Unternehmensservice - Ausgabe 11-12/2021

Mit gutem Beispiel voran: Frauen als Vorbilder

Studien belegen: Unternehmen mit einem ausgewogenen Verhältnis von Männern und Frauen in der Führungsebene sind wirtschaftlich erfolgreicher. Es gibt inzwischen einige Spitzenfrauen in Politik und Wirtschaft, und auch in den Medien sind mittlerweile viele weibliche „Role Models“ zu finden. Dazu zählen auch Jana Brendel, CIO von United Internet AG, und Dr. Antje Eckel, CEO von Dr. Eckel Animal Nutrition GmbH & Co. KG. Mit ihnen haben wir über die Bedeutung von „Frauen in Führung“ gesprochen.
Jana Brendel
Jana Brendel, CIO von United Internet AG © Christof Mattes
Frau Brendel, warum ist das Thema „Frauen in Führung“ für Ihr Unternehmen wichtig?
Persönlich glaube ich, dass ein Zusammenhang zwischen Gender Diversity in Teams bzw. Führungsebenen und Unternehmenserfolg besteht. Dies belegen diverse Studien wie bspw. die der Boston Consulting Group aus 2020. Diverse Teams treffen bessere Entscheidungen und setzen, gerade in der Softwareentwicklung, Kundenbedürfnisse
besser um.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um in Ihrem Unternehmen den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen?
Als erstes: Wir haben bei der United Internet AG das Ziel von 18 Prozent Frauenanteil auf der ersten Führungsebene, auf den weiteren Ebenen natürlich höher. Des Weiteren haben wir in 2019 die sehr erfolgreiche Initiative „Women Explore“ ins Leben gerufen: Eine Gruppe von Potenzialträgerinnen aus dem ganzen Unternehmen wird gezielt zu Karrierethemen gefördert und durch interne Mentorinnen aus dem Senior-Level begleitet. Durch gemeinsame Veranstaltungen und den gezielten Austausch fördern wir so die Wissensvermittlung und Netzwerkbildung unter Frauen.
Eine dritte und wichtige Maßnahme sind Trainings und Beratungsangebote zum Thema „Unconscious Bias“: Die Trainings helfen uns, unsere inneren Bilder immer wieder bewusst zu machen und die Erkenntnisse in unsere Rekrutierung und unsere Talententwicklung einfließen zu lassen.
Auf welche Erfolge sind Sie besonders stolz?
Ich bin sehr froh darüber, Sponsorin für Women Explore sein zu dürfen. In diesem Jahr haben wir 65 Frauen im Programm, die sich vernetzen und gemeinsam an Themen arbeiten.
Seit fast 20 Jahren bin ich selbst Mentorin, aktuell habe ich zwei Mentees. Hier kann ich nicht nur mein Wissen weitergeben, sondern sie in unserem Unternehmen aktiv fördern. Ich bin sehr stolz darauf, dass einige meiner Mentees – auch aus vergangenen Unternehmen – inzwischen sehr erfolgreiche Führungskarrieren
durchlaufen haben.
Antja Eckel
Dr. Antja Eckel, CEO von Dr. Eckel Animal Nutrition GmbH & Co. KG © Dr. Eckel Animal Nutrition
Frau Dr. Eckel, was verändert sich aus Ihrer Sicht im Unternehmen durch einen höheren Anteil an Frauen in Führungspositionen?
Wir hatten immer eine Frauenquote in der Führung von mindestens 50 Prozent, teilweise sogar mehr. Daher kann ich gar nicht genau sagen, was sich verändert, weil wir es ja gar nicht anders kennen. Wir haben vor vielen Jahren bereits gemeinsam mit einem Psychologen erarbeitet, wie wir nicht immer die gleiche Art von Menschen einstellen. Die Frage muss heißen: Wie kriegen wir diesen Blumenstrauß etwas bunter? Wir gehen davon aus, dass wir mit größerer Heterogenität auch automatisch agiler sind. Es sind viel mehr Ideen da. Dadurch werden wir innovativer, nicht nur auf der Produkt- oder Prozessebene.

Gab oder gibt es Stolpersteine oder Widerstände, die Sie erleben?
Sicher gibt es im Alltag mitunter Erklärungsbedarf gegenüber Mitarbeiter*innen, die sich in einer flexibleren Lebensphase befinden und manchmal wenig Verständnis haben, wenn sie einspringen oder sich nach Kolleg*innen richten sollen, die zeitlich nicht so flexibel sind. Grundsätzlich wird unsere Kultur aber von allen sehr geschätzt, das war auch ein Ergebnis unserer internen Mitarbeiterbefragung.
Welchen Rat oder welche Tipps können Sie anderen Unternehmen geben, die mehr Frauen in Führungspositionen holen oder entwickeln wollen?
Unternehmen müssen sich viel Mühe dabei geben, bei der Bewerbung nicht auf das Geschlecht zu achten. Ganz neutral schauen: Wer ist am besten? Nächster Punkt: Frauen in der Entwicklung genauso fördern wie Männer und den Fakt ignorieren, dass sie eventuell temporär ausfallen. Zum einen weiß man das nicht, zum anderen kommen sie möglicherweise als noch größere Organisationstalente wieder. Flexibilität für Familien ist natürlich ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Frauen neigen manchmal dazu, sich untereinander als Konkurrenz zu sehen. Man muss sich die Zeit nehmen, ihnen beizubringen, Allianzen zu bilden, und ihnen die Löwin als Beispiel zu zeigen. Löwinnen jagen nämlich gemeinsam.