Konjunkturbericht Nordostniedersachsen 4. Quartal 2022

Gesamtwirtschaft Nordostniedersachsen

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Die derzeitige Energiekrise erfasst die regionale Wirtschaft in ihrer ganzen Breite. 97 Prozent sehen sich von den hohen Energiepreisen substanziell betroffen. Dem begegnen mehr als 76 Prozent der befragten Betriebe durch Maßnahmen zum Energiesparen. 43 Prozent investieren in Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz. 14 Prozent weichen auf andere Energieträger aus. Vier Prozent geben an, wegen des hohen Energiepreisniveaus ihre Produktion beziehungsweise ihr Angebot zu reduzieren. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland ziehen zwei Prozent – in der Industrie fünf Prozent –in Erwägung.   
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Die Investitionsbereitschaft der regionalen Wirtschaft ist angestiegen, bleibt jedoch auf einem niedrigen Niveau. Aktuell gehen 23 Prozent der Unternehmen von einer Ausweitung ihrer Investitionsbudgets aus, 45 Prozent wollen bestehende Pläne unverändert umsetzen. Allerdings planen immerhin noch 32 Prozent der Betriebe, ihre Investitionen zusammenzustreichen. Mit Vorsicht lösen die befragten Unternehmen das Bremspedal bei ihren Beschäftigungsplanungen.  
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Industrie

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Zum Anstieg des sektoralen Konjunkturklimaindikators für die Industrie haben sowohl die günstigeren Lagebeurteilungen als auch verbesserte Geschäftserwartungen beigetragen. Momentan kann ein Viertel der Hersteller von guten Geschäften berichten, gut die Hälfte empfindet sie zumindest als befriedigend. Über einen schlechten Geschäftsverlauf klagen nur 21 Prozent. In der Industrie haben sich die Lieferkettenprobleme und Materialengpässe zwar nicht aufgelöst, aber zumindest reduziert. Viele Unternehmen konnten ihre Aufträge in den vergangenen Monaten wegen Material- und Fachkräftemangels nicht abarbeiten und verfügen daher immer noch über ein recht komfortables Auftragspolster. Dies erweist sich als nützlicher Puffer, zumal die aktuelle Ordertätigkeit zwar besser als im Herbst, aber nach wie vor doch eher zäh ausfällt. Die Industrie ist aufgrund ihrer Energieintensität Hauptbetroffene der aktuellen Energiekrise. Praktisch alle Industriebetriebe bemühen sich darum, Energie zu sparen oder effizienter zu nutzen. Dennoch müssen sechs Prozent der  Hersteller ihre Produktion wegen der hohen Energiepreise drosseln. Und fünf Prozent der Industrieunternehmen beschäftigen sich sogar mit einer Verlagerung ihrer Fertigung ins Ausland. Vor diesem Hintergrund fallen die geschäftlichen Prognosen der regionalen Industriekapitäne für das angebrochene Jahr zwar weniger düster aus als im Vorquartal, bleiben aber immer noch ausgesprochen verhalten. So rechnen lediglich sechs Prozent der Industriebetriebe für 2023 mit besseren Geschäften – wirtschaftliche Einbußen fürchten dagegen 42 Prozent.
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Einzelhandel

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Der winterliche Anstieg des Konjunkturklimaindikators im Einzelhandel ist vor dem Hintergrund seines extrem niedrigen Ausgangsniveaus aus dem Vorquartal zu betrachten. Wenngleich auch die Einzelhändler im Hinblick auf ihre Geschäftslage und ihre Geschäftserwartungen seit dem Herbst einen Schritt nach vorn machen konnten, bleibt die Stimmung gedrückt. Die hohen Teuerungsraten und vor allem die drastisch gestiegenen Energiekosten schmälern weiterhin das verfügbare Einkommen für den Konsum. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher trifft dabei nicht nur den stationären Handel, sondern auch den Online-Handel. Wenigstens ist für Teile der Branche das Weihnachtsgeschäft noch einigermaßen zufriedenstellend verlaufen. Zudem haben sich die zuvor bestehenden Lieferschwierigkeiten mit Handelsware zumindest abgeschwächt. Dies führt dazu, dass derzeit 7 Prozent der Einzelhändler ihre geschäftliche Situation als gut bezeichnen. 76 Prozent empfinden sie wenigstens noch als befriedigend, mehr als jeder sechste Händler berichtet hingegen von schlecht laufenden Geschäften. Da die erwähnten schwierigen Rahmenbedingungen für die Branche fortbestehen, zeigt sich der Ausblick der Händler auf die Geschäfte im Jahr 2023 zwar verbessert, insgesamt aber immer noch sehr trübe.60 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Dagegen rechnen lediglich 2 Prozent der Handelsunternehmen mit besseren Geschäften. Entsprechend zurückhaltend fallen auch die Investitions- und Personalplanungen des regionalen Einzelhandels aus.
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Großhandel

