Konjunkturbericht Nordostniedersachsen 2. Quartal 2022

Gesamtwirtschaft Nordostniedersachsen

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Da die Negativtrends sowohl bei der geschäftlichen Lage als auch bei den Geschäftsaussichten in erster Linie auf die kriegs- und coronabedingten Preisschübe und Lieferkettenprobleme zurückzuführen sind, suchen 90 Prozent heimischen Unternehmen hierzu Lösungsmöglichkeiten in Form verschiedener betrieblicher Maßnahmen. Wer kann, gibt Preiserhöhungen zumindest teilweise an seine Kunden weiter. 79 Prozent der befragten Betriebe nutzen diese Möglichkeit. 60 Prozent der Unternehmen begegnet der derzeitigen Misere mit einer Erhöhung der Lagerhaltung und 68 Prozent mit der Suche nach neuen bzw. zusätzlichen Lieferanten. Personelle Anpassungen wie Kurzarbeit, Abbau von Überstunden, aber auch die Reduzierung des Personalbestandes sind eine Option für 13 Prozent der Betriebe. 8 Prozent erwägen als Ersatz für schwer verfügbare Vorprodukte auch den Einsatz von alternativen oder recycelten Materialien. Eine Verlagerung der Produktion an neue Standorte ziehen zwar nur 4 Prozent der Befragten in Erwägung – da ein solcher Schritt allerdings mit erheblichen regionalwirtschaftlichen Negativeffekten verbunden wäre, erfordert auch dieser relativ geringe Wert Beachtung.
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Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Wirtschaftsraum Nordostniedersachsen war bereits nach Beginn des russischen Angriffskriegs im Frühjahr auf Talfahrt gegangen. Aktuell sorgen die Ungewissheit über den weiteren Kriegsverlauf, seine möglicherweise dramatischen Auswirkungen auf die Energieversorgung in Deutschland, die Inflation und steigende Zinsen für ein außergewöhnlich hohes Maß an Verunsicherung. Die Investitionsneigung der regionalen Wirtschaft ist daher auf dem mäßigen Niveau des Frühjahrs verblieben. Aktuell beabsichtigt knapp ein Viertel der befragten Unternehmen, seine Investitionsbudgets auszuweiten. Dagegen beabsichtigt ein Drittel, die Investitionstätigkeit zu verringern. Damit einhergehend fahren die Betriebe auch ihre Personalplanungen wieder leicht zurück.
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Industrie

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Der sektorale Konjunkturklimaindikator für die Industrie ist aktuell um 12 Punkte abgesackt. Das geht sowohl auf die Einschätzung der gegenwärtigen Geschäftslage als auch auf die erwarteten Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten zurück. Auch im Sommer ist vor allem der Blick auf die Geschäfte in den kommenden Monaten immer noch von erheblichem Pessimismus geprägt. Lediglich 5 Prozent der Industriebetriebe rechnen mit besseren Geschäften. Gut ein Drittel erwartet immerhin eine gleichbleibende Entwicklung, geschäftliche Einbußen fürchten jedoch 61 Prozent. Die vorherrschende Skepsis ist verständlich, da die Industrie Hauptbetroffene der aktuellen Lieferengpässe und Preisanstiege bei Energie, Rohstoffen, Vorprodukten und Einsatzmaterialien ist. 90 Prozent der produzierenden Betriebe berichten von stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen und sehen darin ein erhebliches Risiko für ihr Geschäft. Die Sorge vor einer der Unterbrechung der Energie- und vor allem der Gasversorgung hängt wie ein Damoklesschwert über der Branche. Schon jetzt beurteilt die regionale Industrie ihre Geschäftslage erkennbar schlechter als noch im Vorquartal. Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen drücken auf die Umsätze und Erträge. Dennoch vermelden derzeit immer noch 27 Prozent der Industrieunternehmen eine gute Geschäftslage. Über schlechte Geschäfte klagen 28 Prozent.
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Einzelhandel

