IHKplus 5.2023

Intelligenz mit K

Künstliche Intelligenz kommt im Unternehmensalltag an, die technischen Einstiegshürden sinken. Auch kleine und mittelständische Unternehmen können von den Vorteilen der jüngsten KI-Entwicklungssprünge profitieren.
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst mehr als eine vage Vision. Schon ist die Rede vom „iPhone-Moment“, in Anlehnung an die technische Revolution, die das Smartphone ausgelöst hat. Seit vor weniger als einem Jahr der Text- und Bild-Generator ChatGPT startete, experimentieren viele privat und am Arbeitsplatz fasziniert mit den neuen KI-Möglichkeiten.
Und auch viele Unternehmerinnen und Unternehmer merkten: „Aha, es gibt also auch KI im kleineren Maßstab, gewissermaßen für den Hausgebrauch, mit der sich viel erreichen lässt“, sagt Thomas Bartz-Beielstein, IT-Professor und Managing Director am Institute for Data Science, Engineering, and Analytics der Technischen Hochschule (TH) Köln.
Bartz-Beielsteins Team an der TH entwickelt individuelle KI-Anwendungen für mittelständische Unternehmen oder zeigt ihnen, wie sie kommerziell verfügbare KI-Lösungen gezielt für ihre Zwecke einsetzen können. „Wir arbeiten zum Beispiel gerade mit Zulieferern aus der Automobilindustrie an neuen, KI-gestützten Testverfahren.“
WEITERBILDEN
Die IHK Köln bietet Unternehmen eine Übersicht über Tools und Lehrgänge zum KI-Kompetenzaufbau: von kostenlosen Online-Kursen bis hin zum Anwendungskurs KI-Kompetenz für Ihr KMU. Fach- und Führungskräfte können sich im sechstägigen Zertifikatslehrgang KI-Managerin/KI-Manager (IHK) weiterbilden.

KI bei Versicherungen und im Journalismus

KI wird durchaus in verschiedenen Branchen schon genutzt. Versicherungen zum Beispiel greifen auf Angebote wie die der Kölner
ityx GmbH zurück, deren Technik in der Lage ist, mittels KI Daten aus den unterschiedlichsten Quellen – E-Mails, Gutachten, Bescheinigungen und mehr – medienbruchfrei zu extrahieren und eine „Dunkelverarbeitung“ zu ermöglichen, also eine Datensammlung und -analyse ohne jeden menschlichen Eingriff.
In Steuerberatungskanzleien wiederum ermöglicht KI bereits die Simulation von komplexen Szenarien. Die Kölner Kanzlei Stallmeyer etwa will künftig wiederkehrende Aufgaben wie das Erfassen von Belegen durch KI erledigen lassen und auch möglicherweise ChatGPT einsetzen, denn das Programm sei schon heute in der Lage, einfachere Steuersachverhalte zu erkennen und zu erläutern. Natürlich könne KI menschliche Erfahrung und Entscheidungskompetenz nicht ersetzen, betont das Steuerbüro und beantwortet damit die aktuelle Gretchenfrage: Wird KI den Menschen ersetzen?
NETZWERKEN
Best Practices und Kooperationspartner finden Unternehmen zum Beispiel bei der Kompetenzplattform KI.NRW: Eine KI-Landkarte zeigt übersichtlich Transferzentren, Software-, Wissenschafts- und Bildungsanbieter und Beispielanwendungen. Das Mittelstand-Digital-Zentrum Rheinland der TH Köln vermittelt kostenlose KI-Trainings.
Besonders heiß diskutiert wird ChatGPT als Möglichkeit, journalistische Inhalte produzieren zu lassen. Zukunftsmusik ist auch das nicht: Der Kölner „Express“ beschäftigt seit Juli eine Redakteurin namens Klara Indenbach, deren Initialen für sich sprechen. Dass ihre Polizeimeldungen, People- und Show-Geschichten mithilfe von KI erzeugt werden, stellt erst fest, wer den entsprechenden Hinweis am Ende des Textes liest. Die Redaktion betont, dass alle Artikel noch von Menschen geprüft werden.

KI generiert neue Geschäftsmodelle

Wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten von KI schon jetzt sind, zeigt auch das Reallabor WIRKsam in Hürth, das mit derzeit neun kleinen und größeren Unternehmen an praktischen Lösungen arbeitet. Das können zum Beispiel lernende Roboter sein, die körperlich belastende Arbeiten wie das Schleifen von Oberflächen übernehmen und dabei den Menschen auch Infos über Schwachstellen im Bearbeitungsprozess liefern.
Andere Betriebe wollen KI einsetzen, um Absatzprognosen zu verbessern, ihr Kundenmanagement zu automatisieren, den Einsatz von Mitarbeitenden effizienter zu planen oder Abläufe in ihrer Produktion zu optimieren. Manche wollen KI nutzen, um ganz neue Geschäftsmodelle und digitale Dienstleistungen zu entwickeln.
In der Region finden Unternehmen zahlreiche Dienstleister und Start-ups, die sich auf KI-Anwendungen in Unternehmen spezialisiert haben.

Dieter Schiefer, Experte für Digitalisierung der IHK Köln

Die IHK selbst unterstützt mit Veranstaltungen, Online-Tools und -Kursen und einem eigenen Zertifikatskurs zur KI-Managerin und
zum KI-Manager. „Nicht zuletzt setzen wir uns dafür ein, dass die geplante EU-Regulierung von KI-Anwendungen unternehmensfreundlich und praxisorientiert gestaltet wird“, betont IHK-Experte Schiefer. Denn: „Wichtig ist einerseits, dass KI rechtssicher eingesetzt werden kann, und andererseits, dass das Momentum der aktuellen KI-Entwicklungssprünge optimal für die individuelle Wettbewerbsfähigkeit genutzt werden kann.“

Checkliste – ist Ihr Unternehmen KI-fit?

  1. Strategiecheck: Was will ich mit dem KI-Projekt erreichen? Wo lässt sich KI als Beschleuniger und Ermöglicher für meine Ziele einsetzen und ein echter Mehrwert erzielen?
  2. Datencheck: Welche Daten, welches Wissen habe ich im Unternehmen? Sind die Daten sauber aufbereitet und geeignet für KI-Analysen und KI-Training?
  3. Kompetenzcheck: Wer bringt im Betrieb das nötige Wissen mit – oder die nötige Lernbereitschaft? Für erfolgreiche KI-Projekte braucht man erfahrene Mitarbeitende, die bereit sind, sich zusätzlich KI-Wissen anzueignen – zum Beispiel mit berufsbegleitenden KI-Studiengängen und -Weiterbildungen wie dem IHK-Zertifikatslehrgang zur KI-Managerin und zum KI-Manager (www.ihk-koeln.de/ki-management).
  4. Finanzcheck: Damit KI-Projekte nicht auf halber Strecke an mangelnden Ressourcen scheitern, gilt es, die Finanzierung gut zu planen. Dabei helfen Förderprogramme. Das Programm KI4KMU des Bundes zum Beispiel unterstützt Projekte von mittelständischen Betrieben, die sich mit KI-Forschenden zusammentun.
Digitalisierung