Übersicht der Brückensanierung in Köln

Aktueller Stand, Herausforderungen, politische Beschlüsse sowie Aktivitäten und die Position der IHK Köln
Auf dem Kölner Stadtgebiet wird der Verkehr auf insgesamt acht Brücken über den Rhein geführt. Während die Südbrücke und die Hohenzollernbrücke ausschließlich für den Bahn-, Rad- und Fußverkehr bestimmt sind, wird der Straßenverkehr über die sechs weiteren Brücken geleitet.
Mit dem stetig steigenden Verkehrsaufkommen und zunehmendem Alter sind die Brücken immer größeren Belastungen ausgesetzt. So müssen einige der Brücken saniert oder komplett neu gebaut werden. Eine Zusammenfassung über die Situation der Rheinbrücken in Köln ist hier dargestellt. Aktuelle und detaillierte Informationen sind zudem über den Verkehrskalender-Logistik der Stadt Köln und über Verkehr.NRW abrufbar.

Übersicht: Leistungsfähigkeit der Kölner Brücken

Leverkusener Rheinbrücke

Nach mehrjähriger Bauzeit wurde das erste Teilbauwerk der neuen Leverkusener Rheinbrücke im Februar 2024 eröffnet. Die Querung ist für Lkw wieder möglich. Es ist jedoch bis zur Eröffnung des zweiten Brückenneubaus 2027/2028 mit Staus zu rechnen.

Mülheimer Brücke

Die Mülheimer Brücke ist für Fahrzeuge ab 2,8 Meter Höhe sowie einer zulässigen Gesamtmasse ab 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse gesperrt. Der Pkw-Verkehr ist zeitweise eingeschränkt – tagesaktuelle Hinweise finden Sie auf der Internetseite der Stadt Köln.
Die Generalsanierung soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Ab diesem Zeitpunkt ist eine uneingeschränkte Nutzung wieder möglich. Als Ausweichroute für Fahrzeuge über 3,5 bis 30 Tonnen zulässiger Gesamtmasse steht der Tunnel Kalk und die Zoobrücke zur Verfügung.
Für Gefahrgutverkehre der Kategorie E sowie für Fahrzeuge ab vier Meter Höhe ist diese Route jedoch gesperrt. Für diese und alle anderen Fahrzeuge sind die Severinsbrücke und die Rodenkirchener Brücke als Ausweichrouten vorgesehen.
Von April bis perspektivisch Anfang November 2025 wird die Brücke baustellenbedingt für den Stadtbahnverkehr gesperrt. Folgende Anpassungen sind dazu im Stadtbahnnetz vorgesehen:
  • Die Stadtbahnlinie 13 verkehrt nur im Linksrheinischen zwischen den Haltestellen Sülzgürtel und Slabystraße.
  • Die Stadtbahnlinie 18 verkehrt linksrheinisch zwischen von Bonn/Schwadorf/Brühl kommend bis Haltestelle Slabystraße und zurück.
  • Die Stadtbahnlinie 18 fährt rechtsrheinisch zwischen den Haltestellen Mülheim Wiener Platz und Thielenbruch.
  • Die Stadtbahnlinie 3 verkehrt ganztägig bis Thielenbruch.
  • Zur Entlastung der Stadtbahnlinie 4 wird eine Zusatzlinie (Linie 14) eingerichtet, welche ab der Haltestelle Keupstraße über Deutz und Neumarkt bis zur Haltestelle Ebertplatz verläuft. Diese zusätzliche Verbindung verkehrt nicht in den Schulferien.

Zoobrücke

Die Zoobrücke ist für Fahrzeuge ab 30 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gesperrt. Der Schwerlast-Fernverkehr wird über den Autobahnring und die Severinsbrücke umgeleitet. Der Ziel- und Quellverkehr wird über ausgeschilderte Strecken geleitet. Ein Datum für die Wiederherstellung der ursprünglichen Traglast liegt noch nicht vor.

