Interessenvertretung - Ausgabe 03-04/2023

Regionale Potenziale erkennen

Jede Kommune kann mit Hilfe des Regionalmonitors auf einen Blick erkennen, wo sie steht und auch wo es in Rheinland-Pfalz Kommunen mit ähnlichen Voraussetzungen und Herausforderungen gibt. Durch die Kooperation mit dem Statistischen Landesamt und dem alleinigen Einsatz amtlicher Statistiken ist die Studie transparent. Mit Hilfe der Clusteranalyse werden 58 standortrelevante Kennziffern in fünf Themenfeldern (Wirtschafts- und Infrastruktur, Innovation, Bildungslandschaft, Arbeit, Demografie) und einer Querschnittsanalyse untersucht – und das in allen 170 rheinland-pfälzischen Kommunen.
Rheinland-Pfalz-Karte mit themenübergreifender Clusteranalyse (Verwaltungseinheiten)

Beispiel Dierdorf: Ländlich geprägter Industriestandort

Im Themenfeld Wirtschafts- und Infrastruktur gibt es in ganz Rheinland-Pfalz sieben unterschiedliche Raumtypen (Cluster). Eines davon ist Cluster B, die ländlich geprägten Industriestandorte: Hierzu zählen unter anderem die Verbandsgemeinde Dierdorf und 38 weitere Kommunen in allen Landesteilen, zum Beispiel Alzey, Jockgrim, Hauenstein, Wörth oder die Verbandsgemeinde Nahe-Glan. Sie alle weisen ähnliche Strukturmerkmale wie Dierdorf auf. In Kommunen des Clusters B arbeiten durchschnittlich 44 Prozent aller Beschäftigten in der Industrie – die Produktivität pro Beschäftigten ist mit 191.000 Euro hoch. So unterscheiden sich diese Kommunen und damit das Cluster B „ländlich geprägte Industriestandorte“ deutlich von den Kommunen im Cluster A „Ländliche Entwicklungsräume“. Zu diesem Cluster zählen insgesamt 45 Kommunen, beispielsweise die Verbandsgemeinden Bad Hönningen, Hachenburg, Oberes Glantal, Brohltal. Hier arbeiten im Vergleich zu den ländlich geprägten Industriestandorten weniger Menschen in der Industrie (36,5 Prozent gegenüber 44 Prozent) und die Umsatzproduktivität pro Beschäftigten liegt 37.000 Euro niedriger.
Dierdorf und alle Kommunen aus dem Cluster B „ländlich geprägte Entwicklungsräume“ haben demnach eine leistungsstarke industrielle Basis. In der Wirtschaftsförderung sollte also ein Augenmerk auf die Bestandsunternehmen und die Stärkung der für die Industrie besonders wichtigen Standortfaktoren gelegt werden: zum Beispiel hohe Flächenbevorratung, sehr gute verkehrliche Anbindung, berufliche Ausbildung, Akzeptanz für Industrie und ganz besonders die Breitbandversorgung. Hier haben die Kommunen aus Cluster B eine Schwäche: Nur knapp jedes vierte Unternehmen (23,6 Prozent) in Gewerbegebieten hat eine Breitbandversorgung von mehr als 1.000 M/Bits – in keinem anderen Cluster ist die Breitbandanbindung schlechter und damit ein deutlicher Standortnachteil.
Karte von Rheinland-Pfalz mit themenfeldübergreifender Clusteranalyse

Standortnachteil Breitbandversorgung

Im Cluster A „Ländliche Entwicklungsräume“ hingegen ist die Breitbandversorgung nur etwas besser: 38 Prozent der Unternehmen im Gewerbegebiet sind hier mit Breitband versorgt. Beim Standortfaktor „Breitbandversorgung“ haben die Kommunen aus dem Cluster A gegenüber dem Cluster B einen Vorsprung im kommunalen Wettbewerb und können ihren Wirtschaftsstandort entsprechend bewerben. Für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Dierdorf (also Kommunen im Cluster B) ist also beides nötig: Erhalt der industriellen Basis und Ausbau der Breitbandversorgung. „Zu den Indikatoren des Regionalmonitors zählen beispielsweise die Breitbandversorgung im Gewerbebereich, der Gründungssaldo als Hinweis auf das Innovationspotenzial einzelner Regionen oder die Ganztagsbetreuungsquote von Kindern im Vorschulalter, die als Hinweisgeber für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie genutzt  werden kann“, so Marcel Hürter, Präsident des Statistischen Landesamtes.
Alle Rohdaten, Ergebnisse, Karten und Texte sind frei und kostenlos verfügbar unter www.ihk-rlp.de/regionalmonitor.