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Erfolgsfaktor Ausbildung – Vom Azubi zum Geschäftsführer
Ausbildung ist nicht einfach nur das Erlernen eines Berufs. Mit einer Ausbildung kann man die Grundlage für eine äußerst erfolgreiche Karriere legen, die einen bis in die Führung eines Unternehmens bringen kann, wie vier Beispiele aus Walporzheim, Bad Kreuznach, Gödenroth und Heinzenbach zeigen.
Autor: Lothar Schmitz
Vom Kellner zum Hoteldirektor
Klaus Brandstetter weiß genau, wer letztlich die Gehälter bezahlt. „Es sind die Gäste, das vermittle ich unseren Auszubildenden von Anfang an“, erzählt der General Manager des Parkhotels Kurhaus in Bad Kreuznach. Der Umgang mit den Gästen, Service, Engagement, Wissen, Offenheit – das sei das A und O im Gastgewerbe. Die Zufriedenheit der Gäste sei der Maßstab. Brandstetter musste sich schon früh in seinem Leben um das Wohl von Gästen kümmern. Er begann sein Berufsleben nämlich als Auszubildender in einem damals hoch gelobten Restaurant in Rothenburg ob der Tauber. Gelernt hat er einen Beruf, der schon lange nicht mehr so heißt. Brandstetter ist ausgebildeter Kellner. Heute wäre das: Restaurantfachmann.
Das Parkhotel Kurhaus in Bad Kreuznach wurde 1913 erbaut und bietet eine Außenterrasse mit Blick in den Kurpark an der Nahe.
Nach seiner Ausbildung arbeitete Brandstetter anderthalb Jahre in der Bar des Europäischen Hofs in Heidelberg, dann ging er nach Paris und London. Es folgten Stationen auf einem Kreuzfahrtschiff und in der Schweiz, meist als Restaurant- und Barmanager. In einem Nürnberger Hotel war er dann erstmals Wirtschaftsdirektor, in Budapest erstmals Hoteldirektor. Da war er 31 Jahre alt.
„Die Ausbildung damals war die Grundlage dafür“, so Klaus Brandstetter, General Manager, Parkhotel Kurhaus, Bad Kreuznach, über seine Karriere vom Kellner zum Hoteldirektor.
Seitdem ging es weiter die Karriereleiter hoch. Für eine Hotelkette eröffnete er Anfang der 2000er-Jahre drei Hotels in München, Hamburg und Stuttgart. Es folgten weitere 45 Häuser. Stets setzte ihn sein Arbeitgeber als Gründungsdirektor ein. Eines Tages rief ihn ein befreundeter Manager einer Hotelkette an, zu der auch das Parkhotel Kurhaus in Bad Kreuznach gehörte. Ob er das Traditionshaus, das etwas in die Jahre gekommen war, zu neuem Glanz führen wolle. Wollte er. Das war vor drei Jahren.
„Kellner, ist das überhaupt ein Beruf?“, sei er früher gefragt worden. „Wartet ab!“, habe er geantwortet. Nun leitet der gelernte Kellner ein rundum modernisiertes Hotel mit 116 Zimmern und Suiten und ist Chef von 55 Mitarbeitenden. „Das geht nur mit Disziplin und Engagement, Service-Orientierung und Begeisterung“, erzählt Brandstetter. „Die Ausbildung damals war die Grundlage dafür.“
Vom Praktikanten zum Hotelinhaber
Mitten in Walporzheim an der Ahr steht eine imposante Villa von 1896. Erst auf den zweiten Blick fallen moderne architektonische Ergänzungen auf. Das Haus beherbergt das Hotel Villa Sanct Peter mit 23 Zimmern, einem großzügigen Frühstücksraum und einer kleinen, edlen Wellnessanlage im Untergeschoss. Schräg gegenüber bietet das dazugehörige Landhaus Sanct Peter weitere 19 Zimmer. Gastgeber in beiden Häusern ist Saban Kismetli.
Historischer Charme und moderner Komfort: Das Hotel in der prächtigen Gründerzeitvilla aus dem Jahr 1896 wurde 2015 durch An- und Neubauten erweitert.
