weiter gesunken ist der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der regionalen Industrie. Mit knapp unter 75 Prozent liegt er deutlich unter dem Vorjahreswert und auch unter dem langjährigen Mittel von 85 Prozent.
Etwas verbessert, aber immer noch überwiegend negativ, zeigt sich die Tendenz im Auftragseingang. So berichten zum Jahreswechsel mehr Produktionsbetriebe von einer fallenden Tendenz im Auftragseingang (ein Drittel) als von einer steigenden Tendenz (20 Prozent). Die Ertragslage bezeichnen im produzierenden Gewerbe aktuell nur noch 16 Prozent als gut – damit zeichnet sich hier ein weiterer Rückgang gegenüber der Herbstbefragung ab.
Zurückhaltung im regionalen Handel
Deutlich zurückhaltender als noch im vergangenen Jahr fällt die Einschätzung der aktuellen Lage im regionalen Handel aus. So sind es nur noch zehn Prozent der Befragten, die ihre Lage aktuell als gut beurteilen, jeder vierte Händler berichtet von einer schlechten Geschäftslage. Der überwiegende Teil ist zwar zufrieden, allerdings berichten mehr als die Hälfte der Händler von -gegenüber dem Vorjahresquartal- gesunkenen Umsätzen. Und auch das aktuelle Kaufverhalten der Kunden sieht wenig erfreulich aus. Hier berichten 60 Prozent der Händler von zurückhaltendem Konsum, 40 Prozent beschreiben dies als saisonüblich. Von Kauffreudigkeit aber wird nicht berichtet.
Dienstleistungsbereich positiv
Im Dienstleistungsbereich ist dagegen kein Rückgang der Geschäftslage zu verzeichnen. Mit einem deutlich positiven Antwortverhalten berichten 59 Prozent der Dienstleister von einer guten Geschäftslage, weitere 31 Prozent von einer befriedigenden Situation und nur knapp zehn Prozent sind mit der Lage nicht zufrieden. Beim Umsatz verzeichnen 39 Prozent eine Zunahme, 30 Prozent einen Rückgang gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Bei der Ertragslage melden deutlich mehr Unternehmen eine gute Situation als noch im vergangenen Herbst. So sind es aktuell rund 51 Prozent der Dienstleister, die ihre Ertragssituation als gut bezeichnen (Herbst: 28 Prozent), 31 Prozent sind zufrieden. Weniger positiv sieht es beim aktuellen Auftragseingang aus. Zwar verzeichnen 24 Prozent der Dienstleister derzeit eine steigende Tendenz, 32 Prozent aber eine fallende Tendenz im Auftragsvolumen; der Anteil derer mit einem gleichbleibenden Volumen beträgt rund 43 Prozent.
Erwartungen für die kommenden Monate
Die Geschäftserwartungen in der Region Hochrhein-Bodensee unterscheiden sich in Industrie, Handel und Dienstleistung zu Jahresbeginn deutlich. Im Produktionsbereich sind die Erwartungen positiver als noch im Herbst. So gehen mittlerweile 29 Prozent der Betriebe von besseren Geschäften in den nächsten 12 Monaten aus und 45 Prozent von einer gleichbleibenden Entwicklung. Dennoch sieht aber auch ein Viertel des produzierenden Gewerbes eine weitere Verschlechterung voraus. Deutlich positiver als in der letzten Umfrage werden dabei die Exporterwartungen eingestuft. Hier erhöht sich der Anteil der Unternehmen, die mit steigenden Exporten rechnen, von 23 auf 30 Prozent. Parallel geht die Zahl derer, die mit sinkenden Auslandsgeschäften planen, von 30 auf 20 Prozent zurück.
Im Handel prognostizieren mit 37 Prozent deutlich weniger Unternehmen als noch im Herbst, schlechtere Geschäftsverläufe für die kommenden Monate. 57 Prozent der befragten Händler erwarten ein gleichbleibendes Niveau, sechs Prozent rechnen aber mit besseren Geschäften. Der Blick nach vorne fällt damit leicht positiver aus, als dies vor einem Jahr der Fall war. Mit kauffreudigen Konsumenten rechnen die wenigsten Handelsbetriebe in den kommenden Monaten.
In der Dienstleistungsbranche geht der Großteil der Unternehmen weiter von konstanten Geschäften aus (rund 59 Prozent). Gegenüber der Herbstbefragung hat sich die Zahl der Unternehmen, die für die kommenden Monate eine Verbesserung voraussehen von 31 Prozent auf 19 Prozent verringert. Aber auch der Anteil derjenigen, die eine Verschlechterung der Geschäftsentwicklung prognostizieren reduziert sich von 32 auf 22 Prozent.
Das schwierige außenwirtschaftliche Umfeld und die inländische Kaufzurückhaltung schlägt sich auch auf die Investitionsabsichten der Unternehmen in der Region nieder. Diese gehen gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück. Insbesondere die Zahl der Unternehmen, die in den kommenden zwölf Monaten überhaupt keine Investitionen vornehmen wollen, ist von fünf auf 16 Prozent gestiegen. Von einer Reduktion des Investitionsvolumens gegenüber dem Vorjahr gehen aktuell 29 Prozent aus. Neben der Ersatzbeschaffung (65 Prozent) wird im Produktionsbereich insbesondere in Umweltschutz- und Energiemaßnahmen (60 Prozent) sowie Rationalisierung (51 Prozent) investiert, während in Handel und Dienstleistung jeder zweite Betrieb auch Investitionen in Digitalisierung und Innovationen plant.
Der konjunkturellen Lage entsprechend, gestaltet sich die Personalplanungen der Unternehmen in der Region eher zurückhaltend. Der überwiegende Teil – 64 Prozent – geht von einer konstanten Anzahl beschäftigter Personen in den kommenden zwölf Monaten aus.
Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung
Die Inlandsnachfrage bleibt auch zum Jahreswechsel -das von den Betrieben insgesamt (60 Prozent), aber von den Industriebetrieben und Handelsunternehmen (mit jeweils 71 Prozent) im Besonderen- am häufigsten genannte Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung.
Wie in der Herbst-Befragung folgen die Nennungen Fachkräftemangel (56 Prozent) und Arbeitskosten (53 Prozent) in der Häufigkeit; Inlandsnachfrage und Fachkräftemangel weisen dabei allerdings jeweils fallende Tendenzen auf. Deutlich zugenommen haben bei den Unternehmen dagegen die Sorgen um den aktuellen Kurs der Wirtschaftspolitik und die geopolitischen Spannungen.
Jedes zweite der befragten Unternehmen sieht in der Wirtschaftspolitik ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens. Hohe Kosten, Steuern und Bürokratie belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und sind strukturelle Defizite des Wirtschaftsstandorts Deutschland. So rechnet die DIHK damit, dass die Gesamtzahl der Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr erstmals seit 2017 die Schwelle von 20.000 überschreiten könnte.
Mit einem kräftigen Aufbruchssignal und langfristig verlässlichen, wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen, allen voran merklich weniger Bürokratie, muss die Politik bei den Unternehmen dringend wieder mehr Vertrauen aufbauen und Zuversicht für eine gelingende Transformation schaffen. Im aktuellen Umfeld sieht die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) für die Wirtschaftsentwicklung im gesamten Bundesgebiet für das Jahr 2025 allerdings kein Wachstum, sondern eine Stagnation der Wirtschaftsleistung voraus.