Interessenvertretung - Ausgabe 11-12/2024

Kein Ende der Rezession in Sicht

Reformagenda dringend erforderlich
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der als Stimmungswert sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft abbildet, fällt im Herbst 2024 im Vergleich zur Vorumfrage (Frühsommer 2024) um 3 Punkte auf 85 Punkte, was exakt dem Wert aus dem Herbst 2023 entspricht. Damit liegt der Wert im IHK-Bezirk Koblenz weiterhin deutlich unter der 100-Punkte-Marke, die die Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung darstellt.

Die Top 5 Konjunkturrisiken unverändert

„Der Blick auf die Geschäftsrisiken zeigt ein klares Bild: Seit mehr als einem Jahr bewerten die regionalen Unternehmen kontinuierlich dieselben fünf Risiken als besonders kritisch. Diese Risiken liegen alle in Bereichen, in denen politische Maßnahmen wirkungsvoll ansetzen könnten. Durch gezielte Entscheidungen sollte die Politik ihren dringend notwendigen Beitrag leisten, damit die Wirtschaft wieder Vertrauen fasst und in Schwung kommt“, kommentiert Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz. „All diese Themen- und Problemfelder haben sich seit vielen Jahren aufgebaut. Wirkliche Strukturreformen und ein konsequenter Bürokratieabbau sind nötiger denn je, um den wirtschaftlichen Abwärtstrend zu stoppen und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaftsregion wieder herzustellen“, so Rössel weiter.
Geschäftsrisiken
Top 5 Konjunkturrisiken im IHK-Bezirk Koblenz im Herbst 2024 (in Prozent, Mehrfachantworten möglich):
  • Inlandsabsatz: 63 %
  • Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen: 56 %
  • Arbeitskosten: 52 %
  • Fachkräftemangel: 47 %
  • Energiepreise: 44 %

Wachstumsindikatoren unter Druck

Angesichts der unsicheren Zukunftsaussichten schrauben die Betriebe auch ihre Beschäftigungs- und Investitionspläne zurück: Nur noch 23 Prozent der Betriebe planen demnach ihr Investitionsvolumen künftig zu erhöhen. Demgegenüber stehen 38 Prozent, die einen Abbau des Investitionsbudgets vorsehen. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten sinkt somit auf aktuell -15 Prozentpunkte. Besonders gravierend wirkt sich die negative Stimmungslage auf die Beschäftigungsabsichten für die kommenden zwölf Monate aus: Zwar geben immer noch 64 Prozent der Unternehmen an, den Personalbestand konstant halten zu wollen, doch bereits 28 Prozent planen einen Abbau von Stellen. Dieser Wert liegt sogar über den zurückhaltenden Beschäftigungserwartungen während der Corona-Pandemie im Frühsommer 2020 (26 Prozent). Zudem sinkt der Anteil der Betriebe, die in den kommenden zwölf Monaten Personal einstellen möchten, auf 8 Prozent. Der Saldo aus positiven und negativen Beschäftigungserwartungen fällt auf -20 Prozentpunkte und erreicht damit den niedrigsten Stand der letzten sechs Jahre.
Konjunkturgrafik

Exporterwartungen sacken ab

Die Exporterwartungen der Industrie für die nächsten zwölf Monate geraten angesichts der schwachen konjunkturellen Lage ebenfalls stark unter Druck, was für die stark exportorientierte rheinland-pfälzische Wirtschaft besonders schwer wiegt: 37 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit einem Rückgang der Exporte, 48 Prozent erwarten eine stagnierende Entwicklung, und nur 15 Prozent gehen von einer Verbesserung des Außenhandels aus. Der Saldo aus höheren und niedrigeren Exporterwartungen sinkt damit auf -22 Prozentpunkte (Herbst 2023: 7 Prozentpunkte).
Schon jetzt ist für 2025 kein Wachstum in Sicht. Eine weitere Stagnation ist erwartbar, eine länger anhaltende Rezession nicht auszuschließen,

so Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung, IHK Koblenz

Grafik zur Konjunktur

„Sowohl die Investitionserwartungen als auch die Beschäftigungsabsichten und die Exporterwartungen der Industrie sind allesamt im Saldo stark negativ, insbesondere die Exporterwartungen sacken förmlich in sich zusammen. Damit ist auch jetzt schon für 2025 kein Wachstum in Sicht. Eine weitere Stagnation ist erwartbar, eine länger anhaltende Rezession nicht auszuschließen“, so Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz.
Sie wollen zukünftig an den Online-Konjunkturumfragen teilnehmen? Anmeldemöglichkeit finden Sie hier oder melden Sie sich gerne bei Caroline Weigel, Telefon 0261 106-170, E-Mail: weigel@koblenz.ihk.de.
Und hier geht's zur Gesamtausgabe November/Dezember 2024.
Fabian Göttlich

Geschäftsführer Interessenvertretung und Regionalgeschäftsstelle Stadt Koblenz

Caroline Weigel

Standortmonitoring, Wirtschaftsdaten (Geschäftsbereich Interessenvertretung)