Pressemeldung, 25. Januar 2024

„Es ist Viertel nach 12!“ Unternehmen in der Krise – Industrie besonders betroffen

Die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Köln zeigt: Die Wirtschaft ist weiter in der Krise.
„Besonders die Industrieunternehmen stehen zunehmend mit dem Rücken zu Wand, die Auslastung ihrer Produktionsanlagen sinkt immer weiter,“ so Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK Köln. 
Die überbordende Bürokratie, die hohen Energiepreise, der Arbeits- und Fachkräftemangel, die schwache Inlandsnachfrage und die hohen Zinsen stellen alle Unternehmen vor große Herausforderungen. „Insgesamt 20 Prozent aller Unternehmen in unserem IHK-Bezirk kämpfen mit Zahlungsengpässen.“ 
Es herrscht allgemeine Unsicherheit, die Insolvenzgefahr nimmt zu, der Arbeitsmarkt droht instabil zu werden – und Investitionen in der Region fallen weg und werden verstärkt im Ausland getätigt, wo die Bedingungen für Unternehmen attraktiver sind. 
„Es ist ganz klar: Die Politik muss jetzt handeln, um den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen und unseren Unternehmen Hoffnung zu geben. Dazu gehört der Bürokratieabbau, der die Wirtschaft fesselt und der Transformation im Weg steht. Weiterhin braucht die Wirtschaft sichere und bezahlbare Energie und eine glaubwürdige Strategie für den Einstieg in die Erneuerbaren Energien. Und vor allem gilt: Es muss wieder glaubwürdige und verlässliche Politik gemacht werden.“  
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Ergebnisse für den gesamten IHK-Bezirk

Der Konjunkturklimaindikator, der die Gesamtstimmung der Wirtschaft ausdrückt, liegt bei 89 Punkten und damit weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 109,6 Punkten. 

Lage unverändert schlecht

Schon im Herbst 2023 beurteilten die Unternehmen die Geschäftslage deutlich negativ. Diese Einschätzung hält laut Umfrage an: Industrie und Handel bewerten die aktuelle Lage ganz besonders kritisch. Allein die Dienstleister schätzen die Lage als „gut“ ein. Branchenübergreifend melden 29 Prozent eine gute Lage, 47 Prozent eine befriedigende und rund ein Viertel der Unternehmen eine schlechte.

Geschäftserwartungen im Keller

Auch die Erwartungen für 2024 sind schlecht: Nur 10 Prozent gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäfte aus, die Hälfte geht von einer unveränderten Lage aus – 35 Prozent befürchten eine weitere Verschlechterung in den kommenden Monaten. Selbst in der so zukunftsträchtigen Informationswirtschaft sind die Erwartungen auf einem neutralen Niveau. Dass die Geschäftserwartungen branchenübergreifend negativ sind, zeigt tiefgreifende strukturelle Probleme auf. Neben Industrie sieht auch das Baugewerbe die Zukunft besonders kritisch.

Investitionen zurückhaltend

Passend zu den schlechten Erwartungen haben die Unternehmen ihre Investitionsabsichten weiter zurückgenommen. Nur 25 Prozent planen höhere Investitionen, bei 40 Prozent bleiben die Investitionen gleich – und 35 Prozent werden ihre Investitionen in den kommenden zwölf Monaten reduzieren. Grünewald dazu: „Wir haben in Deutschland einen sehr hohen Investitionsbedarf. Dass unsere Unternehmen weniger investieren wollen oder können, ist angesichts der anstehenden Transformation der Wirtschaft dramatisch. Wenn hier nicht schnell umgesteuert wird, werden wir international den Anschluss verlieren.“ 

Arbeitsplätze gefährdet 

Die schwache Konjunktur führt zu einer sinkenden Nachfrage am Arbeitsmarkt. Nur 15 Prozent planen zusätzliche Stellen, dem gegenüber stehen 25 Prozent der Unternehmen, die Personal abbauen werden. Zwischen den Branchen zeigen sich deutliche Unterschiede: In der Informationswirtschaft werden Stellen aufgebaut – in der Industrie fallen Stellen weg. 

Export schwach

Aktuell rechnen nur 11 Prozent mit einem Anstieg der Exporte im Jahr 2024, 58 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Fast ein Drittel der Unternehmen geht davon aus, dass die Exporte zurückgehen. 

Eurozone attraktiver für Investitionen

Der Trend, Produktion ins Ausland zu verlagern, um Kosten zu reduzieren, setzt sich fort: 34 Prozent der international aktiven Unternehmen bauen ihre Auslandsinvestitionen aus. 73 Prozent investieren in der Eurozone, die im Vergleich zu Deutschland bessere Rahmenbedingungen bietet.

Ergebnisse für die Stadt Köln

In der dienstleistungsstarken Stadt Köln ist die Geschäftslage etwas besser als im Durchschnitt: 31 Prozent der Unternehmen bewerten die Lage gut, 19 Prozent schlecht. Mit Blick auf das Jahr 2024 rechnen 14 Prozent mit einer Verbesserung – jedoch 28 Prozent mit einer Verschlechterung. 18 Prozent der Kölner Unternehmen planen mit zusätzlichen Arbeitsplätzen, 16 Prozent müssen voraussichtlich Stellen abbauen. Nur 24 Prozent der Unternehmen wollen ihrer Investitionen ausweiten – 32 Prozent wollen die Investitionen reduzieren. 
Hauptrisiken sind für Kölner Unternehmen der Fachkräftemangel (60 Prozent), die Inlandsnachfrage (53 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (50 Prozent).
Die Umfrage fand von Mitte Dezember bis Mitte Januar im gesamten Bezirk der IHK Köln statt, rund 700 Unternehmen haben sich beteiligt. Die ausführlichen Ergebnisse des Konjunkturberichts zum Jahresbeginn 2024 finden Sie auf unserer Internetseite unter www.ihk-koeln.de/konjunkturbericht