Konjunkturbericht Braunschweig-Wolfsburg 4. Quartal 2024

Gesamtwirtschaft Region Braunschweig-Wolfsburg

2024-04-WOB- Allgemeine-Konjunkturlage
Die insgesamt unbefriedigende Geschäftslage, die weiterhin pessimistischen Geschäftsprognosen sowie die strukturellen Probleme des heimischen Wirtschaftsstandortes wirken sich auch auf die Investitionsbereitschaft der regionalen Wirtschaft aus. Diese bleibt nicht nur ausgesprochen verhalten, sondern hat sich zwischen Herbst und Winter sogar noch einmal verschlechtert.
Aktuell beabsichtigen 38 Prozent der befragten Betriebe, ihre Investitionsbudgets zu kürzen. Eine Ausweitung ihrer Investitionen erwarten dagegen nur 22 Prozent der Unternehmen. Hinzu kommt, dass der Großteil der geplanten Investitionen lediglich der Beschaffung von Ersatzbedarf dient. Auf Wachstum ausgerichtete Investitionen zur Produktinnovation und Kapazitätserweiterung stehen dahinter deutlich zurück. Dabei ist der Investitionsbedarf grundsätzlich ausgesprochen hoch, denn ohne umfassende Investitionen werden die Herausforderungen der Digitalisierung oder der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz kaum zu bewältigen sein. Insofern muss die anhaltende Investitionsschwäche der heimischen Wirtschaft nachdenklich stimmen.
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Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich schon seit längerer Zeit ein Stück weit vom Konjunkturgeschehen entkoppelt, da die meisten Unternehmen sehr darum bemüht sind, ihre wertvollen Fachkräfte trotz aller konjunkturellen und strukturellen Probleme zu halten. Mittlerweile schlagen die Belastungen aber auch auf die Beschäftigungsplanungen durch. So beabsichtigen derzeit nur noch zwölf Prozent der Betriebe, ihren Personalbestand auszubauen. Mehr als jedes vierte Unternehmen rechnet jedoch damit, die Anzahl seiner Mitarbeiter reduzieren zu müssen.
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Industrie

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Die Industrie, die mehr als alle anderen Wirtschaftszweige internationaler Konkurrenz ausgesetzt ist und daher in besonderem Maße unter den deutschen Standortschwächen zu leiden hat, steckt weiter fest in der Krise. Darüber kann auch der Anstieg des sektoralen Konjunkturklimaindikators um zehn Punkte auf den immer noch ausgesprochen mäßigen Wert von 72 nicht hinwegtäuschen. Die geschäftliche Lage der produzierenden Betriebe hat sich vom Herbst zum Winter sogar noch einmal verschlechtert. Momentan berichten gerade einmal sechs Prozent der Hersteller von guten Geschäften. Über einen schlechten Geschäftsverlauf klagt dagegen ein knappes Drittel. Der Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen beträgt demnach – 26, womit er immer tiefer in den Minusbereich rutscht.
Noch viel schwieriger ist die Lage in der energieintensiven Industrie. Hier beträgt der Saldo aus positiven und negativen Lagebeurteilungen – 60. Dies zeigt, dass die Rentabilität energieintensiver Produktionen wegen anhaltend hoher Energiepreise immer stärker unter Druck gerät. Zudem hadern zahlreiche Industriebetriebe mit ihren Umsätzen und Erträgen. Und frühere Auftragsreserven sind mittlerweile größtenteils abgearbeitet. Auch wenn die Ordertätigkeit der in- und ausländischen Industriekunden zuletzt ein wenig angezogen hat, bleibt sie im Großen und Ganzen träge. Immerhin fällt die Vorausschau der regionalen Industrie auf die künftige Geschäftsentwicklung nicht mehr ganz so pessimistisch aus wie noch im Vorquartal. Hierauf gründet sich auch der erwähnte Anstieg des sektoralen Konjunkturklimaindikators. Ungeachtet dessen dominiert bei den Geschäftsprognosen aber weiterhin die Skepsis.

