Neuer Beruf

Virtuelle Welten entwickeln

Virtual Reality entsteht nicht von alleine – ein neuer Ausbildungsberuf schafft die Voraussetzungen für eine weitere Professionalisierung. Das könnte für verschiedene Branchen ein wichtiger Zukunftsschritt werden.
Text: Imke Reiher
Smartphones, Augmented, Virtual und Mixed Reality (AR, VR, XR), 360-Grad- Anwendungen, künstliche Intelligenz (KI) und Chatbots: Unser Alltag im Privat- und Berufsleben wird immer digitaler, entsprechende Fähigkeiten werden zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Dem soll ein neuer Ausbildungsberuf Rechnung tragen, der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) entwickelt wurde, um die anziehende Nachfrage nach spezialisierten Multimedia-Fachkräften zu bedienen: Gestalter/-in für immersive Medien (GIM).
Das Wort „immersiv“ leitet sich dabei vom englischen Wort für eintauchen/einlassen ab. Die Auszubildenden lernen dabei  Fertigkeiten, welche die ganze Bandbreite virtueller Welten abdecken. „Die Auszubildenden stellen virtuelle Umgebungen her und beschäftigen sich mit der Entwicklung von Virtual Reality“, erklärt Carsten Berg, Leiter des Bereichs Ausbildung bei der IHK Köln. „Bisher gibt es noch keinen bundeseinheitlich geregelten Abschluss in dem Bereich. Geeignetes Personal wird meist aus der IT- oder Medienbranche rekrutiert, oder man greift auf Menschen mit entsprechenden Weiterbildungen zurück“, erklärt Berg.

Standard etablieren

Der erste GIM-Ausbildungsjahrgang geht im August in mehreren deutschen Städten an den Start, darunter auch am Georg-Simon-Ohm-Berufskolleg in Köln, wo aktuell 16 Plätze eingeplant sind. Er wird zunächst als Monoberuf ohne Differenzierungen  angeboten, um einen bestimmten Standard zu etablieren und eine einheitliche Struktur zu gewährleisten. Um Synergieeffekte zu nutzen, werden die Auszubildenden im ersten Jahr gemeinsam mit Mediengestalterinnen und -gestaltern für Bild und Ton die Berufsschule besuchen.
Im Rahmen der dreijährigen dualen Ausbildung werden gezielt bestimmte Themenblöcke vermittelt. Auf dem Curriculum stehen Fächer wie 3D-Modeling, 3D-Animation, Shading, Texturing und 3D-Audio. Weitere Lerninhalte sind zudem Streaming,  Kundenberatung, das Einhalten von rechtlichen und ethischen Grundlagen bei der Erstellung immersiver Medien und  Projektmanagement. „Bei den GIM-Auszubildenden laufen viele Stränge zusammen. Sie beraten und koordinieren virtuelle Projekte von der Idee über die konzeptionelle Gestaltung bis zur praktischen Umsetzung“, sagt Berg. „Wer Lust hat, sich in virtuelle Welten hineinzudenken, kreativ ist und abstrakt denken kann, bringt gute Voraussetzungen für die neue Ausbildung mit.“

Nachfrage steigt weiter

Aus Unternehmenssicht lohnt es sich, vorausschauend zu agieren. Denn der Bedarf an qualifizierten Digital-Fachkräften kann schon jetzt zahlenmäßig und qualitativ nicht ausreichend gedeckt werden und die Nachfrage wird absehbar weiter steigen. „Das Interesse auf unseren Informationsveranstaltungen war bereits überwältigend“, sagt Berg. Dank der systematischen Qualifizierung der GIM-Auszubildenden wissen Unternehmen, welche Fertigkeiten im Rahmen der Ausbildung vermittelt werden, und können diese gezielt für ihr Alltagsgeschäft einplanen.
Unternehmen, die gerne in dem Bereich ausbilden möchten, müssen ihre Eignung als Ausbildungsstätte nachweisen und eine entsprechende Ausbildungsgenehmigung von der IHK erhalten. Um diese zu bekommen, sollen Betriebe drei Voraussetzungen erfüllen: Erstens muss die Art des Betriebs passen, also einen klaren Bezug zu immersiven Medien haben, wie etwa IT-, AR-, VR-, XR-, Medien- und digitale Produktionsunternehmen. Zweitens muss ausreichend technisches Equipment vor Ort vorhanden sein, damit GIM-Azubis die Lerninhalte auch im beruflichen Alltag anwenden können. Und drittens muss fachlich geeignetes Personal vorhanden sein und ein Ausbilder oder eine Ausbilderin benannt werden, die ihre eigene fachliche Eignung über eine langjährige Berufsexpertise, ausreichende Kenntnisse und durch eine Prüfung nach der Ausbildereignungsverordnung belegen können.

Attraktiver Wachstumsmarkt

Auch wenn die Zahl der Ausbildungsplätze zu Anfang noch kleiner ist als in vielen anderen Branchen, spricht einiges dafür, dass sich das schnell ändern dürfte. Denn parallel zum Ausbau der digitalen Infrastruktur und der vorhandenen Bandbreite vergrößern sich auch die Einsatzmöglichkeiten für GIM-Azubis. Das Spektrum reicht von der Programmierung virtueller Umgebungen wie interaktive Showrooms, Messestände oder 360-Grad-Landschaften über Spiele bis zu Simulations-Szenarien für bestimmte Berufsgruppen wie Pilotinnen und Piloten, Feuerwehrkräfte oder Schweißerinnen und Schweißer. Auch Berg rechnet nach einer ersten Anlaufzeit mit erhöhter Nachfrage an GIM-Auszubildenden seitens der Unternehmen.

Selbst ausbilden

Mögliche Unternehmen für GIM-Absolventinnen und Absolventen sind:

  • IT-Unternehmen (AR-, VR-, XR-Banche)
  • Medien-, Marketing-, Werbebranche
  • Gaming/Spiele-Branche
  • Produktionsfirmen (Audio, Video)
  • Medizin- und Pflegebereich
  • Industrie- und Handelsunternehmen
Wenn Sie sich dafür interessieren, in diesem neuen und zukunftsweisenden Beruf auszubilden, erhalten Sie weitere Informationen über unsere Ausbildungsberatung, 0221 – 1640 6630.