Herbst 2024

Rohstoff-Positionen

An 424 Gewinnungsstellen in Rheinland-Pfalz sind derzeit mehr als 260 Unternehmen aktiv. Rund 25.000 Arbeitsplätze stehen direkt im Zusammenhang mit der Rohstoffwirtschaft, die nur 0,2 % der Gesamtfläche des Bundeslandes einnimmt. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung der Rohstoffindustrie als Eckpfeiler für die regionale Wirtschaft und die Notwendigkeit einer strategischen Sicherung und nachhaltigen Entwicklung heimischer Rohstoffe.
Grafik zu Rohstoffgewinnung Rheinland-Pfalz
Die IHK Koblenz hat zur Stärkung der heimischen Rohstoffe ein Positionspapier erstellt.
In einer Social-Media-Kampagne haben wir exemplarisch Vertreter unserer IHK Koblenz und Unternehmer, die in unserem IHK-Bezirk Rohstoffe fördern und verarbeiten, zu Wort kommen lassen und teilen ihre Perspektive auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen.

Rohstoff-Position von Arne Rössel
"Die Rohstoffwirtschaft ist von zentraler Bedeutung für die regionale Wirtschaft. Deshalb setzt sich die IHK Koblenz in Kooperation mit dem Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e. V. sowie weiteren Partnern dafür ein, die heimische Rohstoffgewinnung mittel- und langfristig zu sichern", sagt Arne Rössel.
Angesichts wachsender Herausforderungen wurde ein Positionspapier verabschiedet, das die Sicherung der Rohstoffversorgung durch nachhaltige Strategien fokussiert.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz
Rohstoff-Position von Fabian Göttlich
"Die Sicherung heimischer Rohstoffe ist von entscheidender Bedeutung für die gesamte Wirtschaft. Unsere regionale Rohstoffwirtschaft trägt nicht nur zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit bei, sondern schafft auch Arbeitsplätze und stärkt die Lebensqualität der Bevölkerung. Rohstoffe sind ein wichtiger Baustein der industriellen Wertschöpfungsketten und als Bausteine für die Energietransformation unerlässlich - etwa für den Bau von Windkraftanlagen und Heizungstechnik mit modernen Schornsteinanlagen", sagt Fabian Göttlich.
Deshalb setzt sich die IHK Koblenz in Kooperation mit dem Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e. V. (BKRI) sowie weiteren Partnern dafür ein, die heimische Rohstoffgewinnung mittel- und langfristig zu sichern. Wie das gelingen kann, haben wir in einem für Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit bestimmten Positionspapier formuliert.
Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz.
Zukunftssicherung ist bei der Aktiengesellschaft für Steinindustrie mit Hauptsitz in Neuwied ein wichtiges Stichwort: „Unser oberstes Ziel lautet Rohstoffsicherung, nicht Gewinnmaximierung", sagt Maren Hassel-Kirsche.
Ein weiterer zentraler Aspekt für die Zukunftssicherung: Genehmigungen. Das Unternehmen hat einen Rahmenbetriebsplan, der einige Sicherheit bietet, doch die Genehmigungsverfahren werden immer komplexer und langwieriger.
Maren Hassel-Kirsche, Geschäftsführerin der HKP – Stein & Erden Recycling GmbH, Neuwied, und Vizepräsidentin der IHK Koblenz
Rohstoff-Position von Marco Zieglowski
Das 1953 gegründete Unternehmen Gebr. Zieglowski (GZ) fördert jährlich rund 200.000 Tonnen Rohstoffe, vor allem Bims. Wie alle Rohstoffunternehmen setzt sich GZ intensiv mit der Endlichkeit der Rohstoffe auseinander. Der Bims-Vorrat im Abbaugebiet reicht laut Geschäftsführer Marco Zieglowski noch für viele Jahrzehnte.
Was dem Unternehmen zugute kommt: „Bims kann zu 100 Prozent wiederverwendet werden“, freut sich Zieglowski, „das schont den Primärrohstoff.“ Das Thema Bims-Recycling nehme gerade Fahrt auf, die Politik sei dabei, die entsprechenden Weichen zu stellen. „Alles, was in den Kreislauf zurückgeführt werden kann, muss künftig auch zurückgeführt werden“, betont der Unternehmer, der verstärkt auf Recycling setzen möchte.
Marco Zieglowski, Geschäftsführer GEBR. ZIEGLOWSKI GmbH & Co. KG
Rohstoff-Position von Wolfgang Mannheim
KTS ist ein Traditionsunternehmen, das der Ururgroßvater des jetzigen Geschäftsführers Wolfgang Mannheim vor 157 Jahren gründete. Wolfgang Mannheim ist seit 2004 Geschäftsführer der Firma.
Der Betrieb fördert auf Basis eines bis 2070 zugelassenen Rahmenbetriebsplans Spezialtone, Bentonite, Lösse und Lehme. Das Einsatzspektrum des „Kärlicher Blautons“ reicht von Bleistiftminen bis zu Feuerfestbauteilen zum Gießen von Stahl.
