Konjunkturbericht Nordostniedersachsen 1. Quartal 2024

Gesamtwirtschaft Nordostniedersachsen

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Sinkende Inflationsraten und teilweise rückläufige Energiepreise haben der regionalen Wirtschaft zuletzt zwar etwas Erleichterung verschafft, die grundlegenden Rahmenbedingungen für die Unternehmen bleiben jedoch heikel. Die Kosten für Energie und Vorprodukte sind immer noch hoch und auch die Kosten für den Faktor Arbeit steigen spürbar an. Hinzu kommt die gewachsene Zinsbelastung. Dagegen herrscht auf der Nachfrageseite weiter Zurückhaltung. Dies gilt zum einen für den Konsum, der bisher noch nicht nachhaltig von der robusten Arbeitsmarktlage und den Einkommenssteigerungen im Zuge der jüngsten Tarifabschlüsse profitiert hat. Zum anderen gilt dies für die Investitionsgüternachfrage, die nur für begrenzte Impulse sorgen kann
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In der regionalen Wirtschaft bleibt die Investitionsneigung durchwachsen. 38 Prozent der Unternehmen in Nordostniedersachsen beabsichtigen, weniger zu investieren und nur 18 Prozent planen ihre Investitionen zu steigern. Aus guten und schlechten Bewertungen ergibt sich daraus ein Saldo von minus 20, der auf dem niedrigen Niveau des Vorquartals verharrt und sogar zehn Punkte unter dem Wert vor einem Jahr liegt. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass ein Großteil der Investitionen lediglich der Beschaffung von Ersatzbedarf sowie der Rationalisierung dient. Auf Wachstum ausgerichtete Investitionen zur Produktinnovation und Kapazitätserweiterung stehen dahinter zurück.
Neben konjunkturellen Gründen drücken auch grundlegende strukturelle Probleme auf das Investitionsklima. Der allgegenwärtige Arbeits- und Fachkräftemangel, der enorme Anpassungsdruck im Zuge der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz, starke Belastungen durch überbordende Bürokratie und neue Gesetzesvorgaben, Erschwernisse für den Export durch die Zunahme geopolitischer Krisen und die Auswirkungen der fortschreitenden außen- und sicherheitspolitischen Polarisierung lassen eine prekäre Gemengelage entstehen, die der heimischen Wirtschaft nach wie vor kräftig aufs Gemüt schlägt.
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Industrie

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Zwar konnte der sektorale Konjunkturklimaindikator für die Industrie acht Punkte gutmachen, eine durchgreifende Stimmungsaufhellung ist damit aber nur bedingt verbunden. Der Anstieg des Konjunkturklimaindikators der Industrie ist auf die positive Beurteilung der aktuellen Geschäftslagezurückzuführen. Momentan berichten 39 Prozent der Hersteller von guten und 47 Prozent von zumindest befriedigenden Geschäften. Über einen schlechten Geschäftsverlauf klagen dagegen nur 14 Prozent. Ungeachtet dessen dominiert bei den Geschäftsprognosen aber weiterhin die Skepsis. Lediglich 12 Prozent der Industriebetriebe hoffen auf bessere Geschäfte im weiteren Jahresverlauf, 54 erwarten eine gleichbleibende Entwicklung. Mit geschäftlichen Einbußen in den kommenden zwölf Monaten rechnet hingegen jedes dritte Produktionsunternehmen.
Die befragten Unternehmen haben klar benannt, was sich ändern muss. 70 Prozent der Industriebetriebe fordern von der Politik Verlässlichkeit und ein Ende der richtungslosen Berliner Wirtschaftspolitik, die zu wenig Orientierung für anstehende Investitionsentscheidungen bietet. 46 Prozent benötigen niedrigere Energiepreise, damit sich ihre Investitionen im Inland lohnen. 39 Prozent knüpfen Investitionen an eine Reduzierung von bürokratischen Belastungen. Und für 36 Prozent sind Steuererleichterungen sowie für 20 Prozent kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren Voraussetzung für eine Auflösung des Investitionsstaus.
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Einzelhandel

