Unternehmensservice - Ausgaben 01-02 und 03-04/2024

Stimmen zum Tourismus

Das sagen tourismuspolitische Sprecher zur Zukunft des regionalen Tourismus.
Der Tourismus ist ein bedeutendes Standbein der Wirtschaft, er ist Umsatzbringer und Jobmotor. Eine attraktive Tourismus- und Freizeitinfrastruktur zahlt sich auch für Unternehmen anderer Wirtschaftszweige aus, denn sie steigert die Lebensqualität und trägt zu einer positiven Außenwahrnehmung der Region entscheidend bei. Wir haben die tourismuspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Landtagsfraktionen zu ihrer Sicht auf den Tourismus der Region befragt.
  • Frage 1: Die größten Herausforderungen für das rheinland-pfälzische Gastgewerbe sind?
  • Frage 2: Ist der Tourismus in Rheinland-Pfalz aus Ihrer Sicht ausreichend finanziert und wo sehen Sie Handlungsbedarf?
  • Frage 3: Wo verbringen Sie gerne einen Kurzurlaub in Rheinland-Pfalz?
  • zu 4: Bitte führen Sie den Satz weiter: Die Landestourismusstrategie 2025…
  • Frage 5: Welche Orte /Points of Interest (POIs) in Rheinland-Pfalz zeigen Sie Ihren Gästen gerne?
  • Frage 6: Welche rheinland-pfälzischen Produkte dürfen in Ihrem Kühlschrank/ Vorratsschrank nicht fehlen?
Jutta Blatzheim-Roegler
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
  1. Derzeit machen mir zwei Themen im Gastgewerbe Sorgen. Erstens: der Fach- und Arbeitskräftemangel. Mit dem modernen Fachkräfteeinwanderungsgesetz und dem Weiterbildungsgesetz haben Bund und Länder wichtige Weichen auf dem Weg zur Bekämpfung des Fachkräftemangels gestellt. Zweitens: die Digitalisierung der kleineren Hotel- und Gastronomiebetriebe im Land. Hier ist die gute Arbeit der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH zu nennen, die zahlreiche Projekte der Digitalisierungsoffensive im Land wie E-Coaches oder die E-Learning-Plattform TNWissen RLP umsetzt und die Digitalisierungsmanager auf regionaler Ebene unterstützt.
  2. Als Ampelkoalition haben wir die Landesmittel für den Tourismus in Rheinland-Pfalz Ende 2022 deutlich erhöht. Und somit eine gute Grundlage für die nachhaltige Entwicklung des Tourismus im Land geschaffen. Beim nächsten Landeshaushalt werde ich mich als Abgeordnete erneut für eine hinreichende Finanzierung des Tourismus einsetzen.
  3. Im Grunde wohne ich da, wo andere Urlaub machen: an der wunderschönen Mittelmosel, weshalb ich diese auch immer wieder gerne erkunde. Ansonsten zieht es mich für einen Tagesausflug in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald oder an die Maare in der Eifel.
  4. … wird mit großem Engagement von den beteiligten Akteuren umgesetzt und fortlaufend weiterentwickelt.
  5. Es gibt viele schöne und einzigartige Orte in Rheinland-Pfalz. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich meinen Gästen die Weinberge an der Mosel, den Nationalpark Hunsrück-Hochwald und Trier als älteste Stadt Deutschlands zeigen.
  6. Morgens frühstücke ich oftmals Müsli mit Joghurt von der regionalen Engelshof Molkerei. Ein engagierter und kreativer Familienbetrieb mit eigener Molkerei aus Hetzerath. Überhaupt bevorzuge ich regionale und saisonale Obst-, Gemüse- und Molkereiprodukte. Fleisch ist nicht immer in unserem Kühlschrank, aber hin und wieder genießen wir gerne auch ein Steak vom Metzger meines Vertrauens. Guter Wein oder Winzersekt, vorzugsweise von der Mosel, stehen für Gäste und den eigenen Bedarf selbstverständlich auch bereit.
Nina Klinkel, SPD
  1. Die Bewältigung des Fachkräftemangels, und die kluge Verbindung zwischen Tourismus und Gastro.
  2. Wir haben alleine in den letzten drei Jahren, 2023 inklusive, über 28,5 Mio. Euro in den Tourismus landesseitig investiert. Von Zuweisungen an Kommunen für touristische Vorhaben über Zuschüsse für Marketingmaßnahmen bis hin zu Zuschüssen für Investitionen an touristische Unternehmen. Wir haben eine Marke auf den Weg gebracht, haben die Härten der Pandemie versucht abzufedern. Konkreten Handlungsbedarf sehe ich in der Kanalisierung der Mittel. Dass der rheinland-pfälzische Tourismus zu heterogen ist, ist „common sense“. Der hört allerdings offenbar dort auf, wo es darum geht, dann Mittel zu verlagern. Die vorhandenen Mittel müssen nachhaltig und zielgerichtet eingesetzt werden. Nicht mit dem Gießkannenprinzip. Dazu gehört aber auch der Mut der Player im Tourismus abseits der Politik.