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Mehr noch als die gesamte Wirtschaft rutscht speziell der Einzelhandel von einer Krise in die nächste. Nach den erheblichen Belastungen im Zuge der Corona-Pandemie sind es nun die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die die Händler unter Druck setzen. Die Inflation und hierbei vor allem die dramatisch steigenden Energiekosten schmälern die Kaufkraft der Verbraucher. Folglich vermelden die Einzelhändler erneut einen deutlichen Rückgang der Konsumneigung ihrer Kunden sowie sinkende Umsätze und Erträge. Überdies kämpft auch der Handel mit Lieferschwierigkeiten, so dass er die Wünsche seiner Kunden mitunter nur mit längeren Wartezeiten und in Einzelfällen sogar überhaupt nicht erfüllen kann. All dies führt dazu, dass derzeit nur 14 Prozent der Einzelhändler ihre geschäftliche Situation als gut bezeichnen. 61 Prozent empfinden sie wenigstens noch als befriedigend, jeder vierte Einzelhändler berichtet hingegen von schlecht laufenden Geschäften. Da eine Besserung der Situation kaum absehbar erscheint, hat sich auch der Ausblick des Handels auf die Geschäfte im weiteren Jahresverlauf nochmals eingetrübt. Knapp drei Viertel erwarten eine Eintrübung ihrer Geschäftslage, eine gleichbleibende Entwicklung prognostiziert nur noch ein Fünftel. Bezeichnend für die gedrückte Stimmung ist, dass lediglich 5 Prozent der befragten Handelsunternehmen in den kommenden Monaten mit besseren Geschäften rechnet. Entsprechend defensiv fallen auch die Investitions- und Personalplanungen des regionalen Einzelhandels aus.
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Großhandel

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Auch im Großhandel hat sich das Konjunkturklima merklich verdüstert. Dabei ist ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Die gegenwärtige Geschäftslage wird im Sommer von 53 Prozent besser bewertet als noch im Frühjahr. Allerdings erwarten nur 9 Prozent bessere Geschäfte in den kommenden Monaten. Denn auch der Großhandel leidet unter den Lieferengpässen der Hersteller. Mehr als drei Viertel der Befragten berichten von längeren Wartezeiten auf bestellte Ware. Fast alle befragten Grossisten vermelden höhere Einkaufspreise, die aber von einer großen Mehrheit von über 80 Prozent an die Kunden weitergegeben werden können. Um ihrerseits lieferfähig bleiben zu können, erhöhen fast zwei Drittel der Großhandelsbetriebe ihre Lagerhaltung. Gestörte Lieferketten, Preisexplosionen und kriegsbedingte Verunsicherung führen auch im Großhandel dazu, dass der Ausblick auf die Geschäftsentwicklung im weiteren Jahresverlauf von wachsender Besorgnis geprägt ist. Nur noch 9 Prozent der Großhandelsunternehmen erwarten in den kommenden zwölf Monaten bessere Geschäfte. Während 38 Prozent von einem gleichbleibenden Verlauf ausgehen, beurteilt mehr als die Hälfte der Grossisten die Geschäftsaussichten als schlecht.
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Dienstleistungen

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Im Dienstleistungssektor ist der Konjunkturklimaindex zum Sommer nur um 3 Punkte zurückgegangen. Ins Minus gerissen wird die Dienstleistungskonjunktur durch eingetrübte Geschäftserwartungen. Darin spiegelt sich die eingetretene Verunsicherung hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine wider. Auch der Wegfall von Restriktionen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, unter denen einzelne Dienstleistungszweige wie die Gastronomie oder die Tourismus-, Freizeit- und Veranstaltungswirtschaft stark gelitten hatten, kann diesen dominierenden Effekt nicht kompensieren. Derzeit bewertet nur noch ein knappes Viertel aller Dienstleister die Geschäftslage als gut, knapp zwei Drittel sehen sie als befriedigend an. Elf Prozent der Betriebe sind mit ihrer Situation unzufrieden. Diese Entwicklung korrespondiert mit dem Feedback der Dienstleister zu ihren Umsätzen, Erträgen und Auftragseingängen. Dass sich auch die Dienstleister auf schwierige Zeiten vorbereiten müssen, verrät deren ausgesprochen skeptischer Blick nach vorn. Nur noch jeder fünfte Dienstleister rechnet in den kommenden Monaten mit einer geschäftlichen Aufhellung. 38 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte und 42 Prozent prognostizieren eine geschäftliche Eintrübung.
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