Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024

Auf dünnem Eis

Eine schleppende Nachfrage, Fachkräftemangel, hohe Kosten bei Energie und Personal, wachsende bürokratische Lasten und eine deutlich gestiegene Verärgerung über das Hin und Her in der Wirtschaftspolitik - die Stimmungslage in der regionalen Wirtschaft hat sich zum Jahresbeginn 2024 gegenüber dem vergangenen Herbst nur wenig verbessert. Im Branchen-durchschnitt ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 100 Indexpunkten im Herbst 2023 auf 107 Punkte zum Jahresbeginn 2024 angestiegen und ist damit noch weit von dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 126 Punkten entfernt. Die aktuelle Geschäftslage wird von den Unternehmen insgesamt minimal positiver bewertet als noch vier Monate zuvor. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate zeigen sich die Unternehmen zwar weniger pessimistisch als im vergangenen Herbst, sehen aber noch keine wirklichen Anzeichen für einen konjunkturellen Aufschwung. Um die Investitionsbereitschaft steht es daher nicht zum Besten. Vor allem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen entwickeln sich immer mehr zu einem Bremsklotz für unternehmerisches Handeln. Die Beschäftigung dürfte aufgrund der weiterhin trüben Geschäftsperspektiven und des in vielen Bereichen bestehenden Fachkräftemangels nur moderat zulegen.
Grafik
Der IHK-Konjunkturklimaindikator wird berechnet als geometrisches Mittel der Lage- und Erwartungssalden und stellt den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft dar. Der Indikator kann zwischen den Werten 0 und 200 schwanken. Je höher der auf der linken Achse dargestellte Wert, desto besser ist das Konjunkturklima. Die Lage- und Erwartungsindikatoren werden als Saldo aus den gewichteten positiven und negativen Antworten ermittelt. Sie sind auf der rechten Achse dargestellt.

Geschäftslage

Zum Jahresbeginn 2024 hat sich im Branchendurchschnitt die Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage nur minimal verbessert. Unverändert berichten 36 % der Unternehmen von (noch) gut laufenden Geschäften. 53 % der Betriebe melden eine zufriedenstellende Gesamtsituation (Herbst 2023: 50 %). Der Anteil der Unternehmen mit kritischem Geschäftsverlauf hat sich um 3 Prozentpunkte auf 11 % verringert. Gegenüber der Vorumfrage ist der Geschäftslagesaldo somit um 3 Punkte auf aktuell 25 Punkte gestiegen. Der Rückgang der Auftragseingänge hat sich in den vergangenen Monaten etwas abgeschwächt. Die Anteile der Unternehmen mit gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigenden bzw. fallenden Umsätzen hält sich mit je rund einem Drittel die Waage. Während sich die Lagebeurteilungen bei den Dienstleistern verbessert und in Industrie und Bau kaum verändert haben, hat in Groß- und Einzelhandel sowie dem Gastgewerbe die Zufriedenheit mit der eigenen wirtschaftlichen Situation abgenommen. Im Großhandel melden erstmals seit Sommer 2020 wieder mehr Unternehmen eine schlechte als eine gute Geschäftslage.

Geschäftserwartungen

Zum Jahresbeginn 2024 fällt der Blick auf die kommenden zwölf Monate nicht mehr ganz so pessimistisch aus wie im vergangenen Herbst, insgesamt bleibt die Skepsis in den Unternehmen jedoch weiter bestehen. Der Geschäftserwartungssaldo ist im Branchendurchschnitt von minus 18 Punkten auf aktuell minus 7 Punkte angestiegen. Hoffnung auf bessere Geschäfte hegen aktuell 21 % der Unternehmen nach zuvor 16 %. Der Anteil der Skeptiker ist von 34 % auf 28 % zurückgegangen. Mit Ausnahme des per Saldo positiv nach vorne schauenden Dienstleistungssektors liegen die Erwartungssalden der übrigen Wirtschaftszweige im negativen Bereich, besonders deutlich in Groß- und Einzelhandel. Top-Geschäftsrisiken sind aus Unternehmenssicht die Entwicklung der Inlandsnachfrage (64 %), der Fachkräftemangel (60 %), die hohen Arbeitskosten (51 %) und die Energiepreise (50 %). Deutlich angestiegen sind die Sorgen hinsichtlich der derzeitigen Wirtschaftspolitik. Mittlerweile stufen vier von zehn Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland als Geschäftsrisiko ein.
Grafik Geschäftsrisiken

