Unternehmensservice - Ausgabe 09-10/2022

Gründungsland Rheinland-Pfalz

Trotz zahlreicher Krisen und marktverändernder Ereignisse ist das Interesse an unternehmerischer Verantwortung in Rheinland-Pfalz ungebrochen groß. Angesichts der Pandemie, der Flutkatastrophe sowie weltpolitischer Ereignisse, die sich massiv auf die regionale Wirtschaft auswirken, ist dies eine erfreuliche Entwicklung. Mit den Starterzentren begleiten die IHKs Gründerinnen und Gründer seit 20 Jahren.
Die Starterzentren Rheinland-Pfalz, als Zusammenschluss der vier Industrie- und Handelskammern sowie der vier Handwerkskammern im Land, beraten an insgesamt 31 Standorten Gründungsinteressierte auf dem Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit. Dabei blicken sie auf 20 Jahre Erfahrung in der Gründungs- und Nachfolgeberatung zurück.
Im Jubiläumsjahr 2022 gibt der „Gründerreport“ einen Überblick über die Gründungslandschaft in Rheinland-Pfalz und die Meilensteine der Starterzentren der vergangenen 20 Jahre.

Gründungssaldo seit 2020 stark positiv

Insgesamt hat 2021 die Zahl der Gewerbeanmeldungen stark zugenommen. Waren es 2020 noch 31.331 Neuanmeldungen, sind es 2021 33.596 gewesen. Dies sah in den Jahren 2017 bis 2020 anders aus: Die Anzahl der Gründungen waren nahezu auf einem konstanten Niveau. Mit dem größten Zuwachs an Unternehmen sind die sonstigen und wirtschaftlichen Dienstleistungen 2021 erneut wachstumsstärkste Branche (2020: +740, 2021: +1.368), gefolgt von dem Branchencluster Information und Kommunikation.
Bei 27.664 Gewerbeabmeldungen ergibt sich damit in Rheinland-Pfalz 2021 trotz Corona-Pandemie ein positiver Gründungssaldo in Höhe von 5.932 zusätzlichen Unternehmen. Auch hier ist die Entwicklung positiv zu verzeichnen, denn 2020 lag der Saldo bei 4.150.

Gründer im Interview

Mit Blick auf den Bezirk der IHK Koblenz gab es im vergangenen Jahr 12.802 Gewerbeanmeldungen. Eine davon war die Ekabi GmbH aus Koblenz, die die Jungunternehmer Valiano Schmidt und Gabriel Kolic im März 2021
gegründet haben – mitten in der Corona-Pandemie. Als sie die Geschäftsidee hatten, innovative und nachhaltige Schreibgeräte zu entwickeln, waren sie noch Studenten. Wie der Gründungsprozess verlaufen ist und wie ihnen das Gründungsstipendium Rheinland-Pfalz dabei geholfen hat, verraten sie im Interview.

Valiano, wie ist der Gründungsprozess bei Ihnen verlaufen?

Der Gründungsprozess hat sich lange gezogen, da wir beide zum Zeitpunkt unserer Geschäftsidee Vollzeitstudenten waren. Als wir uns dann entschieden haben, uns voll auf die Entwicklung nachhaltiger Schreibwaren zu fokussieren, verlief die formale Gründung recht schnell. Bis zur offiziellen Gründung dauerte es ca. 1,5 Monate. Von Anfang an haben wir auf die Rechtsform der GmbH gesetzt. Teils wegen der professionellen Außenwirkung, aber auch aus Haftungsgründen.

Gabriel, wo haben Sie sich Unterstützung geholt?

Für die Vorbereitung der Gründungsunterlagen sowie die rechtlichen und notariellen Angelegenheiten haben wir uns professionelle Unterstützung geholt. Da wollten wir keine Fehler machen. Finanziell wurden wir von Freunden und der Familie unterstützt. Seit diesem Jahr bekommen wir das Gründungsstipendium Rheinland-Pfalz. Das hilft uns auf jeden Fall dabei, uns ganz auf unser Geschäftskonzept zu konzentrieren.

Welche Hürden hatten Sie zu bewältigen?

Tatsächlich war es eine große Hürde, einen geeigneten Steuerberater zu finden. Offenbar tun sich viele schwer mit Startups, weil deren wirtschaftliche Zukunft noch so ungewiss ist. Eine weitere Hürde war, dass sich unser Studium mit der Gründung teilweise zeitlich überschnitten hat.
Das Interview führte Sonja Kern