  3. Zu Hause in Rheinhessen. Denn tatsächlich gibt es dort immer was Neues zu entdecken.
  4. … ist ein Meilenstein des rheinland-pfälzischen Tourismus und muss weiter umgesetzt werden.
  5. Natürlich meine Heimatregion Rheinhessen, die für mich ein einziger POI ist. Am liebsten zeige ich den Westerberg in Ingelheim, dort ist ein Premium Wanderweg; die Möglichkeit zur Einkehr und der Blick ist atemberaubend schön. Und natürlich schaue ich auch mal in Mainz vorbei. Wenn ich im Land unterwegs bin, zeige ich im Mittelrheintal auch gerne die sagenumwobene Loreley, allerdings bin ich dann mit dem Rafting-Schlauchboot unterwegs. Das ist auf dem Rhein ein echtes Erlebnis. Im Hunsrück bin ich hoch und schwankend unterwegs: auf der Geierlay Hängeseilbrücke, in Trier zeige ich die älteste Stadt Deutschlands. In der Eifel kann man die Region zu Pferd entdecken, was ich mit sattelfesten Gästen schon ausprobiert habe. In der Pfalz kann man auch hervorragend Wein genießen, die Deutsche Weinstraße bietet reichlich Gelegenheit. Und vielleicht reicht die Zeit auch noch für einen Ausflug nach Speyer zur größten romanischen Domkirche der Welt.
  6. Als Rheinhessin antworte ich mit voller Überzeugung: Rotwein, Weißwein, Roséwein.
Petra Schneider, CDU
  1. Eine große Herausforderung – und dies ganz akut – ist die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie zum 1. Januar 2024. Hinzu kommen die schweren Rahmenbedingungen wie Inflation und Energiepreise. Diese machen nicht nur die Arbeit der Gastgeber schwieriger, sondern auch das Leben der Gäste. Viele Gastronomen berichten, dass sich Gäste zunehmend zurückhalten. Hinzu kommt der gravierende Fachkräftemangel, gerade im Gastgewerbe.
  2. Der regionale Tourismus behält seine herausragende Bedeutung als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige unseres Landes. Dies ist nicht überraschend, da Rheinland-Pfalz mit seiner vielfältigen landschaftlichen Schönheit, Abwechslungsreichtum und Gastfreundlichkeit viele Attraktionen bietet. Dennoch braucht der Tourismus Unterstützung der Politik, hier sei wieder an die Mehrwertsteuer erinnert. Es ist wichtig, dass die politischen Maßnahmen und Bürokratie nicht zusätzlich zu den bereits bestehenden Herausforderungen das Leben der Gastronomen erschweren. Es gilt, den gastronomischen Betrieben unterstützend zur Seite zu stehen und Maßnahmen zu ergreifen, die ihnen Erleichterung bieten, wo immer dies notwendig ist. Ein Beispiel ist die Digitalisierung. Hier gibt es noch viel zu tun. Touristiker vor Ort fühlen sich im Stich gelassen.
  3. Ich bin immer wieder gerne in der Eifel, einer der facettenreichsten Landschaften in Europa. Außerdem bin ich gerne in Trier, die Verbindung aus einer reichhaltigen Geschichte, kulturellen Schätzen und einem liebenswerten Charme.
  4. ... geht nicht weit genug. Die Tourismusstrategie berücksichtigt noch nicht alle Anforderungen. Ein landesweit einheitliches Zertifikat für Nachhaltigkeit der Betriebe wäre z. B. ein guter Schritt, um wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben. Unser Land hat viel zu bieten, aber wissen das auch potenzielle Besucher? Das Potenzial von Rheinland-Pfalz wird gegenwärtig nicht voll ausgeschöpft.
  5. Da gibt es viele Orte: Zum einen hätten wir das bezaubernde Mittelrheintal mit seiner schroffen, aber romantischen Landschaft und vielen liebenswerten Städten und Dörfern. Auch ein Besuch im sehens- und liebenswerten Ahrtal lohnt sich immer. Gerade nach der Flutkatastrophe freuen sich die Gastgeber des Ahrtals über jeden Besucher. Dann haben wir noch die Eifel mit tollen Möglichkeiten zum Wandern in einer einzigartigen Kulturregion.
  6. Mit dabei ist natürlich der Wein aus dem Ahrtal. Im Sommer zum Beispiel ein Blanc de Noir und im Winter gerne ein guter Spätburgunder. Gerade in der kälteren Jahreszeit gerne auch regionale Hausmannskost wie Döppekooche oder Sauerbraten. Eine Alternative ist natürlich immer ein Besuch in einem Restaurant. In Rheinland-Pfalz gibt es tolle Spezialitäten. Ein Beispiel sind die Felchen aus dem Laacher See, ein erstklassiger Speisefisch.