Beschäftigung

Die zahlreichen Krisen des vergangenen Jahres haben auch auf dem Arbeitsmarkt ihre Spuren hinterlassen. Im Jahresdurchschnitt 2023 lag die Zahl der in der Region gemeldeten Erwerbslosen mit 23.783 um 9,6 Prozent über der des Vorjahres (plus 2.089 Personen). Die durchschnittliche Arbeitslosenquote stieg von 3,7 Prozent in 2022 auf 4,0 Prozent in 2023. Im Januar 2024 waren im IHK-Bezirk Karlsruhe 25.597 Personen erwerbslos gemeldet, 1.975 Personen bzw. 8,4 % mehr als im Vorjahresmonat und 1.417 mehr als im Vormonat (plus 5,9 %). Die Arbeitslosenquote lag bei 4,3 % (Baden-Württemberg: 4,2 %, Deutschland: 6,1 %). Die Zahl der der Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt gemeldeten offenen Stellen liegt aktuell bei 7.523, 611 Stellen weniger als im Januar 2023 (minus 7,5 %). Mit der etwas zurückgegangenen Skepsis hinsichtlich der Entwicklung ihrer Geschäfte denkt das eine oder andere Unter-nehmen wieder über die Einstellung zusätzlicher Beschäftigter nach. Zu Jahresbeginn 2024 plant jedes vierte Unternehmen eine Ausweitung der Personalkapazitäten, sofern es geeignete Kandidaten auf dem leergefegten Fachkräftemarkt findet.
Grafik Beschäftigungsabsichten

Investitionen

Das volatile konjunkturelle Umfeld, die mangelnde Verlässlichkeit bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die hohen Kosten am Standort Deutschland dämpfen die Investitionsneigung gewaltig. Der Saldo der Investitionsabsichten ist auf minus 13 Punkte weiter abgesackt. Nach derzeitigem Planungsstand wollen 21 % der Betriebe im laufenden Jahr mehr investieren. Immerhin 44 % der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben konstant halten. 24 % der Betriebe wollen ihre Investitionsbudgets (weiter) reduzieren, nach wie vor 11 % werden komplett auf Investitionen verzichten. Hauptinvestitionsmotiv bleibt die Ersatzbeschaffung (62 %). Die unternehmensinterne Digitalisierung voranzutreiben steht bei 51 % der Unternehmen im Fokus. Dritthäufigstes Investitionsmotiv sind Produkt- oder Prozessinnovationen (44 %). Umweltschutz und Energieeffizienzmaßnahmen plant derzeit nicht zuletzt infolge der erratischen Klima- und Umweltpolitik nur noch ein Drittel der Betriebe (nach 40 % im Herbst 2023). Angesichts der schwierigen Suche nach Fachkräften erwägen 28 % der Unternehmen weitere Rationalisierungsmaßnahmen. Immerhin noch fast jeder vierte Betrieb denkt über eine Erweiterung des Geschäftsbetriebes nach. Mehrfachnennungen waren möglich.
Grafik Investitionsabsichten
* Erläuterung der Trendaussagen in den Grafiken
Die Pfeile stellen die Gesamtveränderung zur Vorumfrage dar:
Horizontal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten bis +/- 5,0.
Schräg: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 5,0 bis +/- 10,0.
Vertikal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 10,0.

