
Konjunktur-Umfrage: So geht’s der Wirtschaft wirklich!
Die Lage ist ernst: Immer mehr Unternehmen investieren im Ausland, wie unser jüngstes Stimmungsbild zeigt.
Text: Matthias Franken
Deutschland rutscht immer tiefer in die Wirtschaftskrise, 2024 ist das Bruttoinlandsprodukt zum zweiten Mal in Folge geschrumpft – und auch die Unternehmen aus dem Gebiet der IHK Köln spüren diese Entwicklung, wie unsere Konjunktur-Umfrage zeigt. Hier sind fünf Erkenntnisse aus dem aktuellen Lagebild.
1. Die Strukturkrise verfestigt sich
Gleich vier Indikatoren zeigen, wie schlecht die Situation ist, siehe Grafik 1: 28 Prozent der Unternehmen sagen, dass ihre Geschäftslage schlecht ist, nur noch ein Fünftel spricht von einer guten Lage. Der Rest tritt auf der Stelle. Die Erwartungen an die nächsten Monate werden von 29 Prozent als pessimistisch angegeben, 59 Prozent glauben nicht an eine Veränderung. Nur zwölf Prozent glauben, dass es besser wird.
Es wird immer weniger investiert, die Wettbewerbsfähigkeit steht also auf dem Spiel: Fast 40 Prozent der Unternehmen planen mit weniger Investitionen, nur jede vierte Firma will mehr investieren. Und mehr als ein Viertel der Unternehmen plant, Jobs abzubauen – nur 13 Prozent wollen zusätzlich einstellen.

Grafik 1: Die Wirtschaft verharrt in der Rezession. Die vier Indikatoren Investitionen, Beschäftigung, Erwartungen und Geschäftslage sind alle deutlich im negativen Bereich.
Betrachtet man diese vier Indikatoren in der Langzeitentwicklung, fällt auf: Alle Trends verstetigen sich auf einem Niveau, das deutlich unter dem der Vor-Corona-Phase liegt. Nach der Pandemie hatte sich die Lage zwar wieder verbessert, aber ist nicht mehr auf Level von 2018 gekommen.
2. Deutschland entwickelt sich zum Risikostandort für die Wirtschaft
In unserer Umfrage werden fünf Risiken genannt, die inzwischen fast jedes zweite Unternehmen belasten (Grafik 2). Am häufigsten genannt wurde die Inlandsnachfrage (62,8 Prozent). Bemerkenswert: Auf Platz 2 folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (55,8 Prozent). Heißt: Mehr als die Hälfte der Unternehmerinnen und Unternehmer halten die Politik für einen Risikofaktor. Auch die Arbeitskosten (55,2 Prozent), die Energiepreise (48,9 Prozent) und der Fachkräftemangel (43,7 Prozent) werden als Risiken für die Unternehmen genannt.
Bei der Risiko-Abfrage zeigt sich auch der strukturelle Aspekt der aktuellen Krise: Die Zahl der genannten Risiken ist seit 2018 um 35 Prozent angestiegen.

Grafik 2: Diese fünf Risiken werden von den Unternehmen am häufigsten genannt, wenn man sie nach den Problemen fragt.
3. Investitionen werden ins Ausland verlagert
Der vielleicht größte Beleg für den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit ist ein Blick auf die Investitionen. Von den Unternehmen, die international tätig sind, planen 29 Prozent ihre Auslandsstandorte auszubauen. Gleichzeitig wollen 34 Prozent ihre Investitionen im Inland zurückfahren. Nur 20 Prozent der Unternehmen wollen mehr in Deutschland investieren. Im Ergebnis ist der Saldo der Auslandsinvestitionen positiv, der der Inlandsinvestitionen deutlich negativ.
Und wohin fließt das Geld? Auffällig ist, dass Nordamerika als Ziel für Auslandsinvestitionen deutlich an Bedeutung hinzugewonnen hat. Hauptziel bleibt aber die Eurozone mit 67,5 Prozent.

Grafik 3: Indikator für Deindustrialisierung: Die Investitionen im Ausland steigen, die im Inland gehen zurück.
4. Der Industrie-Standort steht massiv unter Druck
Mehr als jedes dritte Industrieunternehmen beschreibt die Geschäftslage als „schlecht“ (36 Prozent), nur sieben Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Situation in den nächsten zwölf Monaten verbessert. Fast jedes zweite Industrieunternehmen plant weniger Investitionen im Inland, 38 Prozent planen, Jobs abzubauen. Fast die Hälfte (48 Prozent) sagen, dass die Auftragseingänge sinken. Nur 13 Prozent verzeichnen einen Auftragszuwachs.
Kurzum: Es gibt kaum Anzeichen, dass sich die Lage in der Industrie kurzfristig verbessert.
5. Ein kleiner Lichtblick ist der Einzelhandel
Geschäftsklima, Erwartungen und Lage im Einzelhandel zeigen einen vorsichtig positiven Trend. Der Grund dafür: Die Kaufkraft hat sich verbessert. 27 Prozent der Einzelhändler beschreiben die Lage als „gut“ oder „besser“, nur noch 24 Prozent als „schlechter“. +
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Matthias Franken
Wirtschaftspolitik und Konjunktur