Auswertung DIHK-Unternehmensbefragung

Krieg in der Ukraine und Sanktionen: Vier von fünf Betrieben betroffen

Eine DIHK-Umfrage zu den Folgen des russischen Angriffs für die deutsche Wirtschaft zeigt, dass vier von fünf Unternehmen in Deutschland die Auswirkungen der Sanktionen spüren. Die Strafmaßnahmen gegen Russland werden von den Unternehmen jedoch weitgehend mitgetragen.
„Selbst für die stark betroffenen Unternehmen ist Krieg keine Basis für Geschäfte”, berichtete Martin Wansleben bei der Präsentation der bundesweiten DIHK-Blitzbefragung unter 3.700 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen am 18. März.
Der Erhebung zufolge sehen sich 78 Prozent der Betriebe vom Krieg und seinen Auswirkungen geschäftlich betroffen. Im Detail berichten 60 Prozent der Unternehmen von Auswirkungen wie steigenden Preisen oder gestörten Lieferketten, 18 Prozent nennen direkte Folgen – etwa den Verlust von Kunden oder Lieferanten. Lediglich 22 Prozent der Unternehmen gaben an, sie spürten bislang keine Auswirkungen von Krieg und Sanktionen.
„Trotz dieser schmerzlichen Einbußen hören wir kaum Kritik an den verhängten Sanktionen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Über alle Branchen hinweg nennen neun von zehn Unternehmen höhere Energiekosten als spürbaren Effekt im eigenen Betrieb. „Dieser Effekt erreicht die gesamte Wirtschaft mit voller Wucht", so Wansleben. „Bereits vor dem Krieg haben rund zwei Drittel aller Unternehmen hier ein Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung gesehen."
Besonders alarmierend sind die Ergebnisse aus der Industrie: Drei Viertel der Industriebetriebe leiden unter Störungen in der Lieferkette und Logistik (Gesamtwirtschaft 61 Prozent), fast 90 Prozent unter fehlenden Rohstoffen und Vorleistungen (Gesamtwirtschaft 66 Prozent). Während nur 9 Prozent sich gar nicht betroffen sehen, spürt rund ein Drittel der Betriebe direkte Folgen von Krieg, Sanktionen und Gegensanktionen"– fast doppelt so viel wie in der Gesamtwirtschaft.
„Der schreckliche Krieg schlägt auch auf die deutsche Wirtschaft durch", so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Bereits zu Jahresbeginn waren wir wegen der hohen Energiepreise bei unserer Konjunkturprognose eher zurückhaltend. Nun herrscht in unserer auf Energie und Rohstoffe angewiesenen Industrie sowie bei Verkehr und Logistik eher Krisenstimmung. Konjunkturprognosen sind jetzt Makulatur."
Zwei Drittel der Unternehmen müssen angesichts ihrer Kostenklemme mit der Weitergabe von Preissteigerungen an Kunden reagieren. „Hier droht zusätzliches Inflationspotenzial", warnt Wansleben. Häufig genannt werden auch mehr Lagerhaltung (32 Prozent), Streichung oder Verschiebung von Investitionen (30 Prozent), Suche nach neuen Lieferanten und Personalanpassung (jeweils 21 Prozent).
Bei den direkt vom Krieg, Sanktionen und Gegensanktionen betroffenen Unternehmen nennen fast drei Viertel als konkrete Auswirkungen den Verlust von Geschäftspartnern und knapp die Hälfte Hindernisse im Zahlungsverkehr. 40 Prozent erleben eine erhöhte Rechtsunsicherheit. Mehr als ein Viertel der Betriebe muss einen Zahlungsausfall bei bereits gelieferter Ware verkraften.
(DIHK)
Hier finden Sie die regionale Auswertung für Nordhessen und den Kreis Marburg

Der Ukraine-Krieg hat enorme Auswirkungen auf die Unternehmen und ihre Beschäftigten in Nordhessen und dem Kreis Marburg. IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan betrachtet die Entwicklung mit Sorge, insbesondere, „dass die Anzahl der direkt betroffenen Unternehmen im IHK-Bezirk über dem Bundesdurchschnitt liegt”.