Für die nötigen Trocknungs- und Brennvorgänge ist viel Energie nötig, insbesondere aus Gas und Strom. Jüngst nahm das Unternehmen eine 10.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage mit rund zwei Megawatt Leistung in Betrieb. „Damit können wir“, sagt Mannheim, „im Durchschnitt 40 - 60 Prozent unseres Gesamtjahresstrombedarfs decken.“ Langfristig möchte KTS Erdgas ersetzen und nimmt deshalb an einem Wasserstoff-Forschungsprojekt teil.
Wolfgang Mannheim, Geschäftsführer KTS Kärlicher Ton- und Schamottewerke Mannheim & Co. KG
Rohstoff-Position von Thomas Blau
In einem der Tagebaue in Nickenich baut die RPBL Basalt und Lava ab. Der Basalt wird in für den Straßen-, Wasser- oder Gleisbau gebrochen, während die leichte und poröse Lava Feuchtigkeit speichern kann und schall- und wärmedämmend wirkt.
Insgesamt produziert RPBL etwa 5,5 Millionen Tonnen Rohstoffe pro Jahr, davon knapp 20 Prozent in Nickenich. Erst kürzlich hat das Unternehmen die Anlage in Nickenich erweitert.
„Jedes Unternehmen muss wachsen, um bestehen und investieren zu können, aber wir können und wollen nicht über die Menge wachsen, sondern qualitativ. Nicht der maximale Absatz der endlichen Rohstoffe ist das Ziel, sondern Innovationen, die zu höherer Wertschöpfung führen", sagt RPBL-Geschäftsführer Thomas Blau.
Als Beispiel nennt er den Naturbaustoff „Balastan“, in den Basalt und Spezialsande einfließen. Einsatzgebiete sind Park- und Veranstaltungsplätze, Betriebs- und Wirtschaftswege, Forst- und Radwege. Damit erhalten Plätze und Wege eine dauerhaft feste Decke, die Niederschlag durchsickern lässt. Mit dieser Entwicklung gewann RPBL 2021 den Innovationspreis Rohstoffwirtschaft Rheinland-Pfalz.
Thomas Blau, Geschäftsführer RPBL - Rheinische Provinzial-Basalt- und Lavawerke GmbH & Co. OHG
Rohstoff-Position von Stephan Schmidt
Jeder Mensch braucht in seinem Leben rund 29 Tonnen Ton - heimischer Rohstoffabbau ist in dem Zusammenhang entscheidend für eine lebenswerte Zukunft. Die Stephan Schmidt Gruppe gewinnt über 400 verschiedene Tonsorten selektiv aus ihren 20 Tagebauen.
Die Westerwälder Tone sind weltweit für ihre exzellenten Eigenschaften und ihre Vielfalt berühmt. Deshalb beliefert die Stephan Schmidt Gruppe heute nicht nur die heimischen Hersteller in Deutschland, sondern exportiert die Rohstoffmischungen in über 40 Länder der Erde. Neben der klassischen Keramik rund um den Hausbau (Fliesen, Dachziegel, Sanitärkeramik, Klinker, Ziegel u. v. m.) erforscht das Unternehmen immer neue Absatzgebiete und ist zu einem wichtigen Lieferanten von Industriemineralien geworden. Dazu zählen unter anderem Tone für Substrate und Blumenerden, Mahltone für Akkustikdeckenplatten, den Spezialtiefbau, als Füllstoffe und Additive oder Pellets für Abdichtungssysteme und Trinkwasserbohrungen.
"Die Vielfalt der heimischen Westerwälder Tone ist weltweit einmalig!", sagt Stephan Schmidt.
Stephan Schmidt, Geschäftsführender Gesellschafter der Stephan Schmidt Gruppe
Rohstoff-Position von dr. Matthias Schlotmann
Das nördliche Rheinland-Pfalz ist geprägt von reichhaltigen Vorkommen an natürlichen Mineralien und Steinen sowie Eisenerz. Die Region Mittelrhein-Westerwald ist die rohstoffreichste Region des Landes.
Allein im Westerwald findet sich das größte und hochwertigste Tonvorkommen Europas.
Aber auch Rohstoffe wie Kaolin, Quarzsand, Quarzit, Bentonit, Klebsand oder Kieselerde werden dort sowie bundesweit gewonnen und verarbeitet. Allerdings nimmt dieser Reichtum zwangsläufig ab: Jeder Stein lässt sich nur einmal fördern und verwerten. Zugleich bleibt der Bedarf groß. Deshalb setzt sich die IHK Koblenz in Kooperation mit dem Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e. V. (BKRI) sowie weiteren Partnern dafür ein, die heimische Rohstoffgewinnung mittel- und langfristig zu sichern.
"Die nachhaltige Entwicklung unserer heimischen Rohstoffwirtschaft ist eine Chance weit über die Region hinaus. Durch die Kombination von Effizienzsteigerung, Naturschutz und Innovationsförderung können wir unsere Ressourcen schonen und gleichzeitig unsere Wirtschaftskraft stärken", sagt Dr. Matthias Schlotmann.
Dr. Mathias Schlotmann, Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e. V. (BKRI)