2023: Zentren stärken
Das urbane Leben in den Innenstädten verändert sich in rasantem Tempo. Die von der Coronapandemie geprägten Jahre 2020 und 2021 haben vor Augen geführt, wie eng Stadtentwicklung und Innenstadtbelebung mit gesellschaftlichen Entwicklungen verbunden sind. In unserer IHKLW-Position “Zentren stärken” (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 425 KB) formulieren wir die Forderungen der IHKLW zur Stärkung der Innenstädte.
Nicht zuletzt die Zunahme des Onlinehandels hat zu hohen Leerständen in den Innenstädten geführt. Daneben haben auch große Filialisten Flächenbereinigungen vorgenommen, die die Innenstädte vor große Herausforderungen stellen. In vielen Städten der Region setzen sich Politik, Verwaltung, IHK, Werbegemeinschaften, Händler und Gastronomen sowie weitere Innenstadtakteure bereits intensiv mit der Zukunft ihrer Innenstadt auseinander, in der der Handel nicht mehr als alleiniger Anziehungspunkt fungiert. Klar ist: Es gibt nicht die eine Innenstadtstrategie oder das eine Patentrezept für die Innenstadtentwicklung. Vielmehr braucht es für jede Stadt individuelle Lösungen, die an die lokalen Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst sind. Hier läuft die Zeit, aus der Konzeptphase in die Umsetzung zu kommen.
Es sind für die Innenstadt der Zukunft mutige Entscheidungen und viele (kleine und große) Schritte gefordert. Dabei sind gewohnte Wege zu hinterfragen und neue Wege zu beschreiten. Lange wurde über die Entwicklung der Innenstädte nicht mehr so diskutiert, wie seit der Corona-Pandemie. Das ist gut, denn es hat gezeigt, wie wichtig das Thema in vielerlei Hinsicht ist und gleichzeitig, wie groß die Sorge war, dass die „Wohnzimmer“ unserer Kommunen destabilisiert werden oder gar verloren gehen könnten.
Die breite Diskussion auf gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Seite seit nunmehr drei Jahren wurde und wird von den niedersächsischen Industrie- und Handelskammern ausdrücklich begrüßt und konstruktiv begleitet. Die Innenstädte und Ortskerne in unserer Region und damit die gesamte Innenstadtwirtschaft sind nach wie vor einer tiefgreifenden Umwälzung unterworfen, die durch die Corona-Krise und zuletzt die Folgen des Angriffs auf die Ukraine beschleunigt und verstärkt worden ist. Zusätzlich zu den bekannten Herausforderungen, wie der immer mächtigeren Bedeutung des E-Commerce, dem anhaltenden Trend zur Filialisierung, vielerorts mangelnden Investitionen in den öffentlichen Raum, sowie der Nachfolge-Problematik bei inhabergeführten Betrieben, insbesondere im ländlichen Raum, kamen durch den russischen Angriff auf die Ukraine verstärkt Lieferkettenprobleme, teils leere Regale, eine Verteuerung der Rohstoffe und Konsumgüter sowie sinkende Kundenfrequenzen aufgrund der Inflation hinzu, die immer noch anhalten. Die (drohende) Schließung von größeren „Ankern“ und Frequenzbringen, wie zuletzt mehrerer Filialisten aus dem Modebereich sowie von Karstadt Galeria Kaufhof stellt die Zentren zusätzlich vor enorme städtebauliche Herausforderungen.