Industrie

In der regionalen Industrie haben zum Jahresbeginn 2024 sowohl die positiven als auch die negativen Aussagen zur Geschäftslage geringfügig abgenommen. 29 % der Industrieunter-nehmen bezeichnen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als gut (Herbst 2023: 30 %), 15 % der Betriebe nach zuvor 18 % sehen ihre Geschäftslage kritisch. Der Geschäftslagesaldo notiert somit bei 14 Punkten, 2 Prozentpunkte mehr als vier Monate zuvor. Der bereits seit dem Frühsommer 2023 per Saldo negative Trend bei der Umsatzentwicklung hat sich nochmals verstärkt. Nur noch 27 % der Unternehmen konnten ihre Inlandserlöse verbessern. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der Betriebe mit geringeren Inlandsumsätzen um weitere 4 Prozent-punkte auf 50 %. Das Auslandsgeschäft hatte dem nichts entgegenzusetzen: Der Auslandsumsatzsaldo ist von minus 3 Punkten im Frühsommer 2023 über minus 13 Punkte im Herbst 2023 auf minus 37 Punkte zum Jahresbeginn 2024 gefallen. Schnelle Besserung ist weiterhin nicht in Sicht, auch wenn der negative Trend beim Auftragseingang gestoppt zu sein scheint. Der Saldo aus steigenden und fallenden Auftragseingängen ist auf den Inlandsmärk-ten von minus 43 Punkten auf minus 24 Punkte, auf den Auslandsmärkten von minus 35 Punkten auf minus 15 Punkte gestiegen. Insofern behalten die Pessimisten weiter die Ober-hand: Ein Drittel der Industriebetriebe rechnet mit einem weiteren Rückgang der Geschäfte (Herbst 2023: 41 %), mit 16 % nur halb so groß ist der Anteil der Optimisten (Herbst 2023: 7 %). Darunter leiden auch weiterhin die Investitions- und Beschäftigungsplanungen.
Grafik Konjunkturklima Industrie

Exporterwartungen

Zu Jahresbeginn 2024 sehen 44 % der Industrieunternehmen in einer geringen Auslandsnach-frage ein Geschäftsrisiko. Vor dem Hintergrund des schwachen weltwirtschaftlichen Umfeldes und zunehmender geopolitischer Spannungen sind die Exporterwartungen der auslandsorientierten Industrieunternehmen weiterhin negativ. Derzeit rechnen nur 12 % der Unternehmen mit steigenden Exporten, mit 26 % mehr als doppelt so hoch ist der Anteil der Betriebe, die ein rückläufiges Auslandsgeschäft erwarten. Die schlechten Perspektiven betreffen alle großen Weltwirtschaftsregionen. Der Exporterwartungssaldo für die Eurozone liegt nun bei minus 21 Punkten (Herbst 2023: minus 25 Punkte). Auf den Märkten der sonstigen EU- und der EFTA-Staaten werden die Ausfuhrchancen nochmals schlechter eingeschätzt. Hier ist der Exporterwartungssaldo von minus 18 Punkten auf minus 24 Punkte gerutscht. Die Handelsbeziehungen mit UK werden nicht mehr ganz so kritisch gesehen wie im vergangenen Herbst. Der Saldo verbesserte sich um 7 Punkte auf minus 16 Punkte. Auch von den mehr und mehr regulierten asiatischen Märkte erwarten die Unternehmen vorerst keine positiven Impulse. Der Exporterwartungssaldo ist von minus 16 Punkten auf minus 4 Punkte zwar angestiegen, verbleibt aber damit im negativen Bereich. Ein kleiner Hoffnungsschimmer wird auf den nordamerikanischen Märkten gesehen.
Grafik Exporterwartungen nach Zielregionen

