Projekt Hamburg/Bremen-Hannover
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Das Großprojekt Hamburg/Bremen-Hannover dient der Stärkung und Verbesserung der Schieneninfrastruktur in ganz Norddeutschland. Mit Blick auf den IHK-Bezirk sind vor allem die Kapazitätserweiterung auf der Strecke Hamburg über Lüneburg, Uelzen und Celle nach Hannover sowie der Ausbau der sogenannten „Amerika-Linie“ von Langwedel (Weser) über Soltau, Uelzen und Salzwedel nach Stendal von Bedeutung.
Die Planungen für die Strecke Hamburg-Hannover blicken dabei auf eine mittlerweile jahrzehntelange Historie mit unterschiedlichen Ideen, Zielen und Planungsansätzen zurück – ohne dass sich die Infrastruktur in dieser Zeit bislang maßgeblich verbessert hätte.
Angefangen mit der Idee, zwischen den Großstädten einen besseren und schnelleren Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) zu ermöglichen, über die Ausrichtung auf eine leistungsfähigere Hinterlandanbindung der norddeutschen Seehäfen bis hin zu einer Kapazitätserweiterung für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in den Metropolregionen rund um Hamburg, Bremen und Hannover reichten die mit den Ausbauvorhaben verbundenen Ziele. Heute vereint das Projekt Hamburg/Bremen-Hannover alle diese Ziele in einem Großprojekt. Der Ausbaubedarf ist stetig gewachsen, der Handlungsdruck entsprechend groß.
Denn: Die Schieneninfrastruktur gilt insbesondere auf der Relation Hamburg-Hannover als überlastet. Die Zugfrequenz und die derzeitige Infrastrukturkapazität wirken sich entsprechend negativ auf die Betriebsqualität aus, Verspätungen sind in dieser Pendlerregion an der Tagesordnung. Die ohnehin hoch belastete Infrastruktur wird zudem wenig effizient genutzt, da sich schnelle Personenfernverkehre, mittelschnelle Regionalverkehre und vergleichsweise langsame Güterverkehre die bestehenden Gleise teilen müssen. Dies wirkt sich negativ auf alle Verkehre aus. Der Deutschlandtakt, die Ausweitung des Regionalverkehrsangebotes und die Stärkung des Hamburger Hafens durch eine zuverlässige und leistungsfähige Schienenanbindung zeigen Erweiterungsbedarfe auf allen Seiten.
Für die Wirtschaft im IHK-Bezirk nehmen die folgenden drei Leitgedanken eine herausgehobene Bedeutung ein: Mehr Kapazitäten für den Güterverkehr und eine Stärkung der Hinterlandanbindung des Hamburger Hafens, ein spürbarer Ausbau des Regionalverkehrs für die Pendler in der Region sowie eine attraktive Fernverkehrsanbindung von Lüneburg, Uelzen und Celle auch in Zukunft.
Mit dem größten Rangierbahnhof Europas in Maschen hat der Hamburger Hafen eine starke Basis für eine leistungsfähige Hinterlandanbindung auf der Schiene. Abseits der Haupttrassen ergänzen mehrere Strecken privater Schieneninfrastruktur das Angebot in der Region und schließen Unternehmensstandorte an das übergeordnete Schienennetz an. Die multimodale Anbindung von Gewerbestandorten wird somit gesichert.
Als Teil der Metropolregionen Hamburg und Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg dient der Regionalverkehr insbesondere den Pendlerinnen und Pendlern in der Region. Der Bedarf zeigt sich in zwei Richtungen. Zum einen profitieren die Unternehmen in der Fläche vom Arbeitnehmerangebot in den Metropolen. Die Regionalverkehre in der Region stellen sicher, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Unternehmen im ländlichen Raum erreichen. Zum anderen dient der ländliche Raum in Umgebung der Metropolen heute vielfach als günstigerer Wohnraum und belebt damit die kleineren Städte und Ortschaften, während der Arbeitsplatz beispielsweise in Hamburg, Hannover, Braunschweig oder Wolfsburg zu finden ist.
Der Anschluss an den Schienenpersonenfernverkehr trägt entscheidend zur Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes bei, sichert damit die unmittelbare überregionale Erreichbarkeit und ist für die Wirtschaft auch in Zukunft unerlässlich. Insbesondere für Geschäftsreisen ist ein gesicherter Fernverkehrshalt am Standort von Bedeutung. Die IHKLW fordert dershalb, dass die mittelgroßen Städte entlang der Strecke Hamburg-Hannover, also Lüneburg, Uelzen und Celle auch in Zukunft unmittelbar über ein attraktives Fernverkehrsangebot verfügen. Wolfsburg muss ebenfalls ICE-Halt bleiben.
Über allem steht jedoch der dringende Bedarf einer massiven Kapazitätserweiterung im norddeutschen Schienennetz, um Lieferketten gewährleisten und die Betriebsqualität wieder auf ein gutes bis sehr gutes Niveau heben zu können.
Die IHKLW fordert
- die Planung und Genehmigung für eine massive Kapazitätserweiterung auf der Schienenstrecke voranzutreiben
- eine attraktive Fernverkehrsanbindung fortzuführen, den Regionalverkehr spürbar auszubauen und mehr Kapazitäten für den Güterverkehr zu schaffen
- die Akzeptanz bei Anrainern ggf. über übergesetzliche kompensierende Maßnahmen sicherzustellen, um das Projekt voranzubringen
- die Finanzierung sicherzustellen und den Bau zeitnah zu beginnen und verzögerungsfrei zu realisieren
- die „Amerikalinie“ den Bedarfen entsprechend aufzurüsten und als leistungsfähigen Schienenweg für Güter- und Personenverkehr zu sichern