Aus- und Weiterbildung - Ausgabe 09-10/2022

Von filigran bis opulent - die farbenfrohe Welt der Floristik

Wo Blumen blühen, da lächelt die Welt“, sagte einmal der amerikanische Schriftsteller und Philosoph Ralph Waldo Emerson (1803–1882). Blumen machen Menschen glücklich und zaubern ihnen ein Lächeln ins Gesicht. Wie sehr, dass konnte man den Besuchern der Benediktinerabtei Maria Laach deutlich ansehen, die im Anschluss an die diesjährige praktische Abschlussprüfung der Floristenklasse die Ausstellung der Werkstücke bewundern durften.
Vor den Gewächshäusern der Klostergärtnerei, dem Klostercafé und im Vorbau der Kirche demonstrierten die kreativen Arrangements der sieben angehenden Floristinnen die große Bandbreite floraler Gestaltung. „Es ist ein so toller Beruf, aber er geht leider etwas unter, wir müssen einfach mehr in die Öffentlichkeit und zeigen, was wir eigentlich machen,“ sagt Katharina Eidt, Fachlehrerin und Mitglied im Prüfungsausschuss mit Blick auf die seit Jahren rückläufigen Ausbildungszahlen. Die Inhaberin eines Floristikbetriebs weiß, wie sehr Auszubildende in ihrer Branche gesucht sind. Die Betriebe kämpfen mit den sinkenden Schulabgängerzahlen, doch nicht nur das: „Alle Betriebe suchen händeringend Auszubildende, aber selbst ausbilden wollen viele nicht mehr“, erklärt Silke Wagner, die stellvertretende Vorsitzende des Prüfungsausschusses.
7 Frauen und ein Mann stehen hintereinander an einem Zaun
Die Prüferinnen und Prüfer (von links): Jennifer Herter, Robert Frick, Katharina Eidt, Petra Weidmann, Karin Reimann, Bianca Gietzen, Silke Wagner, Birgit Schütze © Katja Nolles-Lorscheider
Auch das Image spielt eine Rolle: „Das Bild dieses Berufsstands stimmt nicht mehr, es stammt noch aus den 1970er Jahren – Kittelschürze und Dreck – dabei sieht man an diesen tollen Werkstücken, wie modern und kreativ der Beruf tatsächlich ist.“ Auch Silke Wagner ist Fachlehrerin und selbstständige Floristenmeisterin. Für sie ist die Prüfungsausstellung eine willkommene Gelegenheit, den Fokus auf diesen abwechslungsreichen Beruf zu lenken.
Während Touristen an den fantasievollen Gestecken vorbeischlendern, Fotos schießen und begeistert die ungewöhnlichen Styling-Ideen diskutieren, zupfen die Auszubildenden mit ein paar letzten Handgriffen Gestecke zurecht, verrücken Pflanzschalen und drapieren Schleifen neu, bis auch das letzte Werkstück richtig in Szene gesetzt ist.

Jeder Strauß ist anders

Der praktische Teil der Abschlussprüfung besteht aus drei Arbeitsproben: Bepflanzung eines Gefäßes, Fertigen einer gesteckten Gefäßfüllung und Binden eines Straußes, sowie einer komplexen Prüfungsaufgabe aus den Themenbereichen Raum-, Hochzeits-, Trauer- und Tischschmuck. Bei der Bewertung stehen Technik, Gestaltung, Farbkombination und Kreativität im Vordergrund. Die Werkstücke sind so unterschiedlich wie ihre Schöpferinnen: Manche sind locker arrangiert, andere dicht gesteckt. Die einen unterstreichen die Leuchtkraft der Blüten mit grünem Blattwerk, andere kombinieren große Blütenkelche mit filigranem Beiwerk oder Sommerblumen und Stauden mit Ziergräsern und Ästen. Man sieht festliche Tischdekorationen, fröhliche, farbenfrohe Gebinde und elegante Trauerkränze.
Die Ausbildung ist ein Mix aus gestalterischer Kreativität und handwerklichem Können. Auch wenn ihre Kunstwerke vergänglich sind – Floristen schenken jeden Tag Freude: Sie arrangieren individuelle Sträuße für Menschen, die mit Blumen ihre Zuneigung zum Ausdruck bringen oder farbenfrohe Blumengrüße verschicken möchten. Ihre Blumendekorationen können verspielt, kunterbunt, filigran oder natürlich sein. Mit ihrem Gespür für Ästhetik bilden Floristen spannende Symbiosen aus strengen Linien und organischen Formen. Ihre Blüten-Arrangements machen Feste noch festlicher, sie schmücken Tische, Foyers und Säle und verleihen besonderen Anlässen wie Hochzeits- und Geburtstagsfeiern einen ganz eigenen Charme. Für Beerdigungen stecken und binden sie Kränze, Sarg- oder Urnenschmuck und Kondolenzsträuße – für viele Hinterbliebene ist dies auch ein Teil der Trauerbewältigung.

Von Mode und Trends inspiriert

Auch die Floristik ist der Mode unterworfen, es gibt Trends und überraschende Styling-Ideen. Ein imposanter Blickfang und Publikumsliebling der Ausstellung ist ein kunstfertiger Raumschmuck in Form eines Bücherregals: Es greift thematisch die berühmte Bibliothek des Klosters auf.
In den Büchern sind Hohlräume, darin stecken Glasröhren mit langstieligen Blumen, die ein richtiges Blütenfeuerwerk in Pink, Rot, Violett, Blau, Orange und Gelb bilden. Der Clou: Die Bücher stammen aus einem Bücherflohmarkt, dessen Erlös an Obdachlose geht, gleichzeitig sind sie eine umweltfreundliche und nachhaltige Steckhilfe.
„Ich bin stolz auf unsere Prüflinge, die ihre Themenarbeiten hervorragend umgesetzt und präsentiert haben. Wir können sie mit einem richtig guten Gefühl ins Berufsleben entlassen“, freut sich Silke Wagner.