Großhandel

Der regionale Großhandel sieht sich zum Jahresbeginn 2024 verstärkt den Herausforderungen der konjunkturellen Schwächephase ausgesetzt. Die Kunden aus Industrie und Bau bauen eher ihre Vorräte ab, anstatt neue Waren zu bestellen. Erstmals seit Sommer 2020 ist der Geschäftslagesaldo nun ins Negative gerutscht (minus 6 Punkte nach plus 11 Punkten im Herbst 2023). Aktuell bezeichnen nur noch 18 % der Betriebe ihre Lage als gut, 24 % sind unzufrieden (Herbst 2023: 33 % bzw. 22 %). Knapp vier von zehn Unternehmen mussten im Geschäft mit ausländischen Kunden geringere Erlöse hinnehmen, auf den Inlandsmärkten traf diese Entwicklung 47 % der Betriebe. Die Ertragslage hat weiter nachgegeben. Zwar bezeichnen sie 21 % der Betriebe derzeit noch als gut, gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen in schlechter Kosten-Gewinnsituation in den vergangenen vier Monaten von 18 % auf 24 % angestiegen. Eine schnelle Besserung der Lage scheint angesichts der nach wie vor stark rückläufigen Bestelleingänge in weite Ferne gerückt. 42 % der Betriebe befürchten im laufenden Jahr schlechtere Geschäfte. Die Salden der Investitions- und Beschäftigungsabsichten sind deutlich ins Negative gefallen (minus 34 Punkte bzw. minus 18 Punkte).
Grafik Konjunkturklima Handel

Einzelhandel

Die bei vielen Verbrauchern gesunkene Kaufkraft und Konsumlaune belasten die Geschäfte der regionalen Einzelhändler. Zum Jahresbeginn 2024 hat die Bewertung der aktuellen Geschäftslage weiter nachgegeben. Ein deutlicher Anstieg der negativen Meldungen und der (wenn auch geringere) Rückgang der positiven Meldungen zur wirtschaftlichen Situation hat den entsprechenden Saldo von plus 22 Punkten auf plus 8 Punkte gedrückt. Vier von zehn Einzelhändlern melden gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum gestiegene Umsätze (mi-nus 9 Prozentpunkte). Gleichzeitig hat sich der Anteil der Unternehmen mit Erlösrückgängen von 28 % auf 32 % erhöht. Der Umsatzsaldo notiert derzeit bei plus 8 Punkten nach plus 28 Punkten vier Monate zuvor. Der Ertragslagesaldo ist von plus 28 Punkten auf plus 19 Punkte zurückgegangen. Sechs von zehn Betrieben beurteilen die aktuelle Ertragssituation als (noch) zufriedenstellend. Mehr als jeder zweite Betrieb bezeichnet das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden als zurückhaltend. Beim Blick auf die kommenden zwölf Monate rechnen nur 9 % der Unternehmen mit besseren Geschäften. 40 % der Betriebe befürchten hingegen einen negativen Geschäftsverlauf. Der Geschäftserwartungssaldo ist von minus 26 Punkten auf aktuell minus 31 Punkte weiter gefallen. Die Personalplanungen sind noch ausgeglichen, die Investitionspläne dagegen sehr zurückhaltend. 

Dienstleistungen

Positive Signale sendet der unternehmensnahe Dienstleistungssektor aus. Zum Jahresbeginn 2024 beurteilen 47 % der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, gegenüber dem Herbst 2023 ein Plus von 5 Prozentpunkten. Gleichzeitig hat sich der Anteil der kritischen Stimmen auf 6 % halbiert. Fast jeder zweite Betrieb meldet aktuell steigende Erlöse, etwa jedes fünfte Unternehmen berichtet von Umsatzrückgängen (Herbst 2023: 43 % bzw. 26 %). Der Umsatzsaldo kletterte somit um 10 Punkte auf plus 27 Punkte. Einem Anteil von 33 % der Unternehmen in guter Ertragslage steht ein Anteil von 10 % in kritischer Situation gegenüber. Die Nachfrage hat sich leicht erholt. Weniger Unternehmen melden Auftragsrückgänge, gleichzeitig etwas mehr eine Zunahme der Nachfrage. Im Gegensatz zu den anderen Hauptsektoren zeigt sich blickt der Dienstleistungssektor insgesamt optimistisch. Drei von zehn Unternehmen erwarten in der nächsten Zeit bessere Geschäfte, etwa jeder fünfte Betrieb befürchtet eine Verschlechterung. Deutlich expansiven Beschäftigungsplänen stehen per Saldo rückläufige Investitionsplanungen gegenüber. 
Grafik Konjunkturklima Dienstleistungen
Hohe Kraftstoffpreise, die Erhöhung der Lkw-Maut und Personalengpässe drücken die Geschäftslage im regionalen Transport- und Verkehrsgewerbe. Per Saldo verlief die Umsatzentwicklung negativ, insbesondere im grenzüberschreitenden Verkehr mussten die Unternehmen zunehmend Federn lassen. Die Schwäche der Industrie zieht auch die Auftragslage und damit die Kapazitätsauslastung in der Transport- und Logistikbranche nach unten. Die Salden der Geschäfts- und Umsatzerwartungen sowie die Investitionspläne bleiben negativ.
Der Bereich der Dienstleistungen für Unternehmen blickt zufrieden auf seine aktuelle Situation. Sowohl bei Geschäftslage, Umsätzen, Ertragslage und Auftragsvolumen hat der Anteil der kritischen Stimmen abgenommen. Fast jeder zweite Betrieb bezeichnet seine Geschäftslage als gut. Der Geschäftserwartungs- und der Umsatzerwartungssaldo sind von zuvor jeweils plus 2 Punkten auf plus 20 Punkte bzw. plus 25 Punkte angestiegen. Die Beschäftigungsabsichten haben deutlich angezogen und auch die Investitionsbudgets werden vermehrt aufgestockt.
Auch bei den ITK-Dienstleistern haben die Anteile der negativen Meldungen bei Geschäftslage, Umsätzen, Ertragslage und Auftragsvolumen deutlich abgenommen. Jeder zweite Betrieb bezeichnet seine Geschäftslage als gut, kaum ein Unternehmen ist unzufrieden. Der Blick in die Zukunft fällt daher relativ entspannt aus. Der Erwartungssaldo ist von plus 10 Punkten auf 22 Punkte geklettert. Personal wird verstärkt gesucht. Zurückhaltung legen sich die Unternehmen allerdings weiterhin bei den Investitionsentscheidungen auf.
Im regionalen Hotel- und Gaststättengewerbe ist der Anteil der positiven Meldungen zur Geschäftslage stabil geblieben, gleichzeitig hat sich der Anteil der unzufriedenen Stimmen fast verdoppelt. Der Lagesaldo ist von plus 27 Punkten auf plus 16 Punkte zurückgegangen. Die Umsatzkurve ist per Saldo gestiegen. Im laufenden Jahr erwarten die Betriebe eher eine Verschlechterung ihrer Situation. Massive Sorgen bereiten die hohen Preise für Energie und Lebensmittel und steigende Arbeitskosten. Investitionen werden bei der Mehrheit der Unternehmen erst einmal zurückgestellt.

Finanzdienstleistungen

Zum Jahresbeginn 2024 bewerten die regionalen Finanzdienstleister ihre aktuelle Geschäftslage im Branchendurchschnitt ähnlich gut wie im Herbst 2023. Die Versicherungswirtschaft meldet mehrheitlich gestiegene Beitragseinnahmen, vereinzelt kam es hier allerdings auch zu Rückgängen. Die Tendenz im Neugeschäft ist gleichbleibend bis steigend. Die Zahlungen für Schadensfälle sind per Saldo gesunken, die Ertragsentwicklung ist überwiegend zufriedenstellend. Im Kreditgewerbe konnten insgesamt wieder mehr Institute ihr Geschäftsvolumen ausweiten. Auch die Ertragslage hat sich deutlich verbessert. Im Privatkundengeschäft läuft die Kreditnachfrage angesichts der Zinsentwicklung auf Sparflamme. Auch Firmenkunden halten sich per Saldo weiterhin zurück. Die Vergabe von Investitionskrediten ist in den vergangenen Monaten weiter abgerutscht. Wieder angezogen hat hingegen die Vergabe von Betriebsmittelkrediten zur Sicherung der Liquidität bei Zahlungsengpässen. Die Mehrheit der Institute plant die Risikovorsorge zu erhöhen. Branchenübergreifend sind die Erwartungen an die nächsten Monate weiterhin uneinheitlich, tendenziell aber optimistisch. Die Investitionsbereitschaft hat merklich zugenommen.
Grafik Konjunkturklima Finanzdienstleistungen