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Der regionale Großhandel ist bisher recht ordentlich durch die jüngste Krisenzeit gekommen. Auch im Winter bleiben die Rückmeldungen der Großhändler zu ihrer Geschäftslage auf stabilem Niveau. Aktuell berichten 35 Prozent der Betriebe von gut laufenden Geschäften. Knapp die Hälfte bewertet ihre geschäftliche Situation immerhin als befriedigend. Nur ein gutes Sechstel der Grossisten klagt über schlechte Geschäfte. Da die Lieferschwierigkeiten der Hersteller mittlerweile etwas nachgelassen haben, konnte der Großhandel seine eigene Lieferfähigkeit zuletzt wieder erhöhen. Hierzu hat auch eine verstärkte Lagerhaltung ihren Beitrag geleistet. Der Ausblick des Großhandels auf das Jahr 2023 fällt zwar nicht mehr ganz so pessimistisch aus wie noch im Vorquartal, bleibt aber weiterhin von Skepsis geprägt. Die krisenbedingte Verunsicherung zieht sich dabei nach wie vor durch weite Teile der Branche. So bangt der produktionsbezogene Großhandel um das Wohlergehen seiner Industriekunden, den konsumnahen Großhandel sorgt hingegen die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Insgesamt erwartet für das angebrochene Jahr nur 1 Prozent der Großhandelsunternehmen bessere Geschäfte. Während 43 Prozent von einem gleichbleibenden Verlauf ausgehen, beurteilen 56 Prozent der Grossisten ihre Geschäftsaussichten als schlecht. Hiermit korrespondierend bleiben auch die Investitions- und Beschäftigungspläne der Großhändler zurückhaltend.
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Dienstleistungen

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Im Dienstleistungssektor hat sich das Konjunkturklima zuletzt wieder erkennbar aufgehellt. Ursächlich hierfür sind die günstigeren Geschäftsaussichten. Allerdings ist auch hier das niedrige Ausgangsniveau des Vorquartals in Rechnung zu stellen. Von dem Niveau, das vor Ausbruch des Ukraine-Krieges oder auch vor der Coronapandemie herrschte, ist die Dienstleistungskonjunktur noch weit entfernt. Derzeit bewerten 27 Prozent aller Dienstleister ihre Geschäftslage als gut, 64 Prozent sehen sie als befriedigend an. Nur 9 Prozent der Betriebe sind mit ihrer Situation unzufrieden. Positiv zu vermerken ist, dass es in einzelnen Dienstleistungszweigen wie der Gastronomie oder der Tourismus-, Freizeit- und Veranstaltungswirtschaft Aufholeffekte gegeben hat. Allerdings werden diese durch den allgegenwärtigen Personalmangel, steigende Arbeitskosten infolge des Mindestlohns, die schwindende Kaufkraft der Endkunden und die stark erhöhten Energiekosten eingebremst. Die Geschäftserwartungen der Dienstleister haben sich erholt. Mit einer geschäftlichen Aufhellung in den kommenden Monaten rechnen inzwischen 31 Prozent, eine Eintrübung sehen dagegen 42 Prozent voraus. Die Dienstleister zeigen damit unter allen betrachteten Branchen die größte Zuversicht und forcieren damit einhergehend auch wieder ihre Investitions- und Beschäftigungsplanungen.
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