Der heute 36-Jährige wuchs in Ahrweiler auf. Als er vor 20 Jahren ein Praktikum im Hotel Villa Sanct Peter absolvierte, hätte er sich nicht träumen lassen, eines Tages der Hotelier zu sein. Doch er machte seine Sache gut und bekam einen Ausbildungsplatz als Hotelfachmann angeboten. Danach wollte er eigentlich ins Ausland, wie so viele Nachwuchskräfte im Gastgewerbe. Doch der Chef war erkrankt, die Chefin bat ihn zu bleiben. „Ich mochte die beiden sehr und fühlte mich ihnen verbunden, also blieb ich“, erzählt Kismetli bei einem Kaffee in der Hotelbar. Er übernahm die Rezeption und die Koordination der einzelnen Hotelbereiche.
„Wer im Gastgewerbe seine Ausbildung macht, lernt fürs Leben“, sagt Saban Kismetli, Geschäftsführer Hotel Villa Sanct Peter, Ahrweiler.
Dann verstarb der Chef, und Kismetli wurde Empfangsleiter sowie Assistent der Geschäftsführerin. 2013 machte sie ihn zum Co-Direktor. 2020 und 2021 meisterten die beiden gemeinsam mit dem rund 30-köpfigen Team die beiden größten Herausforderungen in der Unternehmensgeschichte: die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe. „Das Wichtigste war, die Mitarbeitenden zu halten und so schnell wie möglich wieder Gäste empfangen zu können“, berichtet Kismetli. 2023 dann, nachdem alles wieder lief, trat seine Chefin den Rückzug an und machte Kismetli zu ihrem Nachfolger.
Stolz führt er durch die Villa. „Wir sind wieder sehr gut gebucht“, erzählt er, „2025 könnte so gut werden wie 2019.“
Auf seine Ausbildung blickt er mit Dankbarkeit zurück. „Wer im Gastgewerbe seine Ausbildung macht, lernt fürs Leben“, sagt Kismetli. Man müsse ständig „live“ reagieren, sich immer auf Gästewünsche einstellen. Dadurch entwickle man Reaktionsschnelligkeit und Anpassungsfähigkeit, lerne, lösungsorientiert zu denken und flexibel zu handeln. Davon profitiere er bis heute.
Erst Zeitarbeit, jetzt Gesellschafter
Auch Thajgoro De Longhi hätte sich mit 16 nicht träumen lassen, eines Tages Hauptgesellschafter und Geschäftsführer eines Unternehmens zu sein. Nach Realschulabschluss und Fachabitur bewarb er sich um einen Ausbildungsplatz als Automobilkaufmann. Nach 30 Bewerbungen kam endlich eine Zusage. Nach der Ausbildung studierte er BWL und schloss das Studium mit einem Bachelor ab. Parallel arbeitete er über eine Zeitarbeitsfirma als Aushilfe bei dem Tierfutterhersteller PerNaturam in den Niederlanden. „Das BAföG war ausgelaufen, ich musste Geld verdienen“, erinnert sich De Longhi, dessen Großvater einst als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen war.

Als PerNaturam mit damals zehn Mitarbeitenden den Firmensitz nach Gödenroth im Hunsrück verlegte, wollte De Longhi mit. „Ich fand, das Unternehmen hat Potenzial“, sagt er. Er bekam seine Chance, die Geschäftsführung übertrug ihm die Verantwortung für den Einkauf der Rohware. „Ich wollte aber weiterkommen“, erzählt De Longhi, „also habe ich mich in alle Bereiche eingearbeitet und unentbehrlich gemacht.“ Mit Erfolg: Als die Gesellschafter einen Nachfolger für die Geschäftsführung suchten, gaben sie De Longhi erneut die Chance, sich zu beweisen, und machten ihn 2020 zum Prokuristen. Zwei Jahre später war er Geschäftsführer, Anfang dieses Jahres wurde er zum Hauptgesellschafter. Inzwischen stellt das Unternehmen Nahrungsergänzungsmittel für Hunde, Katzen, Pferde und Geflügel her, gilt in der Region als Hidden Champion und zählt 100 Beschäftigte.
Die Manufaktur PerNaturam stellt Tierfutter und Futterergänzungen für Hunde, Katzen, Pferde und Geflügel her.
„Das Studium hat mich nicht groß weitergebracht“, sagt De Longhi rückblickend, „die Ausbildung aber schon.“ Man arbeite erstmals richtig, lerne Regeln und Disziplin und auch, sich für etwas einzusetzen. Und: Man lerne von vielen verschiedenen Menschen. Auch die Weiterbildung zum IHK-Fachwirt Einkauf habe mehr gebracht als das Studium.
