Konjunktur: Frühjahrs-Hoffnung schon wieder verpufft

Herbstumfrage der IHK Köln zeigt triste Erwartungen der Unternehmen.
Im Herbst dieses Jahres fallen nicht nur die Blätter von den Bäumen, sondern leider auch der IHK-Konjunkturindex. Dabei gab es vor wenigen Monaten noch ein wenig Hoffnung. Die neue Bundesregierung bekam von den Unternehmen Vorschusslorbeeren. Doch die Frühjahrs-Hoffnung ist komplett verpufft, die Wirtschaft blickt im Herbst 2025 in eine trübe Perspektive. Der IHK-Konjunkturklimaindikator fällt um 3,8 auf jetzt 89,1 Punkte. Das langjährige Mittel von 104,7 ist weit entfernt.
„Die Lage verschärft sich immer mehr“, sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. „Wie viele Warnrufe aus der Wirtschaft braucht es noch? Wir haben es hier erneut schwarz auf weiß: Den Unternehmen geht es immer schlechter, die Deindustrialisierung ist im vollen Gange und die Politik schaut zu. Der Wohlstand in unserem Land ist in Gefahr.“ Von einem „Herbst der Reformen sei nur wenig zu sehen. Vetterlein: „Ohne Reformen gibt es aber keine Trendwende, sondern geht es tiefer in den Keller!“
Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung in der Industrie. 44 Prozent der Unternehmen aus diesem Sektor berichten von einer schlechten Geschäftslage – damit ist fast der Tiefpunkt der Coronazeit erreicht. Auch die Kapazitätsauslastung ist auf ein neues Tief gefallen. Die Aussichten bleiben pessimistisch. Als größten Risikofaktor für den wirtschaftlichen Erfolg sehen die Unternehmen die Inlandsnachfrage (63,4 Prozent).
Als weitere Faktoren werden die hohen Arbeitskosten (54,9) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (48,7) genannt. Die Krise schlägt sich zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Der Beschäftigungsindikator liegt mit -13,2 Punkten noch tiefer im roten Bereich.
Mehr als ein Viertel der Unternehmen plant, den Personalstand zu reduzieren. Nur in einzelnen Branchen, wie dem Bau (hier vor allem Tiefbau) und den personenbezogenen Dienstleistungen, zeigt sich eine leicht positive Tendenz. Auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen erreicht einen neuen Tiefststand.
Die Unternehmen bezeichnen einmal mehr die sie fesselnden Bürokratie, die umfangreichen Regulierungen und Dokumentationspflichten als größtes Hemmnis – dicht gefolgt von den hohen Energiekosten und den Unklarheiten rund um die Energiewende. Die Unwägbarkeiten im internationalen Handel, insbesondere bezogen auf die USA und China, tun ihr Übriges. Bei vielen zeichnen sich zunehmend Schwierigkeiten bei der Finanzierung ab.

Stadt Köln

Die Geschäftslage der Kölner Unternehmen hat sich im Vergleich zum Frühjahr um 5 Punkte verschlechtert. Nur 20 Prozent bewerten ihre Lage als „gut“, 29 Prozent als „schlecht“.
Für das kommende Jahr erwarten 24 Prozent eine Verschlechterung, nur 14 Prozent eine Verbesserung. Die Investitionsbereitschaft zeigt einen leichten Anstieg, bleibt jedoch mit -8,7 Punkten negativ. Auch die Beschäftigungsaussichten sind enttäuschend: Weniger als ein Viertel plant zusätzliche Investitionen, ein Drittel eine Verringerung. 15 Prozent möchten Arbeitsplätze schaffen, 25 Prozent abbauen.
Die größten Risiken für die Kölner Wirtschaft sehen die Unternehmen in der Inlandsnachfrage (63 Prozent), den Arbeitskosten (54 Prozent) und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (50 Prozent).

Stadt Leverkusen

In Leverkusen hat sich die Geschäftslage nur geringfügig verändert: 27 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als „gut“ (Vorumfrage: 30 Prozent), während 31 Prozent von einer „schlechten“ Lage sprechen (Vorumfrage: 25 Prozent).
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind pessimistischer und sinken auf -13 Punkte (Vorumfrage: 0 Punkte). 26 Prozent erwarten eine Verschlechterung, nur 13 Prozent eine Verbesserung (Vorumfrage: 20 Prozent).
Die Investitionsbereitschaft nimmt weiter ab: 44 Prozent planen, ihre Investitionen zu reduzieren, nur 21 Prozent wollen mehr investieren. Die Beschäftigungspläne fallen ebenfalls negativ aus, der Saldo rutscht mit -15 Punkten in den negativen Bereich.
Die größten Risiken sehen die Leverkusener Unternehmen in der Inlandsnachfrage (67 Prozent), den Arbeitskosten (54 Prozent) und dem Fachkräftemangel (54 Prozent).

Rheinisch-Bergischer Kreis

Die Unternehmen schätzen ihre Lage schlechter ein: Nur 24 Prozent bewerten ihre Situation als „gut“ (Vorumfrage: 27 Prozent), 31 Prozent als „schlecht“ (Vorumfrage: 28 Prozent). Die Erwartungen für das kommende Jahr sind mit -13 Punkten negativ. 23 Prozent erwarten eine ungünstigere Entwicklung, nur 10 Prozent eine Verbesserung (Vorumfrage: 17 Prozent). Die Investitionsbereitschaft bleibt unverändert: 37 Prozent planen geringere Investitionen, 24 Prozent eine Erhöhung. Die Beschäftigungspläne haben sich stark verschlechtert: Der Indikator fällt auf -22 Punkte. Nur sieben Prozent möchten ihr Personal aufstocken.
Die größten Risiken nennen die Unternehmen die Arbeitskosten (61 Prozent), die Inlandsnachfrage (60 Prozent) und den Fachkräftemangel (51 Prozent).

Oberbergischer Kreis

Im Oberbergischen Kreis hat sich die Geschäftslage seit dem Frühjahr deutlich verschlechtert. Nur noch 19 Prozent der Unternehmen melden eine „gute“ Lage (Vorumfrage: 17 Prozent), während 43 Prozent von einer „schlechten“ Lage berichten (Vorumfrage: 31 Prozent). Der Saldo fällt mit -24 Punkten tief in den negativen Bereich.
Auch die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind pessimistischer: 31 Prozent erwarten eine ungünstigere Entwicklung, nur 15 Prozent eine Verbesserung. Die Investitionsbereitschaft ist weiter gesunken: 43 Prozent planen geringere Investitionen (Vorumfrage: 36 Prozent), nur 18 Prozent eine Erhöhung (Vorumfrage: 22 Prozent). Die Beschäftigungsaussichten bleiben negativ, mehr als ein Drittel der Unternehmen plant, ihre Belegschaft zu reduzieren.
Als größte Risiken nennen die Unternehmen die Inlandsnachfrage (71 Prozent), die Arbeitskosten (60 Prozent) und die Energiepreise (53 Prozent).

Rhein-Erft-Kreis

Im Rhein-Erft-Kreis hat sich die Gesamtlage nach äußert schlechten Zahlen vom Frühjahr den Aussichten in den anderen Regionen des IHK-Bezirks angeglichen. Daher ist die Beurteilung der Geschäftslage leicht verbessert: 19 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als „gut“ (Vorumfrage: 17 Prozent), 30 Prozent als „schlecht“ (Vorumfrage: 31 Prozent).
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind demnach optimistischer, bleiben jedoch negativ: „nur“ noch 23 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung (Vorumfrage: 28 Prozent). Die Investitionsbereitschaft liegt nur noch leicht im negativen Bereich. 34 Prozent planen höhere Investitionen (Vorumfrage: 24 Prozent), 36 Prozent geringere (Vorumfrage: 39 Prozent).
Die Beschäftigungsaussichten haben sich um elf Punkte verbessert, bleiben jedoch leicht negativ. 20 Prozent planen, mehr Personal einzustellen (Vorumfrage: 20 Prozent), 23 Prozent eine Reduzierung (Vorumfrage: 30 Prozent).
Als größte Risiken nennen die Unternehmen die Inlandsnachfrage (57 Prozent), die Arbeitskosten (49 Prozent) und den Fachkräftemangel (41 Prozent).
Die Konjunkturumfrage zum Herbst 2025 wurde vom 09. bis 24. September 2025 bei rund 2.300 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Köln durchgeführt. In die Auswertung sind Antworten von 597 Unternehmen eingeflossen. Auf unserer Internetseite finden Sie die ausführlichen Ergebnisse des Konjunkturberichts zum Herbst 2025.