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Das Konjunkturklima im Einzelhandel bleibt trotz des leichten Anstieges des sektoralen Indikatorwertes um vier Punkte trübe. Ausgehend von einem niedrigen Niveau haben sich die Umsätze und Erträge in Teilen der Branche stabilisiert, bleiben aber mehrheitlich unter Druck. Schwer hat es dabei keineswegs nur der stationäre Handel, auch im Online-Handel wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel. Vor allem der Absatz langlebiger Konsumgüter gestaltet sich derzeit mühsam.
Die inzwischen gesunkenen Inflationsraten und die zu erwartenden oder bereits eingetretenen Lohnzuwächse haben die Konsumlaune der Kunden bisher nur in geringfügigem Maße anstacheln können. Stattdessen bleibt die Kaufzurückhaltung der Verbraucher angesichts multipler Krisen und der daraus resultierenden Verunsicherung bestehen. Und so fallen die geschäftlichen Lagebeurteilungen der Einzelhändler eher trostlos aus. 23 Prozent der Handelsunternehmen berichten von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage aus, 61 Prozent verzeichnen gleichbleibende Geschäfte und nur 16 Prozent der Befragten vermeldet bessere Geschäfte. Die Geschäftsprognosen sind zwar nicht mehr so pessimistisch wie im Vorquartal, dennoch erwartet nur jeder zehnte Einzelhändler bessere Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten. Jeder dritte Einzelhandelsbetrieb rechnet zukünftig mit Geschäftseinbußen.
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Großhandel

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Obwohl der sektorale Konjunkturklimaindikator um einige Punkte zulegen konnte, tritt der Großhandel auf der Stelle. Dies zeigen die Rückmeldungen der Branche zu ihrer geschäftlichen Lage. Aktuell berichtet nicht einmal jeder sechste Grossist über gut laufende Geschäfte. 30 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Situation als befriedigend, 54 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage jedoch als schlecht. Natürlich kann sich auch der Großhandel der allgemeinen Konjunkturflaute nicht entziehen. Entsprechend zögerlich fällt das Bestellverhalten der seiner Kunden aus. Weite Teile des Wirtschaftszweiges sind hiervon betroffen. So leidet der produktionsbezogene Großhandel unter der trägen Industriekonjunktur, den konsumnahen Großhandel trifft dagegen die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher. In der Folge sind die Umsätze und Erträge der Branche unter Druck geraten.
Hoffnung auf Besserung war im zurückliegenden Winter kaum vorhanden. Zum Frühjahr hin ist sie zwar erkennbar angewachsen, bleibt aber dennoch verhalten. Dies zeigen die Prognosen für die Geschäfte im weiteren Jahresverlauf. Demnach bewertet mit 58 Prozent mehr als die Hälfte der Großhändler ihre geschäftlichen Aussichten als schlecht. Ein gutes Viertel geht zumindest von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Bessere Geschäfte erwartet dagegen nur jedes siebte Großhandelsunternehmen.
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Dienstleistungen

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Der branchenbezogene Konjunkturklimaindikator für die Dienstleistungswirtschaft ist um 18 Punkte auf jetzt nur noch 82 Punkte gesunken und die Stimmung unter den Dienstleistern ist gedämpft. Die geschäftliche Lage der Branche zwischen Winter und Frühjahr hat gelitten. Umsätze, Erträge und Auftragseingänge zeigen lediglich eine geringe Dynamik. In der Folge bewerten derzeit nur noch 15 Prozent der Dienstleister ihre geschäftliche Lage als gut. Gut die Hälfte sieht sie als befriedigend an. 27 Prozent hadern hingegen mit ihrer Situation. Von den langjährigen Durchschnittswerten für die Dienstleistungswirtschaft sind sie aber weit entfernt.
Angesichts des trägen Geschäftsumfelds bleiben auch die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im weiteren Jahresverlauf verhalten. So glauben nur 16 Prozent der befragten Dienstleistungsbetriebe an eine geschäftliche Aufhellung. Gleichbleibende Geschäfte erwarten immerhin 44 Prozent. 40 Prozent rechnen jedoch mit einer geschäftlichen Eintrübung. Per Saldo sehen also auch die Dienstleister schwierigen Zeiten entgegen.
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