Interessenvertretung - AUSGABE 09-10/2023

Infrastrukturprojekte in der Region

Infrastruktur-Großprojekte – Herausforderungen für die nächsten Jahre

Unsere Verkehrsinfrastruktur ist in die Jahre gekommen. Während Warenströme und der Wunsch nach persönlicher Mobilität in der Bevölkerung von Jahr zu Jahr wachsen, gelangen das Straßennetz und insbesondere unsere Brücken an die Belastungsgrenze (siehe Infokasten). Gleichzeitig werden Neubauprojekte, die die Situation entlasten und die Resilienz 
stärken könnten, immer teurer und komplizierter umzusetzen.
Beispiel Autobahnen: Die A1 führt von der Ostsee bis zur französischen Grenze bei Saarbrücken, allerdings existiert zwischen Blankenheim in Nordrhein-Westfalen und dem rheinland-pfälzischen Kelberg noch eine Lücke von 25 Kilometern. Seit Freigabe des letzten Bauabschnitts 2011 herrscht Baustopp. Der kürzlich erlassene Planfeststellungsbeschluss für den südlichen Teilabschnitt gibt jedoch Hoffnung für die Zukunft.
Oder beim Güterverkehr über die Schiene: Das Mittelrheintal ist laut Deutscher Bahn Bestandteil einer der wichtigsten europäischen Achsen im Zugverkehr. Zu bezweifeln ist allerdings, dass es auf der bestehenden Trasse am Mittelrhein auch für die erwarteten deutlichen Steigerungen im Güterverkehr in den kommenden Jahren ausreichend Kapazitäten gibt, da die Auslastung schon jetzt hoch ist. Umso bedauernswerter ist es nun, dass die Chancen einer Alternativtrasse durch Westerwald und Taunus gesunken sind. Denn nach einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums würden die Effekte einer solchen Alternativtrasse für den Bahnverkehr die Investitionskosten nicht ausgleichen. Doch eine neue Bahnanbindung würde helfen: Die vorhandenen Gleise genügen bald nicht mehr, um die anfallenden Mengen zu transportieren, und das Ausweichen auf andere Verkehrsträger ist vor dem Hintergrund von Brückenschäden und Niedrigwasser nur bedingt möglich. Umso wichtiger, dass rechtzeitig mit der Planung für eine Alternativtrasse für Güterzüge begonnen wird, um den relativ höchsten Nutzen erzielen zu können – und Fehler wie bei der Planung der ICE-Trasse durch den Westerwald, bei der eine Güterzugtrasse verworfen wurde, zu vermeiden.
Für den Gütertransport auf dem Rhein ist wiederum die Mittelrheinvertiefung immens wichtig. Dass sich dieses Projekt für den Güterverkehr über den Wasserweg immer wieder verzögert, ist daher umso bedauerlicher – gerade da kaum eine Maßnahme aus dem Bundesverkehrswegeplan ein besseres Nutzen-Kosten-Verhältnis hat. Und das führt wieder zurück zur Brückenproblematik: Zwischen Koblenz und Wiesbaden existiert keine feste Rheinquerung. Bei Niedrigwasser oder außerhalb der Öffnungszeiten des Fährbetriebes werden lange Umwege fällig. Hier soll die Mittelrheinbrücke Abhilfe schaffen und die beiden Rheinseiten besser vernetzen. Das Raumordnungsverfahren wurde kürzlich abgeschlossen, der Planfeststellungsbeschluss liegt noch in weiter Ferne.
Gute Nachrichten gibt es immer- hin vom Flughafen Hahn. Nach einer jahrelangen Hängepartie hat sich nun die TRIWO AG dieser für die Region wichtigen  Infrastruktur angenommen. 
Karte Koblenz

Beispiele aktueller Brückenprojekte in der Region

Moseltalbrücke A61
Pfaffendorfer Brücke
Talbrücke Lahnstein
Brücke
Die Instandsetzung der A61-Moseltalbrücke bei Winningen soll 2024 beginnen. Zu Kosten und Dauer der Maßnahmen kann noch keine Aussage getroffen werden.
Der Neubau der Pfaffendorfer Brücke in Koblenz ist seit Anfang 2023 im Gange, wird voraussichtlich fünf Jahre dauern und 181 Millionen Euro kosten.
Ab Januar 2024 wird die Hochbrücke der B42 bei Lahnstein erneuert. Rund ein Jahr lang wird die Strecke voll gesperrt. Die Kosten für das Großprojekt belaufen sich auf rund 14 Millionen Euro.
Bauträger
Autobahn GmbH
Tiefbauamt Koblenz
LBM Diez
Hintergrund
Am 2. Dezember 2022 wurde sie im Rahmen einer Brückenprüfung kurzfristig für Schwer- und Großtransporte gesperrt und in der Geschwindigkeit für alle Fahrzeuge auf 60 km/h reduziert. Alle bisherigen Einschränkungen bleiben auch nach Vorlage des Untersuchungsberichts Ende Mai 2023 weiterhin bestehen, da punktuelle Schäden auf der gesamten Länge des Brückenkörpers von 935 Metern festgestellt wurden.
Über 40.000 Fahrzeuge nutzen diese zentrale Achse des Koblenzer Stadtverkehrs täglich. Durch die parallele Errichtung der neuen Brücke sollen sich die Einschränkungen für den Verkehr in einem verträglichen Rahmen halten. Eine Infoseite der Stadt Koblenz wurde bereits erstellt und bietet einen Überblick über den Bauablauf, die Verkehrsführung und vieles mehr.
Ein Großteil des Bauwerks wurde in den 1970er-Jahren hergestellt. Seitdem hat sich die Verkehrsbelastung erheblich erhöht. Stellenweise muss das Bauwerk deshalb verstärkt werden. Bei Prüfungen sind zudem erhebliche Schäden festgestellt worden, die dringend behoben werden müssen.