Deutzer Brücke

Die Deutzer Brücke ist für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse gesperrt, um Lkw-Verkehre nicht in die Altstadt zu leiten. Eine Aufhebung des Durchfahrtsverbotes ist bis auf weiteres nicht vorgesehen.
Als Ausweichroute für Fahrzeuge über 3,5 bis 30 Tonnen zulässiger Gesamtmasse steht der Tunnel Kalk und die Zoobrücke zur Verfügung. Der Tunnel ist für Gefahrgutverkehre der Kategorie E sowie für Fahrzeuge ab vier Meter Höhe gesperrt. Für alle anderen Fahrzeuge sind die Severinsbrücke und die Rodenkirchener Brücke als Ausweichrouten vorgesehen.

Rodenkirchener Brücke

Die Rodenkirchener Brücke ist ohne Einschränkungen befahrbar. Kleinere Sanierungsmaßnahmen können perspektivisch bis Mitte 2025 verstärkt für Staus sorgen, schränken die Kapazität des Bauwerks und der Fahrspuren für den MIV aber nicht ein. Auf den Radwegen kann es beidseitig zu Teilsperrungen kommen.
Für die 2030er Jahre ist langfristig ein Ersatzneubau mit insgesamt acht Fahrspuren vorgesehen und im Bundesverkehrswegeplan verankert. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Autobahn GmbH.

Severinsbrücke

Die Severinsbrücke ist ohne Einschränkungen befahrbar. Es sind Sanierungsmaßnahmen geplant, diese werden aber erst nach Abschluss der Bauarbeiten auf der Mülheimer Brücke durchgeführt.

Wiehltalbrücke und Brücke Hunstigtal

Gegenwärtig gelten auf der Wiehltalbrücke und der Brücke Hunstigtal wegen Defiziten in der Tragfähigkeit Verkehrseinschränkungen. Je Fahrtrichtung ist nur noch eine Spur befahrbar, genehmigungspflichtige Schwertransporte über 44 Tonnen werden vor Ort umgeleitet. Die Brücke Hunstigtal wird perspektivisch bis Ende 2025 wieder ohne Einschränkungen befahrbar sein, für die Wiehltalbrücke kann gegenwärtig noch kein verlässliches Datum genannt werden.

Herausforderungen für die Unternehmen

Brückensperrungen haben erhebliche wirtschaftliche Folgen, insbesondere für den Transport- und Logistiksektor. Die nötigen Umwege erhöhen Betriebs- und Personalkosten.
Auch Lieferketten geraten unter Druck, da Verzögerungen zu Engpässen in der Produktion führen können. Besonders betroffen sind Unternehmen mit Just-in-Time-Logistik, die auf pünktliche Anlieferungen angewiesen sind. Dies zwingt Firmen oft dazu, höhere Lagerhaltungskosten in Kauf zu nehmen oder schlimmstenfalls Produktionsstopps hinzunehmen.
Darüber hinaus leidet die regionale Wirtschaft unter Brückensperrungen. Der Einzelhandel und die Gastronomie und Gastronomen verlieren Kunden, während der Pendlerverkehr mit längeren Fahrzeiten und mehr Staus konfrontiert ist. In einigen Fällen kann dies sogar zu sinkenden Immobilienwerten führen. Gleichzeitig führt der erhöhte Verkehr auf Nebenstraßen zu schnellerem Straßenverschleiß und steigenden Instandhaltungskosten, während der zusätzliche CO²-Ausstoß die Umweltbelastung erhöht.
Unternehmen, die auf eine reibungslose Logistik angewiesen sind, erleiden durch unzuverlässige Transportbedingungen Wettbewerbsnachteile. Speditionen müssen zusätzliche Ressourcen einplanen, während Industrieunternehmen langfristig über Standortverlagerungen nachdenken könnten. Besonders für den Tourismus kann eine eingeschränkte Erreichbarkeit zu sinkenden Besucherzahlen und Umsatzeinbußen führen.
Der schlechte Zustand der Brücken führt zu einer deutlichen Belastung der Verkehrssituation in Köln. So ergab eine Umfrage der IHK Köln im Jahr 2014, dass damals aufgrund der Leverkusener Brückensperrung für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen Umwege von durchschnittlich 35 km pro Fahrt in Kauf genommen werden mussten.

