DataMatrix-Code

Russland präzisiert Regeln zur digitalen Kennzeichnung von Waren


Moskau (GTAI) – Auf dem russischen Markt - später auch auf dem Binnenmarkt der Eurasischen Wirtschaftsunion - sollen immer mehr Waren mit digitalen DataMatrix-Codes gekennzeichnet werden. Bis Ende 2024 will die russische Regierung ein einheitliches nationales System zur Kennzeichnung (Markierung) von Konsumgütern aufbauen. Damit wollen die staatlichen Aufsichtsbehörden den Warenstrom vom Hersteller zum Verbraucher nachverfolgen und so die Verbreitung von gefälschten, minderwertigen Waren verhindern.
Bis Ende Januar 2020 hat die russische Regierung eine digitale Kennzeichnung für elf Warengruppen beschlossen: Pelzwaren, Tabakwaren, Arzneimittel, bestimmte Bekleidung und Textilien, Schuhe, Parfüms und Eau de Toilette, Fotoapparate und Blitzlichter, Reifen und fertige Milchprodukte. Bei Fahrrädern und Rollstühlen erfolgt die Kennzeichnung zurzeit noch freiwillig im Rahmen von Pilotprojekten. Die Teilnahme an den Pilotprojekten vor Beginn der Kennzeichnungspflicht hat einige Vorteile: Es werden keine Strafen für eventuelle Verstöße verhängt und die Codes sind kostenlos.

Nationales Track & Trace-System “Chestny ZNAK”

Die Einführung der obligatorischen Produktkennzeichnung geht auf das föderale Gesetz Nr. 487-FZ vom 31. Dezember 2017 zurück. Die Umsetzung wurde mit der Regierungsanordnung Nr. 791-r vom 28. April 2018 präzisiert.
Zentrales Durchführungsorgan für die Warenkennzeichnung und Betreiber des nationalen Track & Trace-Systems "Chestny ZNAK" ist das Zentrum zur Entwicklung aussichtsreicher Technologien (CRPT, https://crpt.ru). Das CRPT gehört im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft zu 50 Prozent der USM-Holding des Oligarchen Alischer Usmanow sowie zu jeweils 25 Prozent der Staatsholding Rostec und dem IT- und Telekommunikationsunternehmen Elvis-Plus Group .
Vom CRPT wird das nationale System zur Warenkennzeichnung „Chestny ZNAK“ („Ehrliches Kennzeichen“, https://chestnyznak.ru/en) aufgebaut und betrieben. Bis Ende 2019 hatten sich schon über 136.000 Firmen im System "Chestny ZNAK" registriert. Mehr als 7,2 Milliarden DataMatrix-Codes wurden generiert.

Jede Wareneinheit ist mit einem DataMatrix-Code zu kennzeichnen

An jeder für den russischen Markt bestimmten Wareneinheit oder deren individueller Verpackung ist ein einzigartiger, zweidimensionaler DataMatrix-Code (2D-Code, OR-Code) anzubringen. Dieser wird direkt auf das Produkt, die Produktverpackung oder das Produktetikett aufgebracht und enthält detaillierte Daten zum Produkt: Ort, Datum und Uhrzeit der Herstellung, Material, Farbe, Größe, Haltbarkeit, Datum, Ort und Preis des Verkaufs, sowie weitere Informationen zum Warenumlauf. Hersteller und Importeure müssen die in Verkehr zu bringenden Produkte mit diesen DataMatrix-Codes versehen - per Aufdruck, Aufklebeetikett (Label) oder Hängeetikett (Hangtag, RFID-Tag).
Die Waren sind zu kennzeichnen, bevor sie beim Bestimmungszollamt in Russland dem Zollverfahren für die Einfuhr unterzogen werden. Dies ist auf drei Arten möglich:
  • am Produktionsstandort vor dem Versand von Waren nach Russland
  • an verschiedenen Orten auf dem Weg nach Russland, beispielsweise in Konsolidierungslagern in Europa (etwa Polen, Lettland, Litauen);
  • an Zoll- und Logistikterminals von privaten Betreiberfirmen in der Nähe der russischen Grenze.
Der DataMatrix-Code besteht aus zwei Teilen:
  1. Identifizierungscode der Ware, der sich aus dem einheitlichen Produktkatalog der Russischen Föderation ergibt. Ein solcher "Nationaler Katalog" der Konsumgüter wird zurzeit erstellt. Er steht im Einklang mit dem russischen und internationalen GS1-System, über das Handelsnummern für Produkte (Global Trade Item Number - GTIN) erzeugt werden.
  2. Prüfcode, der vom CRPT generiert und an die Hersteller und Importeure versendet wird. Dieser soll fälschungssicher sein und kann aus der Datenbank dank russischer Verschlüsselungstechnologie (Kryptografie) nicht mehr entfernt werden.
Beim Warenumlauf werden die digitalen Produktcodes künftig mehrfach gescannt:
  • beim Warenausgang der Hersteller,
  • beim Wareneingang und -ausgang der Großhändler oder Distributoren,
  • beim Wareneingang und -ausgang im Einzelhandel (1. bevor die Waren ins Regal geräumt werden; 2. wenn der Kunde an der Kasse bezahlt, die online mit dem Systembetreiber CRPT verbunden ist).

