International

Sonderauswertung zur Lieferketten-Umfrage

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wirkt – aber vielfach nicht wie gewünscht. Knapp ein Viertel der großen Unternehmen denkt sogar über den Rückzug aus Risikostaaten und den Abbruch von Geschäftsbeziehungen nach, was die Diversifizierung der Lieferketten zusätzlich erschwert.
Dies ergab die Sonderauswertung der aktuellen "Going International"-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter rund 2.400 international aktiven Unternehmen aller Größenklassen.
In der Erhebung ermittelte die DIHK im Frühjahr, inwieweit die Betriebe schon mit dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes konfrontiert sind und wie sie mit den seit Jahresbeginn geltenden Regelungen umgehen.
Dabei zeigte sich insbesondere, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schon jetzt indirekt betroffen sind – auch, wenn sie nicht in den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen. Und: In der Überprüfung der Lieferanten und des Engagements in bestimmten Ländern und Regionen sehen Betriebe aller Größenklassen eine Herausforderung.

Ergebnisse der Auswertung

  • KMU werden bezüglich ihrer menschenrechts- und umweltbezogenen Risiken kontaktiert, obwohl sie nicht direkt unter den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen.
  • Es zeigt sich, dass es durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zu einem Kaskadeneffekt kommt, da die Anforderungen bzw. Erwartungen der großen Unternehmen an die kleinen und mittleren Unternehmen durch Anfragen weitergegeben werden.
  • Von den Unternehmen, die seit Beginn des Jahres direkt unter das Gesetz fallen, geben 94 Prozent an, bereits Maßnahmen zu ergreifen. Dabei planen oder führen bereits 81 Prozent eine Risikoanalyse durch. Auch bei der Durchsetzung der Sorgfaltspflichten entlang ihrer Lieferketten zeigen die Zahlen, dass die Unternehmen hier aktiv sind: Knapp 50 Prozent arbeiten mit ihren Zulieferern zusammen.
  • Die Diversifizierung der Lieferkette wird erschwert: Knapp ein Viertel der Unternehmen denkt über den Rückzug aus „Risikostaaten“ und den Abbruch von Geschäftsbeziehungen nach.
  • Bürokratie, Mehrbelastungen und Rechtsunsicherheit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nehmen zu: Etwa die Hälfte der Unternehmen sehen sich mit Herausforderungen bei der Umsetzung des LkSG konfrontiert. Auf Platz eins der Herausforderungen sehen 93 Prozent dieser Unternehmen einen erhöhten bürokratischen Aufwand, den vor allem neue Berichts- und Dokumentationspflichten mit sich bringen. Unklare/nicht praktisch umsetzbare Anforderungen werden am zweithäufigsten von den Unternehmen moniert.
  • Unternehmen sehen eine Herausforderung bei der Überprüfung der Lieferanten und des Engagements in bestimmten Ländern und Regionen. Hinzu kommt, dass bereits 35 Prozent aller Unternehmen den Verlust von Zulieferern und 28 Prozent den Verlust von Kunden befürchten.