Vom Fachinformatiker zum Unternehmer
Als Thorsten Konrad in den Neunzigerjahren vor der Berufswahl stand, hatte er Glück. Er interessierte sich für Computer und Informatik, und gerade war der neue Ausbildungsberuf Fachinformatiker/-in eingeführt worden. Ebenso wie sein Bruder absolvierte er die Ausbildung – mit Schwerpunkt Anwendungsentwicklung – im elterlichen Betrieb, der JK Computer GmbH in Dörth im Hunsrück.
Nach der Ausbildung blieben sie – der Bruder kümmerte sich um Systemintegration, Thorsten Konrad um den technischen Vertrieb. Kunden waren Firmen und Kommunen. Im Nebenerwerb gründete Konrad 2001 zudem ein eigenes IT-Unternehmen mit Ausrichtung auf Privatkunden. Als ein guter Freund Rennautos erwarb und ins Motorsportgeschäft einstieg, traf auch Konrad eine Entscheidung: Er schied aus dem Unternehmen des Vaters aus und gründete die IT4Race GmbH. 2012 holte er wegen der gestiegenen Auftragslage seinen Bruder als festen Mitarbeiter dazu. „Wir waren quasi die rollende IT-Abteilung für den Motorsport“, erzählt Thorsten Konrad. Zu den Auftraggebern zählte damals unter anderem Audi Sport. Im Mittelpunkt: Datenanalyse, Sensorik und Telemetrie, aber auch Echtzeit-Logistik- und Schnittstellenmanagement. Parallel hatte er weitere IT-Dienstleistungsunternehmen gegründet und zählte mit seiner TWK Unternehmensgruppe zeitweise rund 15 Mitarbeitende.
„Ich habe direkt viel Praxiswissen erworben und eine breite Grundlage geschaffen“, so Thorsten Konrad, Inhaber und Geschäftsführer TWK Unternehmensgruppe, Heinzenbach.
2019 kehrte Konrad zu seinen Wurzeln zurück: IT-Beratung für den Mittelstand. Als Soloselbstständiger konzentriert er sich seitdem ganz auf die Beratung rund um Netzwerk-Infrastruktur und IT-Sicherheit. Dabei arbeitet er eng mit JK Computer zusammen, also mit seinem Vater und dem Bruder, der 2020 ins elterliche Unternehmen zurückgekehrt war.
Apropos Wurzeln: An seine Ausbildung vor fast 30 Jahren denkt Konrad gerne zurück. „Ich habe direkt viel Praxiswissen erworben und eine breite Grundlage geschaffen“, erzählt er. Ausbildung findet er so wichtig, dass er sich auch ehrenamtlich dafür engagiert: als Prüfer im IHK-Prüfungsausschuss Fachinformatiker.
Aufstieg mit Ausbildung
Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, legt damit eine wichtige Grundlage für die weitere Karriere. Denn auch ohne Hochschulabschluss geht es hoch hinaus – mit Fortbildungs- und Meisterlehrgängen auf Bachelor- und Master-Niveau. Die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung sind nämlich mit den akademischen Titeln gleichwertig.
Der „Deutsche Qualifikationsrahmen“ (DQR) hilft bei der Einordnung. Mit einem Abschluss als Fachwirt/-in (IHK) oder Industriemeister/-in (IHK) beispielsweise erreicht man ein Qualifikationsniveau, das dem Bachelor-Abschluss (DQR 6) entspricht. Ein erfolgreicher Abschluss als Betriebswirt/-in (IHK), Technische/-r Betriebswirt/-in (IHK), Operative Specialist (IHK) oder Berufspädagoge/-in (IHK) entspricht sogar dem Qualifikationsniveau eines Master-Abschlusses.
Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, legt damit eine wichtige Grundlage für die weitere Karriere. Denn auch ohne Hochschulabschluss geht es hoch hinaus – mit Fortbildungs- und Meisterlehrgängen auf Bachelor- und Master-Niveau. Die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung sind nämlich mit den akademischen Titeln gleichwertig.
Der „Deutsche Qualifikationsrahmen“ (DQR) hilft bei der Einordnung. Mit einem Abschluss als Fachwirt/-in (IHK) oder Industriemeister/-in (IHK) beispielsweise erreicht man ein Qualifikationsniveau, das dem Bachelor-Abschluss (DQR 6) entspricht. Ein erfolgreicher Abschluss als Betriebswirt/-in (IHK), Technische/-r Betriebswirt/-in (IHK), Operative Specialist (IHK) oder Berufspädagoge/-in (IHK) entspricht sogar dem Qualifikationsniveau eines Master-Abschlusses.
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Dr. Holger Bentz
Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung