FAQs: IHKLW-Umbau in Lüneburg

Die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg wird in den kommenden Jahren ihren Hauptsitz in Lüneburg durch eine Um- und Neubaumaßnahme erneuern. Fragen und Antworten dazu hier im Überblick:
Was möchte die IHK mit ihrem Weiterbau Am Sande erreichen?
Mit dem Weiterbau der IHK-Gebäude am Hauptsitz Am Sande in Lüneburg wollen wir die notwendige Infrastruktur schaffen, um in einer sich wandelnden Arbeits- und Wirtschaftswelt ein moderner Service-, Veranstaltungs- und Kommunikationsort zu sein. Unsere IHKLW soll weiterhin die „erste Adresse“ in Wirtschaftsfragen bleiben. Unser Haus soll auch zukünftig ein kreativer Ort bleiben, der von der Energie des Miteinanders leben und die Innenstadt Lüneburgs beleben wird. Nach der Sanierung wird unsere IHKLW mit 6.000 Quadratmetern etwa 30 Prozent mehr Nutzfläche aufweisen. Dieser Zuwachs bedeutet vor allem mehr Räumlichkeiten für Veranstaltungen: Im Erdgeschoss ist zum Beispiel ein offener und flexibler Begegnungsraum geplant, der sich als multifunktionales Veranstaltungszentrum für IHK-Prüfungen, - Veranstaltungen und -Beratungen sowie für Externe nutzen lässt. Außerdem wird unsere IHKLW nach der Sanierung ein noch attraktiverer Begegnungs- und Arbeitsort für Mitgliedsunternehmen, für das IHKLW-Ehrenamt und für IHKLW-Mitarbeitende sein. Im Moment sind viele Flure unseres Hauses wie Sackgassen und bieten sehr wenig Flexibilität und kaum offene Kommunikationszonen. Durch den Neubau eines Querriegels werden auf den Etagen Rundläufe möglich und wir schaffen im Zentrum des Gebäudes Kreativräume und Zonen für ungezwungene Begegnungen inmitten barrierefreier, moderner Arbeitswelten.
Wäre eine Generalsanierung des Bestandsgebäudes nicht ausreichend?
Das Gebäude war weit von aktuellen baulichen Standards entfernt. Eine Generalsanierung wäre die deutlich schlechtere Lösung gewesen. Im Jahr 2012 kam eine Schätzung des erforderlichen Aufwandes zur technischen Sanierung und energetischen Modernisierung auf einen Betrag von 3,5 Millionen Euro. Angesichts dieses Sanierungsumfangs entschied das damalige Präsidium zu prüfen, unter welchen Bedingungen und zu welchen Kosten am Standort „Am Sande“ nicht nur saniert und modernisiert, sondern die IHKLW für die künftigen Anforderungen von Mitgliedern, Ehrenamt und Mitarbeitern fit gemacht und weiterentwickelt werden könnte. Dazu wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Ziele waren die Bewältigung der Sanierungsaufgaben, eine Verbesserung der Nutzungsqualität sowie eine Erweiterung der Nutzungsfläche um mindestens zehn Prozent. Das Ergebnis des Ideenwettbewerbs verdeutlichte, dass diese Ziele als Paket nur durch Abriss und Neubau der Erweiterungsbauten aus den frühen 1970er Jahren sowie des Logier-Hauses aus dem Jahr 1914 erreicht werden könnten. Im Gegensatz zu den beiden ikonischen Kopfbauten aus dem Jahr 1548 stehen diese Gebäudeteile nicht unter Denkmalschutz.
Wir schaffen neue Flächen und flexible Räume für Veranstaltungen. Und wir gestalten einen zeitgemäßen Ort der Begegnung – dank des veränderten Grundrisses: weg vom V-Grundriss hin zu der „Rundläufigkeit“ durch einen Trapez-Grundriss. Davon profitieren unsere Kundinnen und Kunden sowie die ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden unserer IHKLW. Das Haus wird zeitgemäß, barrierefrei und funktional gestaltet sein – und unter allen Aspekten nachhaltigen Bauens geplant. Wir streben eine Klimaneutralität des Gebäudes mit möglichst geringen CO2-Emissionen an.
Der Auszug aller Mitarbeitenden aus dem Lüneburger Gebäude erfolgte im Dezember 2022. Seitdem steht das Gebäude leer. Was passiert da gerade?
Wir haben das Jahr 2023 genutzt, um einen sogenannten Sondierungsrückbau durchzuführen. Hierfür wurden sämtliche nicht tragenden Gebäudeeinrichtungen sowie Wand- und Deckenbekleidungen entfernt. Wie zu erwarten, war das angesichts einer Schadstoffbelastung nicht trivial: Asbeste und andere krebserregende Kunststoffe wurden in einem gesicherten Schleusenverfahren entfernt und abtransportiert. Das haben wir – auch um die Grapengießerstraße nicht mit einer Baustelleneinrichtung zu belasten – Schritt für Schritt gemacht.
Nachdem alle Ein- und Vorbauten entfernt waren, wurde deutlich, dass weitere Untersuchungen zur Qualität des Tragwerkes und der Mauern nötig waren. Auch ein komplettes 3D-Aufmaß aller Gebäudeteile war erforderlich, da die alten Bauzeichnungen nicht mit der Realität übereinstimmten. Ein Holzgutachten ermittelte massive Schädigungen im bestehenden Tragwerk des Altbaus. Hier steht eine denkmalgerechte Sanierung an.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Nachdem im Frühjahr 2022 der Grundsatzbeschluss für das Projekt stand, erfolgten alle vorbereitenden Planungen. Im Dezember 2022 zogen wir dann mit unseren Mitarbeitenden in das Leuphana-Gelände “Campus Volgershall”. Durch die oben erwähnten vielen Prüf- und Gutachtenschritte gelang es uns leider nicht, bereits im Jahr 2023 Bauantragsreife zu erreichen. Wir streben diesen Schritt im Frühjahr 2024 an. Wollten wir ursprünglich gerne Ende 2025 wieder in das Gebäude Am Sande zurückkehren, gehen wir aktuell von einem Verzug von vier bis sieben Monaten aus.
Benötigt die IHK auch künftig derartige Veranstaltungsflächen wie heute?
Ja. Schon jetzt reichen die Räume bei weitem nicht aus, um alle Prüfungen, Seminare und Lehrgänge, Informationsveranstaltungen und sonstige Events in den eigenen Räumlichkeiten der IHKLW durchzuführen. Öffentliche Räume der Begegnung in Präsenz halten wir auch in Zeiten der Digitalisierung für dringend geboten. Deswegen ist es angezeigt, ein funktional vielfältiges Veranstaltungszentrum zu haben. Wir wollen Treffpunkt und Zentrum für unsere regionale Wirtschaft sein.
GroßerSaal-LG
Ist der Trend zum mobilen Arbeiten bei der Nutzerbedarfsanalyse berücksichtigt worden? Bedarf es überhaupt weiterhin solcher Gesamtflächen wie heute?
Mobiles Arbeiten und damit auch Home-Office haben sich auch bei uns etabliert. Deshalb planen wir für 80 Prozent unserer knapp über 100 Mitarbeiter*innen Arbeitsplätze vor Ort ein. Überschüssige Büroflächen werden wir voraussichtlich an andere Institutionen oder Unternehmer*innen vermieten.
Außerdem verkleinern wir die bisherigen Büroflächen in Anbetracht der Home-Office-Bedarfe und -Wünsche unserer Mitarbeiter*innen.
Kombibüro
Wird das New-Work-Konzept eine Rolle spielen?
Ja. Wir sehen den Weiterbau als Chance, die Mitglieder- und Mitarbeiter*innen-Kommunikation zu verbessern – und moderne Arbeitswelten zu schaffen. New Work bezieht sich in unserem Verständnis auf mehr als die Einrichtung von modernen Arbeitsplätzen. Es geht um eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit. Diesem Ansatz hat sich unsere IHKLW schon länger verschrieben. Mit größter Aufmerksamkeit verfolgen wir die Entwicklungen in diesem Feld und lernen. Intern gibt es eine Arbeitsgruppe aus IHKLW-Mitarbeiter*innen, die sich mit Fragen der künftigen, modernen Zusammenarbeit auseinandersetzen. Das Einrichtungs- und Nutzungskonzept der künftigen Büroflächen wird sich aus dieser Haltung zur gemeinsamen Zusammenarbeit ergeben.
Loungebereich
Besprecher
Warum baut die IHK nicht einfach auf der „grünen Wiese“?
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde 2020 die Realisierung des zuvor erarbeiteten Raum- und Funktionsprogramms am bisherigen Standort Am Sande mit einem Alternativstandort am Rande der Innenstadt verglichen. Dieser Alternativstandort war zuvor im Rahmen einer Bestenauswahl aus drei möglichen Varianten ausgewählt worden. Insgesamt also ein aufwändiges, mehrstufiges Verfahren. Im Ergebnis entschied die IHK-Vollversammlung im Dezember 2020, die Vorplanung und die Ermittlung des Kostenrahmens für die Realisierung der neuen IHKLW am bisherigen Standort in Auftrag zu geben.
Neben den Vorteilen eines Neubaus bei Planung und Umsetzung hat die Vollversammlung auch berücksichtigt, eine IHK keine gesellschaftsferne Institution ist und auf Sichtbarkeit und Dialog angewiesen ist. Auf dem markanten Platz „Am Sande“ kann die IHK als Repräsentanz der Wirtschaft besser wirken. Auch ein Rathaus als Repräsentanz der Bürger*innen steht nicht auf der grünen Wiese, sondern im Herzen der Stadt. Die Vollversammlung hat zudem die wichtige Signalwirkung einer bedeutenden Zukunftsinvestition für die Innenstadtwirtschaft betont.
Wenn Sie Vermietfläche berücksichtigen, warum bauen Sie dann nicht gleich kleiner?
Nach der Sanierung wird unsere IHKLW mit 6.000 Quadratmetern etwa 30 Prozent mehr Nutzfläche aufweisen. Dieser Zuwachs geht vor allem auf ein Plus von Räumlichkeiten für Veranstaltungen zurück. Das ist eine bewusste Entscheidung für einen Service-, Veranstaltungs- und Kommunikationsort, der die Lüneburger Innenstadt beleben wird. Zudem bietet der Weiterbau mit dem zusätzlich geschaffenen Raum uns die nötige Flexibilität, um das Objekt in den kommenden Jahrzehnten an sich wandelnde Aufgaben anzupassen.
Wie wird das Risiko am Standort eingeschätzt, dass es zu archäologischen Funden und damit zu deutlichen Bauverschiebungen kommt?
Die drei für den Weiterbau vorgesehenen Gebäudeteilen wurden samt Keller im vorigen Jahrhundert erstellt. Es wurde also schon mal gegraben. Wir erhalten zudem einen Großteil der bestehenden Kellersohle. Gleichzeitig integrieren wir das neu hinzu erworbene Gebäude Grapengießerstraße 51; dort wird auch der Keller erneuert. Deswegen ist im November das Grabungsteam des Lüneburger Stadtarchäologen gestartet. Ergebnisse erwarten wir für März 2024.
In einem Video (entstanden am 12. Januar 2024) spricht Stadtarchäologe Tobias Schoo über die aktuell laufenden Ausgrabungsarbeiten:
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Gehören eigentlich alle Gebäude(-bestandteile) der IHKLW?
Mittlerweile fast alle. Nur das Frontgebäude mit dem kleineren Giebel, Am Sande 2, ist Eigentum eines Hamburger Unternehmers (sog. “Zelle-Haus”). Das Gebäude Grapengießerstraße 51 wurde von der IHK im Februar 2022 im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages erworben. Ferner hat die IHK Anfang März 2022 von der Hansestadt Lüneburg den in der Heiligengeiststraße vorhandenen Arkadengang (öffentlicher Fahrradstellplatz) erworben. Es ist vorgesehen, diesen Arkadengang in den Weiterbau zu integrieren. Mit der Stadt wurde vereinbart, dass die 27 entfallenden Fahrradstellplätze standortnah an anderer Stelle errichtet werden.
Besitzt die IHK in Lüneburg weitere Flächen außer Am Sande?
Ja. Das Seminargebäude und der Parkplatz, gelegen an der Ritterstraße 7, gehören der IHKLW.
Wie wird das Gebäude aussehen?
Die Gebäudeansicht ist dem Entwurf vom Studio Andreas Heller Architects & Designers aus Hamburg zu entnehmen. In enger Abstimmung mit der Hansestadt Lüneburg, dem Denkmalschutz und den Nachbarn wurde ein Bebauungskonzept erarbeitet, das sowohl dem räumlich-funktionalen Anspruch eines modernen Büro- und Verwaltungsgebäudes gerecht wird als auch das historische städtebauliche Umfeld würdigt. Der Entwurf sieht einen Weiterbau auf der bestehenden Gebäudesubstanz vor, der sich hinter den denkmalgeschützten Fassaden des Gebäudes am Sande 1 behutsam in das bestehende Ensemble zwischen Grapengießerstraße und Heiligengeiststraße einbettet. Das von der IHKLW angemietete denkmalgeschützte Gebäude Am Sande 2 wird auch zukünftig an den Neubau angebunden.
Wie ist die denkmalerische Sicht auf das Gebäudeensemble?
Alle Planungen und Schritte werden in enger Abstimmung mit der Stadt Lüneburg umgesetzt. Dabei werden natürlich alle denkmalschutzrelevanten Aspekte berücksichtigt. Insbesondere bleiben alle Fassaden und Bauten aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Alle anderen Gebäudeteile, die allesamt aus dem 20. Jahrhundert stammen, unterliegen keinen Auflagen und werden rückgebaut.
Gibt es die Möglichkeit der Nutzung von Photovoltaik bzw. anderer nachhaltiger energetischer Versorgung?
Wir prüfen in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und mit Energiespezialist*innen die Möglichkeiten von solar- und geothermischen Anlagen. Wir streben den sogenannten Low- bzw. Useful-Tech-Ansatz an. Das heißt: Das Gebäude soll möglichst mit einfachen, sehr dauerhaften und ressourcenschonenden baulichen Komponenten ganzjährig die Bedürfnisse aller Nutzer*innen erfüllen.
Wie wird der Neubau finanziert?
Der von der Vollversammlung, dem ehrenamtlichen Entscheidungsgremium der IHKLW, im Februar 2022 beschlossene Kostenrahmen beträgt 25 Millionen Euro. Neun Millionen Euro stehen uns als Eigenmittel zur Verfügung. Der Rest wird durch Fremdmittel festverzinslich über einen Zeitraum von 30 Jahren finanziert. Die Zinskonditionen wurden im April 2022, also vor der Zinswende, gefixt und sind im jetzigen Vergleich günstig. Wir planen außerdem auch Mieterträge aus Büroflächen und dem Veranstaltungszentrum ein. Es werden keine Beitragserhöhungen nötig sein, um die Zins- und Tilgungsleistungen zu erbringen.
Wer gibt das Budget frei? Wie ist die Beteiligung des Ehrenamts gesichert?
An der Spitze der IHKLW steht die Vollversammlung. Das Parlament der Wirtschaft ist das Sprachrohr der regionalen Wirtschaft – und besteht aus ehrenamtlich tätigen Vertreter*innen aller Branchen und Landkreise des IHKLW-Bezirks. Die Freigabe der Budgets, die Kostenrahmen und die jährlichen Wirtschaftspläne liegen in den Händen der Vollversammlung. Außerdem ist die IHKLW-Vollversammlung an der Entscheidungsfindung, Planung und Umsetzung des Baus ganz konkret in Form eines Bauausschusses beteiligt. Der Bauausschuss setzt sich aus bauerfahrenen IHK-Mitgliedern zusammen, die aktuell Mitglied der Vollversammlung sind oder es früher waren.
Die Baukosten schwanken aktuell beträchtlich. Wie wird mit ausufernden Kostensteigerungen umgegangen?
Der Kostenrahmen und die Kostenschätzungen berücksichtigen bereits Baukostensteigerungen während der voraussichtlich zweieinhalbjährigen Bauzeit. Außerdem ist im Finanzierungskonzept ein Risikobudget eingeplant.
Unterliegt die IHK dem Vergaberecht mit entsprechenden Fristen und Friktionen?
Die IHKs unterliegen als selbst finanzierte Körperschaften öffentlichen Rechts nicht direkt dem öffentlichen Vergaberecht. Die Vollversammlung hat im Jahr 2013 für die IHKLW eine Beschaffungssatzung erlassen, die sich am öffentlichen Recht orientiert. Diese wurde im Dezember 2023 im Vorgehen bei Bauaufträgen präzisiert: So wurden Beschaffungsschwellen und zugehörige Vergabeverfahren definiert sowie ein Vergabegremium, eine verhandlungsführende Person und die Abstimmung mit dem Bauausschuss festgelegt.