Kosten für die DataMatrix-Codes

Die Kosten für die Generierung der digitalen Codes legt der Gesetzgeber fest. Zurzeit beträgt der Preis 0,50 Rubel pro QR-Code (0,007 Euro).

Zugang zu den DataMatrix-Codes

Derzeit können nur russische juristische Personen die DataMatrix-Codes direkt vom Betreiber CRPT erwerben. Deutsche Unternehmen, die eine juristische Person in Russland haben, können sich über ihre russische Tochterfirma oder Repräsentanz beim System "Chestny ZNAK" anmelden und dann die digitalen Codes beantragen. Ohne juristische Person in Russland bleibt nur die Suche nach einem russischen Distributor oder Logistikdienstleister, der die 2D-Codes beim System "Chestny ZNAK" beantragt und an den deutschen Hersteller weiterleitet. Hierbei ist auf eine sorgfältige Auswahl des russischen Geschäftspartners zu achten, denn dieser bekommt Zugang zu sensiblen Informationen wie Modellreihen, Absatzmengen und Preisen.

Zugang zu den Informationen im System "Chestny ZNAK"

Die Regeln für den Zugang zu Informationen des staatlichen Informationssystems "Chestny ZNAK" zur Überwachung des Umsatzes kennzeichnungspflichtiger Waren, eine Liste der darin enthaltenen Informationen und eine Liste der öffentlich zugänglichen Informationen wurde von der russischen Regierung mit Verordnung Nr. 1955 vom 31. Dezember 2019 gebilligt.

Verbraucher können Plagiate per Smartphone erkennen

Verbraucher können direkt im Laden überprüfen, ob Waren echt und legal im Umlauf sind. Das geschieht über eine Smartphone-Anwendung (App) von "Chestny ZNAK". Sie scannt den DataMatrix-Code und informiert über die Herkunft der Produkte. Die App enthält auch eine Meldefunktion für verdächtige Produkte.
Gefälschte oder kopierte Codes würden sofort auffallen, da die digitale Kennzeichnung eine Rückverfolgung vom Fließband bis zur Ladenkasse ermöglicht. Das System erkennt doppelt genutzte Codes und leitet Untersuchungen ein.

Deutsche Exporteure müssen neue Kennzeichnungsvorschriften beachten

Russische Kunden werden Hersteller und Lieferanten künftig nicht nur nach der Güte der Kollektion und den Preisen, sondern auch nach der Einhaltung der Kennzeichnungsvorschriften auswählen.
Deutsche Unternehmen, die nach Russland liefern wollen oder dort produzieren, müssen sich auf die neuen Regeln einstellen und ihre Produktions-, Verpackungs- und Logistikprozesse entsprechend einrichten. Am aufwändigsten und kostenintensivsten sind die Anpassung der IT-Systeme und der Logistik.
Sie sollten sich auf die Kennzeichnung vorbereiten, indem sie:
  • eine Arbeitsgruppe aus Produktion, Vertrieb, IT, Buchhaltung und Controlling bilden;
  • die IT-Abteilung frühzeitig einbeziehen, denn es geht um elektronische Dokumentenmanagement-Systeme, austauschbare Dateiformate, IT-Schnittstellen und verschlüsselte VPN-Channels;
  • die Verkaufspreise ihrer Waren überprüfen: Wie hoch ist der Preis im Vergleich zu den Kennzeichnungs- und Zertifizierungskosten?
  • ihre Kollektion daraufhin überprüfen, welche Artikel mit sehr geringer Marge oder in geringer Menge (Stückzahl) verkauft werden. Für diese Artikel lohnt sich eine neue Zertifizierung und Kennzeichnung nicht. Der Vertrieb in Russland sollte eingestellt werden.
  • Mittelgut verkaufte Ware sollte besser an den Geschmack der russischen Kunden angepasst, stärker beworben, auf geeigneteren Vertriebswegen abgesetzt oder ebenfalls vom russischen Markt genommen werden.
  • die Anzahl und die Zuverlässigkeit der Importeure, mit denen sie zusammenarbeiten, überprüfen. Dies ist zur Kontrolle der Abläufe und zum Gewährleisten der IT-Sicherheit der Datenströme wichtig!
Fazit:
  • Auf den Prozess konzentrieren
  • Spezialfälle später anpacken
  • Dienstleister suchen
  • IT-Abteilung als wichtigsten Verbündeten "ins Boot holen"
Weitere Informationen z.B. zu den kennzeichnungspflichtigen Warengruppen finden Sie auf der Homepage der GTAI.