Politische Beschlüsse und das Verwaltungshandeln

Die Bundesanstalt für Straßenwesen veröffentlicht seit 2017 Zustandsnoten der Brücken in Deutschland auf Grundlage der regelmäßig stattfindenden Bauwerksprüfung. Der aktuelle Bericht aus September 2024 sagt aus, dass die Kölner Rheinbrücken als sanierungsbedürftig eingestuft wurden.
Im November 2016 hat die Bezirksregierung Köln den Planfeststellungsbeschluss für den Neubau der Leverkusener Brücke erlassen. Am 24.04.2020 hat der Landesbetrieb Straßen.NRW den Vertrag mit dem ursprünglich ausgewählten Baukonzern gekündigt. Kündigungsgrund sind laut Straßen.NRW Mängel bei der Verarbeitung der Stahlbauteile. Der Auftrag wurde 2020 neu ausgeschrieben und im Januar 2021 vergeben. Die Fertigstellung des ersten Brückenneubaus ist Anfang 2024 erfolgt, die des zweiten Bauwerkes ist für 2027 terminiert.
Der erste Teil der Sanierungsarbeiten an der Severinsbrücke ist beendet. Der zweite Teil erfolgt, wenn die bis 2026 andauernden Gesamtinstandsetzungsmaßnahmen an der Mülheimer Brücke abgeschlossen wurden.
Die Sanierungsarbeiten an der Zoobrücke beginnen, nachdem die Arbeiten an der Mülheimer Brücke und der Severinsbrücke abgeschlossen wurden.
Die Brücke Hunstigtal wird perspektivisch bis Ende 2025 wieder ohne Einschränkungen befahrbar sein, für die Wiehltalbrücke kann gegenwärtig noch kein verlässliches Datum genannt werden.

Zahlen, Daten, Fakten

In einer 2015 veröffentlichten Studie „Stadtmobilität aus Sicht der Wirtschaft", Seite 137, der IHK Köln und TH Köln wurde deutlich, dass 90 Prozent der teilnehmenden Unternehmen mit der Kapazität und dem Zustand der Brücken unzufrieden sind und hier dringender Handlungsbedarf besteht.

Position der IHK Köln

Marode Straßen und Brücken haben direkte Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen. Die IHK Köln fordert den Erhalt und bedarfsgerechten Ausbau der Infrastruktur. Es müssen Engpässe beseitigt und die Investitionsmittel für Verkehrswege aufgestockt und verstetigt werden.
Die Straßen und Brücken müssen schneller geplant, Baustellen besser koordiniert und Verkehr intelligent gelenkt werden. Die Landesregierung und die Kommunen sind aufgerufen, die bisherigen Aktivitäten zu intensivieren und noch besser abzustimmen und der Bund ist gefordert, 50 Prozent der Sanierungskosten zu übernehmen und so die Erreichbarkeit der Metropolregion Rheinland zu sichern.
Mit der Überführung der Baulast Autobahnen in die Autobahn GmbH wurde in der Niederlassung Rheinland der Geschäftsbereich Rheinbrücken geschaffen. Seine Aufgabe ist der Bau der Ersatzneubauten für Autobahn-Rheinbrücken in Nordrhein-Westfalen, um deren herausragende Funktion im europäischen Autobahnnetz zu erhalten.

Aktivitäten der IHK Köln

  • 2023 veröffentlichte die IHK zusammen mit der IHK-Initiative Rheinland die Studie „Risikofaktor Brücken” über den Zustand aller Brücken in Baulast von Straßen.NRW und der Autobahn GmbH
  • 2021 veröffentlichte die IHK zusammen mit der IHK-Initiative Rheinland die Studie zu dem Zustand aller Rheinbrücken.
  • 2020 Gespräche mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst.
  • 2019 befragte die IHK Köln 3855 Unternehmen zu den Themen Erreichbarkeit und Mobilität.
  • 2017 erstellte die IHK Köln in Zusammenarbeit mit der TH Köln eine Studie über die Potenziale des Baustellenmanagements im Bezirk der IHK Köln.
  • 2016 hat die IHK Köln eine Resolution verabschiedet, mit der Forderung einer optimierten Baustellenkoordinierung und einer schnellstmöglichen Umsetzung des Neubaus der Leverkusener Brücke.
  • 2015 hat die IHK Köln in Zusammenarbeit mit der TH Köln eine Studie zu Stadtmobilität aus Sicht der Wirtschaft erstellt.
  • 2011 verfasste die IHK Köln eine Resolution zum Thema „Verkehrsnetz in der Region Köln ausbauen und sichern“.