Stephan Wefelscheid
FREIE WÄHLER
  1. Die Übergabe erfolgreicher Betriebe an die nächste Generation, einhergehend mit Fachkräftemangel und enorm steigenden Kosten vor allem im Bereich Personal und Energie, zudem die Mehrwertsteuererhöhung. Es ist klar: Wir müssen das Gastgewerbe bei den jungen Menschen bekannter machen. Denn einen Beruf, den man nicht kennt, kann man nicht erlernen.
  2. Rheinland-Pfalz verkauft seine Schönheiten unter Wert und muss mehr investieren. Der Tourismus ist nicht ausreichend finanziert. Wir FREIE WÄHLER haben daher für den Haushalt 1,00 EUR pro Gast und Übernachtung als Förderung gefordert. Zudem muss der Tourismus im Land strukturell besser aufgestellt werden. Zentral ist dabei, dass die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH als eigenständig arbeitende und umfassend budgetierte Institution neu ausgerichtet wird.
  3. Eigentlich sage ich immer: „Wer Urlaub braucht, ist nicht belastbar!“ Das ist natürlich nur ein Spaß. Aber wenn ich ein paar Tage ausspannen möchte, bin ich gerne im Westerwald. Dort bin ich im Wald und mache Holz. Das erdet. Das entspannt und lädt den Akku auf. Für mich sind aber auch die Flusstäler allesamt immer eine Reise wert, gerade auch das Ahrtal. Dort wünsche ich den Menschen viel Kraft und Energie, nachdem wir im Untersuchungsausschuss im Landtag die Flutkatastrophe aufgearbeitet haben. Hierdurch habe ich auch die Ahr und ihre Menschen neu kennengelernt. Sie bauen zurecht ihre schöne Heimat wieder auf und heißen Gäste schon jetzt wieder gerne willkommen.
  4. … ist gescheitert. Zu glauben, mit einer nichtssagenden Marke und diversen Werbeaktionen das Problem lösen zu können, ist zu kurz gedacht. Was es braucht, ist den Tourismus im Land organisatorisch neu aufzustellen und nicht nur durch mehr Finanzmittel, sondern auch durch die Identifikation und Erschließung sogenannter Hot Spots attraktiver zu machen.
  5. Mit meinen Nichten habe ich jüngst das Geysir-Erlebniszentrum in Andernach besucht. Verbunden mit dem Erlebnis einer Schifffahrt auf dem Rhein und dem Bewundern des größten Kaltwasser-Geysirs der Welt in der Natur. Natürlich in meiner Heimatstadt Koblenz die Seilbahn, das Deutsche Eck und die Festung Ehrenbreitstein. Auch die Burg Eltz, Maria Laach, das römische Trier und die Natur im Westerwald sind Sehenswürdigkeiten, die man gezeigt haben muss!
  6. Das gute Bier aus Rheinland-Pfalz, als Lokalpatriot natürlich „Königsbacher“ aus Koblenz. Die Rieslinge von Mosel und Rhein ebenso. Kekse von Griesson/DeBeuklear aus Polch, als Nervennahrung im Landtag. Aber auch die gesunden Säfte von Eckes. Mainzer Handkäs und natürlich das leckere Fleisch und die Wurst von Tieren rheinland-pfälzischer Landwirte und traditioneller Metzger.
Steven Wink, FDP
  1. Wir haben im Gastgewerbe große Herausforderungen im Bereich der Fachkräfte. Alle Partner suchen Fach- und Arbeitskräfte und sind um die schlausten Köpfe bemüht.
  2. Ich denke, bevor wir über Finanzierung sprechen, benötigen wir die Umsetzung der Tourismusstrategie und die Bewertung der Struktur. Die Strukturen im Tourismus in Rheinland-Pfalz sind sehr kleinteilig und haben Doppelstrukturen. Wenn wir die Finanzströme bewerten wollen, müssen diese mit berechnet werden. Ansonsten lässt sich der Tourismus ressortübergreifend betrachten. Somit sind auch die Zahlungsströme ressortübergreifend zu betrachten. Hierzu gehören Infrastruktur, Verkehr, Tourismus, aber auch zum Beispiel die Innenstadtförderungen.
  3. Den Pfälzerwald, die Pfälzerwald Hütten, aber auch die Burgen und Schlösser unseres Landes.
  4. … hat sehr gute Ansätze zur Förderung und Stärkung des Tourismus und betrachtet die richtigen und nennenswertesten Ziele.
  5. Wir waren bisher sehr gerne in Urlaubsstätten an der Mosel und am Rhein, wie zum Beispiel in Leiwen oder Koblenz.
  6. Wein, Honig, Produkte der Hofläden der Bauern aus unserem Kreis.