Bauindustrie

In der regionalen Bauindustrie kommt es zum Jahresbeginn 2024 vermehrt zu kritischen Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage. Da sich aber auch der Anteil der Positivmeldungen leicht erhöht hat, verringert sich der Lagesaldo nur um 1 Punkt auf aktuell plus 20 Punkte. Ein Jahr zuvor lag er bei plus 65 Punkten. Gestiegene Bauzinsen, nach wie vor hohe Preise für Baumaterialien, ein Wirrwar um Energievorgaben und gekappte Fördermöglichkeiten haben viele private und institutionelle Bauträume platzen lassen. Die Bauproduktion ist per Saldo nochmals deutlich zurückgegangen. Die Abwärtsspirale bei der Auftragsentwicklung dreht sich weiter. Rasant wegbrechende Neuaufträge bereiten insbesondere den im Wohnungsbau tätigen Unternehmen massive Sorgen. Auch in den von öffentlichen Auftraggebern dominierten Sparten wie dem öffentlichen Hochbau sowie dem Straßen- und Tiefbau hat sich der Auftragsrückgang wieder verstärkt. Dennoch hat der Pessimismus nachgelassen. Ein merklicher Rückgang an skeptischen Aussagen hat den Geschäftserwartungssaldo von minus 43 Punkten im Herbst 2023 auf minus 20 Punkte zum Jahresbeginn 2024 ansteigen lassen. Mit minus 46 Punkten historisch schlecht bleibt der Investitionssaldo. Nur im Frühsommer 2009 war er noch tiefer gefallen.
Grafik Konjunkturklima Bauindustrie

Finanzlage zunehmend angespannt

Zunehmende Forderungsausfälle und höhere Hürden auf dem Weg zu Fremdkapital führen bei immer mehr Unternehmen zu einer bedenklichen Finanzlage. Während im Herbst 2023 noch 73 % der Betriebe von einer unproblematischen Finanzlage berichteten, sind es zu Jahresbeginn 2024 nur noch 62 %. 38 % hingegen schätzen ihre finanzielle Situation als problematisch ein. Im Hotel- und Gaststättengewerbe berichtet dies jeder zweite Betrieb.
Im Branchendurchschnitt nennen mittlerweile 22 % der Unternehmen die Finanzierung als ein Risiko für die eigenen Geschäfte (Vorumfrage: 20 %). Auffällig angestiegen ist die diesbezügliche Sorge in der Industrie von 16 % im Herbst 2023 auf aktuell 24 % und im Gastgewerbe von 23 % auf 28 %. Im Baugewerbe bezeichnet wie in der Vorumfrage fast ein Drittel der Betriebe die Finanzierungssituation als ein Risiko. 
Von 11 % auf 14 % angestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die mit zunehmenden Forderungsausfällen konfrontiert werden. Für 12 % der Betriebe hat sich der Zugang zu Fremdkapital erschwert, ein Anstieg um 4 Prozentpunkte. Wie im vergangenen Herbst berichten aktuell 12 % der Betriebe von Liquiditätsengpässen. Einen Rückgang des Eigenkapitals melden eben-falls 12 % der Unternehmen (Herbst 2023: 13 %). Der Anteil der Betriebe, die unter einer hohen Fremdkapitalbelastung ächzen, ist von 8 % auf 6 % zurückgegangen. Rund 1 % der Unternehmen in finanzieller Bedrängnis steht vor der drohenden Insolvenz. Mehrfachnennungen waren möglich.
Grafik Gründe für eine Problematische Finanzlage