Unternehmensservice - Ausgabe 11-12/2022

"Unerwartet große Unterstützung"

Fachkräfterekrutierung ist aktuell eine der großen unternehmerischen Herausforderungen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bietet hierzu spezielle Programme für die Wirtschaft an. Das Unternehmen Westerwälder Holzpellets GmbH nutzt eines davon: Partnerschaftliche Ansätze für entwicklungsorientierte Ausbildungs- und Arbeitsmigration, kurz PAM. Zwei junge Ecuadorianer haben im September ihre Ausbildung in Langenbach als Elektroniker begonnen.

Entwicklungszusammenarbeit mobilisiert Fachkräfte

Markus Mann, Geschäftsführer der Markus Mann Energie GmbH, lernte das Programm PAM über Mathias Brandt, den Business Scout für Development bei der IHK, kennen und griff sofort zu: „PAM wurde uns quasi auf dem silbernen Tablett präsentiert, und wir haben unerwartet große Unterstützung erfahren! Von der Vorauswahl bis hin zu allen Formalitäten der Behörden und zum Beispiel den Flugtickets.“
PAM kombiniert die Gewinnung von Fachkräften und Nachwuchstalenten aus dem Ausland mit der Stärkung der beruflichen Bildung in den Herkunftsländern. Aus Ecuador kommen Fachkräfte für Elektronik für Betriebstechnik, Industriemechanik und IT, im Kosovo sitzt der Schwerpunkt auf Baugewerbe und Frühpädagogik, in Vietnam auf Zerspanungstechnik und in Nigeria ebenfalls im Baugewerbe.

Ecuadorianer werden Elektroniker

Zwei junge Ecuadorianer in orangenen Jacken und Flaschen in der Hand
Für Pedro und Luis ist die Ausbildung in Deutschland eine große Chance: Sie schätzen die sehr guten Arbeitsbedingungen und fühlen sich von der Belegschaft der Markus Mann Energie GmbH herzlich aufgenommen. © Markus Mann Energie GmbH
Seit Anfang September erlernen Pedro Martinez und Luis Mata aus Ecuador in Langenbach den Beruf des Elektronikers. „Die jungen Männer haben einen super Einstieg gefunden“, sagt Mann, „ihr Interesse an Mensch, Technik und Leben in Deutschland ist enorm groß. Ich habe auch den Eindruck, dass die Kollegen die Männer mit offenen Armen aufnehmen. Dazu gehören auch private Veranstaltungen zum Feierabend und am Wochenende oder unser ‘Langenbach-Lauf ‘.“
Den vom BMZ unterstützten Projekten ist in der Regel gemeinsam, dass sie angehenden Fachkräfte im Herkunftsland ein intensives Sprachtraining sowie ein Programm zur Vorbereitung auf ihren Aufenthalt in Deutschland bieten und gleichzeitig ein Betreuungsprogramm, das bei der Integration der Menschen in ihrem neuen Gastland Deutschland hilft. Die vom BMZ beauftragten Durchführungsorganisationen wie etwa die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH“ koordinieren und helfen, den oft erdrückenden Papierkram zu erledigen.

Sprachbarrieren

Und die Ecuadorianer im Westerwald? Pedro sagt, er habe die Kolleginnen und Kollegen als sehr nett wahrgenommen. „Die Sprache war ein Schock. Ich habe fast ein Jahr Deutsch gelernt. Als ich hier angekommen bin, dachte ich, dass ich kein Deutsch gelernt hätte. Aber jetzt kann ich die Kollegen ganz gut verstehen.“ Sein Freund Luis findet es schön, dass die Firma sich so gut um die Mitarbeiter kümmert. „Das Arbeiten in Deutschland ist ganz anders, als wir es in Ecuador kennen. Man hat Zeit, mit Kollegen zu reden, einen Kaffee zu trinken… Es ist nicht so stressig. Die Arbeitsbedingungen sind sehr gut.“
Für beide ist das Motiv, den weiten Weg vom Äquator in den Westerwald zu machen, klar: „In Ecuador gibt es nicht die Möglichkeit, so eine Ausbildung wie hier in Deutschland zu machen. Die deutsche Ausbildung ist für uns eine große Chance für unser Leben.“ Pedro sagt: „Es macht mir Spaß, dass ich mittlerweile schon eigenverantwortlich arbeiten darf. Und Luis liebt es, neue Worte zu entdecken und die Sprache zu lernen. „Die verschiedenen Dialekte sind eine Herausforderung.“

Kosten entstehen erst ab Anstellungsvertrag

Während sich PAM auf die Herkunftsländer Kosovo, Nigeria, Ecuador und Vietnam fokussiert, konzentriert sich THAMM auf die Herkunftsländer in Nordafrika wie Ägypten, Marokko und Tunesien. Unternehmen, die bei THAMM teilnehmen, müssen eine Ausbildungsvergütung zur Sicherung des Lebensunterhalts von mindestens 939 Euro brutto pro Monat zahlen.
Bei Fachkräften übernehmen die Unternehmen ferner die Kosten für Anpassungsqualifikationen in Deutschland, die eventuell für die volle Anerkennung des nationalen Berufsabschlusses notwendig sind. Außerdem sollen sie helfen, eine adäquate, aber nicht zu teure Unterbringung zu finden und die Reisekosten ihrer neuen Mitarbeitenden aus dem Herkunftsland nach Deutschland übernehmen. Im Gegenzug übernimmt THAMM die aufwändige, vor allem sprachliche Vorbereitung und die Einreisemodalitäten, so dass sich die Unternehmen auf die für sie relevanten Beiträge konzentrieren können. Kosten fallen erst an, wenn der Ausbildungs- oder Anstellungsvertrag geschlossen ist. Die GIZ bereitet die Kandidaten vor, sie bewerben sich und es erfolgt das virtuelle Vorstellungsgespräch. Danach wird nach dem Windhund-Prinzip entschieden.
Mann, Markus

„Fachkräftemangel ist nun mal unser aller Problem und die Ausbildung von willigen jungen Menschen ist ein motivierendes Projekt für die betriebliche Weiterentwicklung!“
Markus Mann, Geschäftsführer Markus Mann Energie GmbH, Mitglied der IHK-Vollversammlung Koblenz