Einzelhandel

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Der starke winterliche Anstieg des Konjunkturklimaindikators im Einzelhandel ist vor dem Hintergrund des extrem niedrigen Ausgangsniveaus aus dem Vorquartal zu betrachten. Auch wenn die Einzelhändler hinsichtlich Geschäftslage und Geschäftserwartungen seit dem Herbst einen Schritt nach vorn machen konnten, bleibt die Stimmung gedämpft. Insgesamt scheint das Weihnachtsgeschäft aber zumindest für Teile der Branche einigermaßen zufriedenstellend verlaufen zu sein. Auch vorangegangene Sonderaktionen rund um den „Black Friday“ oder den „Cyber Monday“ konnten vor allem im Internet- und Versandhandel die Umsätze ankurbeln. Dies führt dazu, dass derzeit wieder 15 Prozent der Einzelhändler ihre geschäftliche Situation als gut bezeichnen. Knapp zwei Drittel empfinden sie wenigstens noch als befriedigend, mehr als jeder fünfte Händler berichtet hingegen von schlecht laufenden Geschäften.
Die Konsumneigung der Handelskunden ist zuletzt wieder etwas angestiegen. Eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas ist allerdings nach wie vor nicht in Sicht, da die Verunsicherung der Verbraucher angesichts zahlreicher schlechter Nachrichten aus der Wirtschaft tief sitzt. Zwar sind mittlerweile die Teuerungsraten ebenso wie die Zinsen auf dem Rückzug, die in den zurückliegenden Jahren stark gestiegenen Lebenshaltungskosten haben das verfügbare Einkommen der Konsumenten aber erkennbar geschmälert. Und so zeigt sich der Ausblick der Händler auf die Geschäfte im Jahr 2025 zwar verbessert, mehrheitlich aber immer noch eher trübe.

Großhandel

2024-04-WOB-Indikatoren-Grosshandel
Auch die eingetretene Erholung des sektoralen Konjunkturklimaindikators für den Großhandel muss in Relation zu seinem außerordentlich niedrigen Vorquartalsstand gesehen werden. Im Herbst war der Indikator auf einen historischen Tiefstwert gefallen. Seither konnte die Branche ihre Umsätze und Erträge zwar stabilisieren, allerdings auf weiterhin geringem Niveau. Wie schwierig die Situation nach wie vor ist, zeigen die Rückmeldungen der Großhändler zu ihrer geschäftlichen Lage. Aktuell berichten gerade einmal zwölf Prozent der Grossisten über gut laufende Geschäfte. Weniger als die Hälfte der Betriebe bezeichnet ihre Situation als befriedigend, 40 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage hingegen als schlecht.
Natürlich kann sich auch der Großhandel der anhaltenden Konjunkturflaute nicht entziehen. Entsprechend zögerlich fällt das Bestellverhalten seiner Kunden aus. So leidet der produktionsbezogene Großhandel unter der trägen Industriekonjunktur, den konsumnahen Großhandel trifft die immer noch verbreitete Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Vielfach haben die eingetretenen Preissteigerungen einen Rückgang der Nachfrage bewirkt. Die Hoffnung auf eine Normalisierung des Geschäftsverlaufs ist zum Jahreswechsel zwar wieder etwas angewachsen, sie bleibt aber verhalten. So bezeichnen immer noch 42 Prozent der Großhändler ihre Geschäftsaussichten für 2025 als schlecht. Von einer gleichbleibenden Entwicklung gehen nun immerhin 57 Prozent aus. Bessere Geschäfte werden allerdings nur im Einzelfall erwartet.

Dienstleistungen

2024-04-WOB-Indikatoren-Dienstleistungen
Obwohl der sektorale Konjunkturklimaindikator für die Dienstleistungswirtschaft einige Punkte gutmachen konnte, ist die Stimmung der Branche weiterhin nur als mäßig zu bezeichnen. Zwar fallen die Rückmeldungen der Dienstleister zu ihren Umsätzen, Erträgen und Auftragseingängen aktuell etwas besser aus als im Vorquartal, eine nachhaltige Erholung ist jedoch noch nicht erkennbar. Momentan bewertet ein gutes Viertel der Dienstleister seine Geschäftslage als gut. Mehr als die Hälfte sieht sie als befriedigend an, ein knappes Fünftel hadert hingegen mit seiner Situation. Immerhin ist der Dienstleistungssektor mit diesem Feedback derzeit der einzige an der Umfrage beteiligte Wirtschaftszweig, bei dem die geschäftlichen Lagebeurteilungen per Saldo in den Positivbereich hineinreichen.
Von langjährigen Durchschnittswerten ist die Branche aber immer noch weit entfernt. Vielen unternehmensbezogenen Dienstleistern fehlen die Aufträge der heimischen Industrie- und Gewerbekunden und auch die personenbezogenen Dienstleister spüren die Zurückhaltung ihrer Klienten. Angesichts des trägen Geschäftsumfelds blickt die Branche mit merklicher Skepsis auf die Geschäftsentwicklung im angebrochenen Jahr. Nur 15 Prozent der befragten Betriebe glauben, dass 2025 eine geschäftliche Aufhellung bringen wird. Gleichbleibende Geschäfte erwarten immerhin 43 Prozent. Ein fast ebenso großer Anteil rechnet jedoch mit einer geschäftlichen Eintrübung. Insgesamt dürfte die nähere Zukunft also auch für die Dienstleister herausfordernd bleiben.