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Partnerschaft mit Potenzial: Das Mercosur-Abkommen
Geopolitische Umbrüche, wachsender Protektionismus – insbesondere in den USA – und der Zerfall multilateraler Handelsstrukturen stellen unsere Wirtschaft und vor allem das exportstarke Rheinland-Pfalz tagtäglich vor immense Herausforderungen. In diesem Spannungsfeld bietet das EU-Mercosur-Abkommen eine gute Möglichkeit, dem Trend entgegenzuwirken und Planungssicherheit zu schaffen.
Das Abkommen öffnet einen Markt mit über 700 Millionen Menschen und ermöglicht den Abbau von 90 Prozent der Handelszölle. Besonders die rheinland-pfälzische Wirtschaft würde profitieren: Die südamerikanischen Mercosur-Staaten bieten Rohstoffe, die für die europäische Energiewende unerlässlich sind, sowie eine junge und gut ausgebildete Bevölkerung. Europa wiederum liefert Maschinen, Fahrzeuge und Technologien, die in der Region stark nachgefragt werden. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe könnte den Wandel hin zu nachhaltigen Wirtschaftsmodellen fördern, gerade weil Umweltstandards und Klimaziele im Abkommen fest verankert sind.
Doch nach den Verhandlungen steht die eigentliche Herausforderung noch bevor: die Ratifizierung und Umsetzung des Abkommens. Natürlich gibt es Bedenken, etwa den stärkeren Wettbewerbsdruck auf die europäische Landwirtschaft. Doch diese Risiken sind aus unserer Sicht beherrschbar – durch Importquoten, Kompensationsfonds und eine kluge Umsetzung der Vereinbarungen.
Was Europa jetzt braucht, ist Entschlossenheit. Denn die Zeit drängt. China baut seine Präsenz in Südamerika konsequent aus und sichert sich Zugang zu strategischen Ressourcen. Ein Scheitern oder eine Verzögerung des EU-Mercosur-Abkommens würde die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen in der Region massiv gefährden. Dabei ist das Abkommen mehr als ein Handelsvertrag. Es ist ein Signal für offene Märkte, nachhaltige Entwicklung und starke Partnerschaften in einer zunehmend fragmentierten Welt. Europa hat die Chance, seine geopolitische und wirtschaftliche Position zu stärken – aber nur, wenn es jetzt handelt.
Susanne Szczesny-Oßing,
Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Koblenz
Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Koblenz
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Leiterin Bereich Kommunikation und Marketing

Katja Nolles-Lorscheider
Redakteurin und Pressearbeit, Social Media (Bereich Kommunikation und Marketing)